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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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…«
    »Danke, aber ich trinke nicht«, antworte ich vielleicht ein wenig zu schnell.
    »Wie bitte? So wie Sie heißen … Und Sie trinken nicht? Na so was!«
    »So wie ich heiße? Wie meinen Sie das?«
    »John Daniels. Ist ›Jack‹ im Amerikanischen nicht die Kurzform von ›John‹? Also heißen Sie Jack Daniels , wie der berühmte Whisky. Pater Jack Daniels!«
    Eigentlich müsste ich ihn korrigieren und darauf hinweisen, dass Jack Daniel’s kein Whisky ist, sondern amerikanischer Whiskey – ein großer Unterschied. Aber ich verzichte darauf und wiederhole nur, dass ich nicht trinke. Und ich lächele über das Wortspiel.
    Ohne zu ahnen, dass ich den Spitznamen während der ganzen Reise behalten werde.
    »Schluss mit dem Geschwätz, Jungs«, sagt Durand. »Ihr wisst bereits über die Mission Bescheid, damit brauchen wir also keine Zeit mehr zu verlieren. Dies ist der Zivilist, den wir nach Venedig und wieder zurück bringen sollen. Punkt. Ihr lernt ihn während der Reise kennen. Irgendwelche Fragen?«
    Einer der beiden Italiener, deren Namen ich bereits vergessen habe, hebt die Hand wie ein Schüler im Klassenzimmer.
    »Ja, Marco?«
    »Gibt es eine Zulage wie bei einer Kriegsmission?«
    Durand schüttelt den Kopf. »Ich frage mich, wo das gute alte Streben nach Ruhm geblieben ist. Geld, immer nur Geld. Ihr denkt an nichts anderes. Wie dem auch sei, die Antwort lautet nein. Dies gilt nicht als Kriegseinsatz. Wir sind hinter niemandem her. Unsere Aufgabe besteht allein darin, diesen Zivilisten zum Ziel zu bringen und dafür zu sorgen, dass er anschließend mit heiler Haut hierher zurückkehrt. Keine große Sache, wie mir scheint.«
    »Vielleicht sind wir hinter niemandem her, wie Sie sagen, aber bestimmt wird jemand hinter uns her sein. Wie lange müssen wir dort draußen bleiben?«
    Durand sieht ihn einige Sekunden lang an, bevor er antwortet: »Bis nach Venedig sind es etwa fünfhundert Kilometer.«
    Der Italiener pfeift. »Fünfhundert Kilometer …«
    »Ich schätze, dass wir etwa zwanzig Kilometer pro Tag zurücklegen können, ohne dass wir uns zu sehr beeilen müssen. Es bedeutet, dass wir es in vier Wochen schaffen.«
    » Vier Wochen da draußen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Unmöglich! Und dann noch einmal ein Monat für die Rückkehr … Und wie lange bleiben wir in Venedig?«
    »Das hängt von Pater Daniels ab.«
    Alle Blicke richten sich auf mich.
    »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird«, sage ich ehrlich. »Keine Ahnung, wie viel Zeit ich brauche, sobald wir am Ziel sind. Vielleicht nur wenig.«
    »Oder vielleicht sehr viel«, brummt Karl Bune. »Vielleicht müssen wir lange in Venedig bleiben. Im Freien. In einer unbekannten Gegend …«
    In seiner Stimme liegt ein drohender Unterton. Dieser Ton ist es vermutlich, der Kardinal Albani veranlasst, vorzutreten und die Hände zu heben.
    »Ich bitte Sie, meine Herren. Diese Mission ist von enormer Bedeutung für die Kirche …«
    Bune knurrt etwas. Ich verstehe kein Wort, aber es klingt sehr abfällig.
    Durand bringt ihn mit einem Blick zum Schweigen, den der Kardinal nicht bemerkt.
    »Ihr seid der Arm der Kirche. Ihr seid unser Schild, unser Schwert …«
    »Wir scheinen eine ganze Menge zu sein«, kommentiert Bune und lacht leise.
    »Wenn diese Mission fehlschlägt, könnte das Schicksal der Kirche besiegelt sein. Aber wenn ihr Erfolg habt …«
    Plötzlich ist es mucksmäuschenstill.
    »Es stimmt, der Stadtrat hält diese Mission nicht für einen Kriegseinsatz, und deshalb hat er keine zusätzlichen Mittel bewilligt. Aber die Kirche hat ihre eigenen Ressourcen. Wenn ihr erfolgreich seid, erwartet euch ein großer Lohn. Er wird alle eure Erwartungen übertreffen.«
    » Wie groß wird er sein?«, fragt einer der beiden Italiener. »Geben Sie uns eine Vorstellung.«
    Der Kardinal hält den Atem an, bevor er antwortet. Ich stelle mir vor, wie sich hinter seiner Stirn die geistigen Zahnräder drehen, während er überlegt.
    Die offizielle Währung der Kirche ist die vatikanische Lira – der Euro verschwand schon nach kurzer Zeit, und heute erinnert sich kaum mehr jemand an ihn. Aber bei der Lira handelt es sich um eine rein virtuelle Währung. Es werden nur wenige Münzen geprägt, aus Silber und Kupfer – dafür schmilzt man alte Kabel ein –, und seit zwanzig Jahren tragen sie das Symbol der Sedisvakanz. Dafür zuständig ist die Münzanstalt des Vatikans, und die wenigen Geldstücke, die dort hergestellt werden, sind eigentlich nur eine

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