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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Damit kann ich momentan nichts anfangen.«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Ich bin mit der Religion der Jesuiten aufgewachsen. Die ersten Bücher, die sie mir zu lesen gaben, waren Abhandlungen, die die Existenz von Jesus infrage stellten. Und die ihn ganz anders beschrieben als die Kirche, insbesondere die katholische. Und doch bin ich hier. Nachdem ich jene Bücher gelesen habe, bin ich trotzdem in die Kirche eingetreten. Und ja, ich glaube noch an das Himmelreich, an die Wiederauferstehung der Toten.«
    Durand hebt einen Stein auf und wirft ihn in die Asche; etwas Staub wirbelt auf und wird sofort vom Wind erfasst. Dann stochert der Hauptmann erneut in der Asche, bis neue Flammen aus der Glut kommen. Ihr flackernder Schein gibt seinem Gesicht etwas Dämonisches.
    »Ich bin mehrmals zurückgekehrt, um mir den toten Papst anzusehen. Der Vatikan war eine wahre Goldgrube, und zusammen mit meinen Männern habe ich so viel wie möglich aus ihm herausgeholt. Als wir die Stazione Aurelia fanden, schloss sich der Kreis. Plötzlich hatten wir einen sicheren Ort für die Aufbewahrung unserer Beute.«
    »Aber welchen Sinn hatte das? Was wolltet ihr mit den Schätzen des Vatikans anfangen?«
    »Wir verwendeten sie als Handelsware. Gold für Lebensmittel.«
    »Wer könnte so verrückt sein, sich auf einen derartigen Handel einzulassen? Gold hat keinen Wert mehr.«
    »Sag das Mori und den anderen Mitgliedern des Stadtrats. Warum haben sie diese Mission wohl genehmigt? Nur weil Kardinal Albani versprochen hat, ihnen den Schatz des heiligen Markus zu bringen.«
    Durand hebt den Arm.
    Er deutet in die Nacht.
    Im Widerschein des Feuers sehe ich die Trauer in seinem Gesicht.
    »Jedes Mal, wenn wir in die Ruinen des Vatikans zurückkehrten, stattete ich dem toten Papst einen Besuch ab. Ich ging allein zu ihm, während sich meine Männer auf Einkaufstour begaben. Es war gewissermaßen meine private Audienz beim Papst. Jedes Mal sah ich einen Körper, der noch etwas mehr verwest war als beim letzten Mal. Aus einem der mächtigsten Männer der alten Erde wurde immer mehr faules Fleisch, von Würmern zerfressen. Ekelst du dich, John? Erfüllen dich meine Worte mit Abscheu? Ich habe mich vor dem geekelt, was mir meine Augen zeigten. Siebenmal bin ich zurückgekehrt, bis vom Papst nur noch ein Skelett übrig war. Wenn ich wieder in Rom bin – falls ich Rom jemals wiedersehe –, werde ich ihn erneut besuchen. Inzwischen ist er zu einem alten Freund geworden.«
    »Weiß sonst noch jemand davon?«
    »Nein. Ich habe es Adèle erzählt, aber sie kann es niemandem mehr verraten.«
    Er zieht einen Knochen aus der Asche. Es ist ein kleiner Wirbelknochen, vom Feuer geschwärzt. Durand pustet Aschereste fort, reinigt den Knochen mit dem Jackenärmel und steckt ihn ein.
    »Komm, machen wir uns auf den Weg. Wir haben schon genug Zeit verloren.«
    » Machen wir uns auf den Weg? Wieso hast du es dir plötzlich anders überlegt?«
    Durand dreht sich um und starrt mich an, als fiele es ihm schwer, mich zu sehen.
    »Ich habe es mir nicht anders überlegt. Ich bin noch immer davon überzeugt, dass wir es nicht bis nach Venedig schaffen.«
    »Warum willst du dann aufbrechen?«
    »Ich hoffe, dass es uns gelingt, Gottschall einzuholen. Ich habe eine Rechnung mit ihm zu begleichen.«
    »Aber das Ziel der Mission ist Venedig …«
    »Wettest du gern, John?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Aber ich wette, dass der verdammte Mörder nach Venedig unterwegs ist.«

29
    ABSCHIED
    Die Spuren der »größten und schnellsten Kirche Gottes auf Rädern« sind im Schnee kaum zu übersehen, auch wenn wir lange gebraucht haben, uns auf die Verfolgung vorzubereiten.
    Es hat länger gedauert als vorgesehen, den zweiten Hummer als Ersatzteillager zu verwenden und alle benötigten Teile auszubauen. Hauptgrund ist das Fehlen von Werkzeugen – Wenzels Kasten ist spurlos verschwunden.
    »Der verdammte Mistkerl hat sie in seinem Laster mitgenommen«, brummt Wenzel, als er sich daranmacht, eine Panzerplatte von der Motorhaube des Hummers zu lösen. Er hat keinen passenden Schraubenschlüssel und muss daher rohe Gewalt anwenden.
    Fast achtundvierzig Stunden lang flucht und brummt er ständig vor sich hin.
    Er muss alles allein machen, denn Durand sammelt Waffen, Munition und Proviant für die Reise, während sich Korporal Diop um Bune kümmert, dessen Zustand sich immer mehr verschlechtert. Er ist nicht der Einzige, dem es schlecht geht – immer wieder müssen wir uns übergeben. Dass

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