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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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fünf in der Nähe.«
    WIEDERHOLEN.
    »Er beschwört Tote.«
    Stille folgt. Auf dem Handy-Display leuchten in rascher Folge rote, blaue und grüne Punkte auf.
    Dann erscheint ein weiteres Wort.
    TÖTEN.
    Durand zögert nicht einen Sekundenbruchteil und macht Gebrauch von seinem großen Messer. Die Klinge schneidet tief ins Fleisch, und Blut spritzt bis in die Mitte des Raums, trifft mein Gesicht.
    Wie Marionetten, denen man die Fäden durchgeschnitten hat, sinken die fünf lebenden Toten hinter uns zu Boden.
    Durand stößt einen triumphierenden Schrei aus.
    Ich drehe mich um.
    Alessia ist verschwunden.
    Auf einmal merke ich, wie kalt und feucht der Raum ist. Der Gestank der Leichen steigt mir ganz plötzlich in die Nase.
    Durand legt das Handy auf die Armlehne des steinernen Throns, kommt auf mich zu und streckt die Hand nach meiner Stirn aus. Mit dem Zeigefinger und dem Blut des Patriarchen malt er mir ein Symbol auf die Haut.
    TÜR , tönt die Stimme aus dem Handy. Ist es die Stimme einer Frau?
    Das Symbol auf meiner Stirn scheint ein Dreieck zu sein.
    Durand wendet sich wieder dem toten Patriarchen zu, schöpft sein Blut mit der Hand und schmiert es sich ins Gesicht, bis eine Art Maske daraus wird.
    »Mission erfüllt«, sagt er. »An was erinnert dich dies?«
    Ich schüttele den Kopf.
    AKTIVIEREN.
    »Hast du nie den Film Apocalypse Now gesehen?«
    »Nein.«
    ZEIT.
    »Ich habe meine Befehle ausgeführt. Jetzt bleibt nicht mehr viel zu tun. Wir müssen nur den Wagen beladen, dann geht’s nach Hause. Du hilfst mir beim Aufladen. Anschließend kannst du hierbleiben, wenn du willst.«
    KALT.
    NIE.
    BEHALTEN.
    Ich antworte nicht. Ich will nichts mehr hören, von niemandem. Mit gesenktem Kopf falte ich die Hände und spreche ein Gebet, für Legion und die Toten dieses Tages.
    »Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen …«
    Durand schnaubt. »Obwohl, wenn ich darüber nachdenke … Ich könnte es auch allein schaffen. Es ist ein bisschen anstrengender und dauert etwas länger, aber ich komme auch ohne dich klar.«
    BOMBE.
    »Wir haben einige Heizöltanks gefunden und genug Treibstoff für die Heimfahrt. Entscheide dich. Entweder hilfst du mir und kehrst nach Rom zurück, oder du bleibst hier und stirbst.«
    STARK.
    NIE.
    GEFAHR.
    Ich hebe den Blick. Im blutigen Gesicht leuchten Durands Augen wie die eines Irren.
    Die Machete berührt meinen Hals, drückt zu und zwingt mich, den Kopf zu heben.
    »Hast du deine Wahl getroffen?«, zischt Durand.
    Sein Atem stinkt faulig.
    Ich blicke zur Leiche des Patriarchen.
    Für einen Moment erstarre ich ungläubig.
    Dann formen meine Lippen ein Lächeln.
    Legions Arm ruckt nach oben und schlägt Durands Machete fort. Die Klinge kratzt über meine Wange und dann über die Wand.
    Mit meinem ganzen Gewicht werfe ich mich dem Franzosen entgegen.
    Legions Arm ist erschlafft und wieder nach unten gesunken.
    Das kurze Wunder, das mich gerettet hat, ist bereits vorbei.
    Durand ist viel stärker als ich, aber auch am Arm verletzt. Es gelingt mir, ihn zu Boden zu werfen und dort festzuhalten, aber als ich schon an einen Sieg glaube, sehe ich mich plötzlich eines Besseren belehrt. Mein Gegner dreht sich auf die Seite, und plötzlich ist er auf mir, und seine Fäuste trommeln auf mich herab, die rechte ein wenig schwächer als die linke.
    Es gab und gibt keine Hoffnung, diesen Kampf zu gewinnen. Ich habe tagelang nichts gegessen, und hinzu kommt die Erschöpfung, die sich im Lauf der Reise angesammelt hat.
    Zwar schaffe ich es irgendwie, wieder auf die Beine zu kommen, aber ich muss vor Durand zurückweichen, zur Mitte des Raums, wo sich das Becken mit dem Wasser befindet. Ein Schlag hat mich am Auge getroffen, und durch einen Schleier aus Blut beobachte ich, wie sich das Gesicht des Hauptmanns in eine dämonische Fratze verwandelt.
    Ein wuchtiger Hieb betäubt meine Wange, und ein Tritt gegen das Knie bringt mich zu Fall – ich finde mich bäuchlings auf dem Boden wieder.
    Durand hebt die Machete auf und kommt mit langsamen Schritten näher. Ich habe nicht die Kraft, noch einmal aufzustehen.
    Er ergreift mein Haar und zieht mich zum Becken.
    »Möchtest du ein letztes Mal beten, Priester? Oder soll ich das für dich erledigen? Mein Gott ist mächtiger als deiner!«
    Ich schüttele den Kopf und denke daran, wie dumm und infantil diese Worte sind. Meine Oberlippe ist aufgeplatzt, und mir brummt der Schädel.
    Durands Handy spielt verrückt.
    Die Stimme wiederholt

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