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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Geschöpfe umzingeln Diop und Wenzel, bedecken sie wie mit einem Mantel aus Armen, Zähnen und Klauen.
    Von einem Augenblick zum anderen wird die Tür wieder undurchsichtig, und das Heulen des Winds ist kaum mehr zu hören.
    Alessia hebt eine Öllampe auf und zündet sie an.
    Im Licht der Lampe führt sie mich durch einen langen Korridor, rechts und links gesäumt von Dutzenden bis zur Decke reichenden Grabnischen. Die Marmorplatten, die sie einst verschlossen haben, liegen auf der Seite. Von den Knochen sind nur noch Splitter übrig – jemand scheint sie zertrümmert zu haben.
    Ich möchte Alessia fragen, wer dies getan hat, doch ich staune viel zu sehr über das, was mir meine Augen zeigen.
    Am Ende des Korridors, erhellt von Fackeln an den Wänden, erstreckt sich ein runder Raum mit einem Durchmesser von mindestens zwanzig Metern. In der Mitte dieses Raums befindet sich ein mit Wasser gefülltes Becken. Und auf der gegenüberliegenden Seite …
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums sehe ich das Wesen, das einen Weg in mein Bewusstsein gefunden hat.
    Es sitzt lässig auf einem steinernen Thron und hat jetzt nichts Würdevolles. Sein zitternder Leib vermittelt den Eindruck von Schmerz, von tiefer Erschöpfung.
    »Es wird ihm nicht lange gelingen, die drei Männer zurückzuhalten«, flüstert Alessia und richtet einen bewundernden Blick auf das Geschöpf.
    Der Patriarch, der sich selbst »Legion« nennt, wie der Dämon in der Bibel, sitzt zusammengekauert. Die langen Arme sind um den Körper geschlungen, die Krallen bohren sich in seinen Leib, hinterlassen tiefe Wunden darin, die sich sofort wieder schließen. Gelegentlich bewegt sich der Kopf, ruckartig, wie in einem Krampf. Die Rückenlehne des steinernen Throns ist voller Blut.
    Mein Sohn, meine Tochter … Geht. Sie werden bald hier sein.
    Die Worte explodieren regelrecht in meinem Kopf.
    Und sie bringen schrecklichen Schmerz.
    Ich sinke auf die Knie.
    »Ich muss dich sprechen!«
    Die Zeit reicht nicht.
    »Meine Mission hat überhaupt keinen Sinn, wenn ich nicht mit dir reden kann.« Ich stoße die Worte zwischen meinen Zähnen hervor, die so fest zusammengebissen sind, dass sie zu splittern drohen.
    Du musst gehen.
    »Komm mit mir nach Rom!«, rufe ich mit meiner letzten Kraft.
    Der Patriarch lacht in meinem Kopf. Der Schmerz lässt nach.
    Nach Rom? Weshalb? Um dort auf dem Scheiterhaufen zu sterben?
    »Der Kardinal beabsichtigt ein Konklave. Du bist der Patriarch dieser Stadt …«
    Das ist lächerlich. Dein Kardinal wird meine Autorität nie anerkennen. Und jetzt geh. Geht beide.
    Wieder zuckt der Kopf des Wesens, und das Gesicht wird zu einer Grimasse.
    Ein Teil des Schmerzes, den es empfindet, erreicht mich. Ich muss mich am Thron festhalten, um nicht zu Boden zu sinken.
    Gefällt dir mein Thron? Meine Gläubigen haben ihn von Torcello hierher gebracht. Man nannte ihn »Thron des Attila«. Und jetzt gehört er mir. Wie kannst du glauben, dass jemand, der auf Attilas Thron sitzt, an einem Konklave teilnimmt?
    Ich schüttele den Kopf.
    Das Absurde meiner Mission trifft mich wie ein Fausthieb.
    Habe ich wirklich geglaubt, dieses Wesen nach Rom bringen und es dort Albani als Patriarchen von Venedig präsentieren zu können? Wie kann ich nur so dumm gewesen sein?
    Ich BIN der Patriarch, ertönt die Stimme in meinem Kopf. Die Bürger von Venedig haben mich gewählt, als die sieben Plagen Ägyptens diese Stadt heimsuchten. Ich habe mein Volk geheilt! Ich habe es gerettet! Und so wurde jener, den man für ein Monstrum hielt, zum Heiland. Und aus Dank gaben mir die geretteten Menschen diesen Thron und den Titel des Patriarchen. Zu Beginn, bevor die Dogen regierten, war Venedig eine patriarchalische Stadt. Meine Autorität geht auf die ersten Apostel zurück.
    Dass dieses monströse Wesen sich gewissermaßen zum Christentum bekennt, verunsichert mich zutiefst. Ich spüre, wie Dinge in mir in Bewegung geraten, wie die Grundfesten meines Selbst erbeben und all das erschüttern, woran ich bisher geglaubt habe. Dieses Geschöpf mit dem insektenhaft glatten Gesicht und der Stimme, die in meinem Kopf von den sieben Plagen spricht … Es stellt alles in mir infrage.
    Deine Religion ist tot, sagt das Wesen, und diesmal ist seine Stimme fast sanft und zärtlich. Ich bin kein Christ. Die Formen deines Glaubens, seine Titel und Prinzipien, sind das Gerüst der neuen Religion, die ich predige. Du hast es gesehen: Wenn sogar mein größter Feind David Gottschall zu einem

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