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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Augen.
    »Hast du das Funkgerät dabei? Du weißt schon, welches ich meine.«
    »Ja.«
    Maxim kratzt sich am Kopf. Haarschuppen fallen ihm auf die Schulter des Laborkittels.
    »Mir ist aufgefallen, dass in deinem Rucksack die Bibel fehlt. Und du hast das Kreuz vom Pullover entfernt.«
    »Wohin wir gehen, sind Bibel und Kreuz vielleicht nicht gern gesehen.«
    »Aber an deinem Pullover bemerkt man es noch. Siehst du hier? Wo sich das Kreuz befunden hat, ist der Stoff dunkler. Als hätte es einen Abdruck hinterlassen. Und die Bibel … Sie steckt in dir.«
    »Mag sein.«
    »Ich weiß nicht, ob das genügt. Von einigen Geschöpfen dort draußen heißt es, sie könnten Gedanken lesen.«
    »In dem Fall sollte ich besser versuchen, an nichts zu denken.«
    »Soldaten fällt so etwas nicht weiter schwer. Bei dir sieht die Sache vermutlich anders aus.«
    »Wir werden sehen.«
    »Ja. Wir werden sehen. Leb wohl, John.«
    »›Leb wohl‹ klingt zu dramatisch. Mir ist ein Ciao lieber. Verabschieden wir uns auf italienische Art.«
    »Dann also ciao , John.«
    » Ciao, Maxim.«
    Ich setze den Rucksack auf und verlasse den Raum, der all die Jahre mein Zuhause gewesen ist. Ich sehe nicht zurück – dort drin gibt es nichts mehr für mich. Ein Freund steht dort, das ist wahr, aber Freundschaft trägt man in sich. Wie Sehnsucht und Reue. Man muss sich zwingen, es so zu sehen, wenn man in dieser schrecklichen neuen Welt überleben will. Dass Liebe und Zuneigung eine kleine Flamme im Herzen sind. Wenn man sich umdreht, wenn man versucht, zu den Orten und Personen zurückzusehen, die einem lieb und teuer gewesen sind … Dann riskiert man, zur Salzsäule zu erstarren, wie es in der Bibel mit Lots Frau geschah.

4
    HINAUS!
    Mühsam gehe ich die Treppe zum Ausgang hoch.
    Der Rucksack ist schwer, und seine Gurte üben unangenehmen Druck auf die Schultern aus. Doch was ich trage, ist nichts im Vergleich mit der Ausrüstung, die die Schweizergardisten mit sich schleppen, abgesehen von den Waffen und ihren schusssicheren Westen. Sie haben Helme in der Art von amerikanischen Marines, ausgestattet mit Nachtsichtgeräten. Ich habe ebenfalls einen, am Rucksack befestigt. Vorsichtig rücke ich den Riemen der Schmeisser zurecht und versuche, die Waffe so zu tragen wie die anderen. Wie man sie benutzt, weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus, dass es mir früher oder später einer von ihnen erklärt.
    Ein Mann, der es sehr eilig hat, stößt mich zur Seite, und ich pralle gegen die Wand.
    Der Rucksack schwingt herum und raubt mir das Gleichgewicht – ich gehe zu Boden. Der Helm löst sich vom Haken und rollt zur gegenüberliegenden Wand.
    »Bahn frei!«, ruft Karl Bune und rast an mir vorbei. Den Stoß habe ich von ihm bekommen. Mit all den Waffen und dem Gepäck füllt er mehr als die Hälfte des Tunnels aus. Wie ein durchgegangenes Pferd stürmt er in Richtung Ausgang, und ich staune darüber, wie er mit all dem Gewicht so schnell laufen kann.
    Hauptmann Durand stellt sich ihm in den Weg.
    »Stehen bleiben, Soldat!«
    Bune verharrt abrupt und nimmt Haltung an.
    »Jawohl, Herr Hauptmann!«
    »Wohin willst du?«
    »Nach draußen, Herr Hauptmann!«
    »Hör auf, den Clown zu spielen, Soldat Bune.«
    »Ich wollte nur gebührenden Enthusiasmus zeigen. Bei allem Respekt, Hauptmann, ich bin ein Soldat der Päpstlichen Schweizergarde, kein Clown. Clowns trugen bunte Kleidung und große rote Gumminasen.«
    Der Hauptmann schüttelt den Kopf.
    »Rühren, Soldat. Und lauf nicht mehr. Wenn du dir unterwegs das Bein brichst, müssen wir dich zurücklassen.«
    »Damit ich von den Eingeborenen behandelt werden kann, Hauptmann? Damit sie mir beibringen, wie man Hula tanzt?«
    »Unterricht im Kochen halte ich für wahrscheinlicher. Mit dir in der Pfanne. Geh jetzt.«
    Bune salutiert und marschiert zum Ausgang.
    Durand hilft mir beim Aufstehen. »Alles in Ordnung, Pater? Haben Sie sich verletzt?«
    Ich erhebe mich und klopfe mir Staub von der Jacke.
    »Nur mein Stolz ist ein wenig lädiert.«
    »Das tut besonders weh, heißt es. Haben Sie etwas gegessen?«
    »Ich hatte keinen Hunger.«
    Und jetzt erst recht nicht, nachdem ich dich gerochen habe , hätte ich gern hinzugefügt. Ein ekelhafter Gestank geht von Durands Kleidung aus, und ich habe ihn auch wahrgenommen, als Bune an mir vorbeilief.
    »Essen Sie etwas, Pater Daniels. Heute Nacht gehen wir nicht weit. Sie werden sich schon ans Marschieren gewöhnen, aber es liegt ein langer und beschwerlicher Weg vor uns,

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