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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Schweigen aufhört.
    Adèle zuckt zusammen.
    Die Antwort kommt von Durand.
    »Die Stazione Aurelia hat nur wenige Bewohner. Jene, die Sie hier sehen, und einige Wächter.«
    »Aber dieses Gebäude würde doch viel mehr Personen Platz bieten«, erwidere ich erstaunt und deute auf die wenigen, die am Tisch sitzen; es sind nur etwa zwanzig.
    »Die Lage hier ist nicht ganz … unproblematisch«, sagt Adèle leise.
    »Das Leben an diesem Ort ist nicht so einfach, wie es vielleicht zu sein scheint«, fügt Diakon Fiori hinzu.
    »Außerdem ist dies keine Siedlung, nur eine Art Kontrollpunkt«, fügt Hauptmann Durand hinzu. »Für mehr als dreißig Personen ist er gar nicht gedacht.«
    »Das Leben hier scheint mir sicher nicht schlechter zu sein als das im Neuen Vatikan«, wende ich ein.
    Durand zuckt mit den Schultern. »Sie sind erst seit kurzer Zeit hier. Sie können das noch nicht beurteilen.«
    Nach dem Essen zeigt mir Doktor Adèle Lombard die »Farm«, wie sie sie nennt: der Ort, wo die Nahrungsmittel produziert werden, die wir beim Essen genossen haben. Niemand sonst schließt sich uns an.
    Die »Farm« besteht aus mehreren unterirdischen Räumen, erhellt von Leuchtflächen an der Decke, deren Licht dem der Sonne ähnelt.
    »Wir versuchen, hier einen Tag-Nacht-Rhythmus einzuhalten, vor allem für die Pflanzen«, erklärt Adèle. »Wir haben das Glück, über eine Wasserquelle zu verfügen, die nie versiegt.«
    »Wir auch. Der Neue Vatikan, meine ich.«
    »Ich weiß. Bei euch werden ebenfalls Pilze gezüchtet, nicht wahr?«
    »Ja. Aber sie sind nicht so prächtig wie eure.«
    »Danke.«
    »Das hier ist Spargel?«
    »Ja.«
    »Unglaublich. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal Spargel gesehen habe.«
    »Das ist noch gar nichts. Kommen Sie, ich zeige Ihnen etwas.«
    Adèle zieht einen dicken Vorhang beiseite, und dann noch einen. Wie die Vorhänge früherer Kinos.
    Wir betreten einen anderen, düsteren Raum mit grünlichem Licht. Ein seltsamer, unangenehmer Geruch erwartet uns.
    Als sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt haben, sehe ich ein großes, auf zwei Böcken ruhendes Kunststoffbecken. Es ist eins dieser Bassins, die einst als Planschbecken im Freien verwendet wurden. Aus ihm läuft das Wasser in einen kleinen, tiefer angeordneten Behälter, und von dort aus in einen weiteren. Aus dem letzten und kleinsten Becken fließt das Wasser schließlich durch ein Gitter im Boden ab.
    Adèle deutet auf das große Bassin ganz oben.
    »Da drin sind unsere Karpfen. In das Becken geben wir unsere nicht wiederverwertbaren organischen Abfälle. Ich meine die, die wir nicht fürs Düngen verwenden. Die Karpfen ernähren sich davon. Das von ihren Exkrementen angereicherte Wasser fließt ins nächste Becken …«
    Sie zeigt auf das zweite Bassin. Von dem Wasser darin ist kaum etwas zu sehen; die Blätter und Blüten von Seerosen bedecken es.
    »Die Seerosen filtern das Wasser und ernähren sich von den Abfallstoffen aus dem oberen Becken. Die Wurzelstöcke der Seerosen enthalten viel Stärke. Rein theoretisch sind sie essbar, aber wir füttern die Tiere damit. Die Blüten hingegen haben Heilkräfte. Sie erleichtern den Schlaf und helfen gegen Husten und Bronchitis.«
    »Ich dachte, Seerosen lieben den Sonnenschein.«
    »Ja. Aber in diesem Raum verläuft der Tag-Nacht-Rhythmus nicht synchron mit dem in den anderen Zimmern. Fragen Sie mich nicht nach dem Grund. Unser Ökosystem ist recht kompliziert.«
    Aber sehr behaglich, hätte ich gern kommentiert. Die Temperatur hier unten beträgt mindestens achtzehn Grad. Ein Paradies im Vergleich mit dem Neuen Vatikan.
    »Das dritte und letzte Becken beherbergt diese netten Tierchen …«
    Adèle streckt die Hand ins Wasser, und als sie wieder zum Vorschein kommt, sehe ich darin Dutzende von kleinen, grauen, gläsern wirkenden Garnelen.
    »Hübsch«, sage ich.
    »Und lecker«, fügt Adèle hinzu und lässt sie ins Wasser fallen. »Sie sind die Grundlage verschiedener Speisen und bei uns recht beliebt.«
    Sie zeigt auf das Gitter im Boden.
    »Dort unten wird das Wasser von sechs organischen und chemischen Filtern gereinigt und kann schließlich wiederverwendet werden, falls das nötig ist.«
    »Ich dachte, Sie hätten eine unversiegbare Quelle.«
    Adèle schneidet eine Grimasse, mit der ich nichts anzufangen weiß. »Man sollte dem Glück besser nicht zu sehr vertrauen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen noch etwas anderes.«
    »Ich würde mir gern Ihre Aufzucht ansehen. Es ist Jahre

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