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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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funktionieren könnte, erscheint mir absurd. Fast andächtig wird das Gerät mit der Steckdose verbunden, mit einem Respekt wie bei einem Weinkenner, der eine besonders wertvolle Flasche öffnet.
    Der Diakon hat mir einige alte CDs gezeigt. Die meisten sind nicht mehr zu gebrauchen, weil die dünne Schicht aus Schutzlack abgeblättert ist. Andere weisen Risse auf oder sind völlig zerkratzt.
    Die einzige CD, mit der sich noch etwas anfangen lässt, ist die Paukenmesse von Haydn. Die »Messe in Zeiten des Krieges«. Eine Musik, die mich immer mit ihrer Kraft und Vitalität beeindruckt hat. Ganz anders als diese Versammlung von lebenden Toten, die so stehen, als hielte sie jemand an unsichtbaren Fäden – auf meine Worte reagieren sie rein mechanisch.
    Ich habe mit anderen Reaktionen gerechnet.
    Während ich die Messe zelebriere, stehe ich mit dem Rücken zu den Gläubigen. Nach dem Leid beten wir auf diese Weise; so hat es der Kardinal-Camerlengo entschieden. Das Zwiegespräch mit Gott ist den Menschen genommen, denn sie haben gesündigt, als sie die Erde zerstörten. Nur der Priester darf das Tabernakel ansehen. In diesem Fall handelt es sich dabei um einen Eiscremebecher mit einem kleinen weißen Tuch. Der Becher enthält zwanzig möglichst klein und dünn geschnittene Brotscheiben. Schon das kommt einem Wunder gleich. Die letzte Kornähre starb vor zwanzig Jahren. Dies ist kein echtes Brot, wie man mir erklärt hat. Das Mehl, aus dem es gebacken wurde, stammt aus einem neu gezüchteten Getreide, einer Mischform, die hier im Licht von Neonlampen gedeiht. Aber der Geschmack ähnelt dem von echtem Brot.
    Es gibt auch Wein, und das erscheint mir normaler, auch wenn ich seit Jahren keinen getrunken habe. Die Reben, von denen er stammt, und die Hände, die ihn gekeltert haben, sind Asche. Aber der Geschmack ist noch immer ganz da, berichtet von fruchtbarer Erde und warmer Sonne.
    Brot, Wein und der Glaube.
    Eines dieser drei Elemente fehlt mir.
    Trotzdem spreche ich die richtigen Worte und bewege mich so, wie es das Ritual von mir verlangt. Ich preise den Herrn und rufe Ihn an, bekenne mich zusammen mit den Leuten zum Glauben, die hinter mir stehen und für diese kurze Zeit meine Gemeinde sind.
    Schließlich drehe ich mich um und nähere mich mit Becher und Hostien den Gläubigen.
    Doch nur zwei von ihnen treten vor, um das Abendmahl zu empfangen. Die anderen bleiben stehen, mit gesenktem Kopf. Mein Blick geht zur Frau neben dem Diakon. Auch sie hält den Kopf gesenkt, aber ich bemerke die Tränen auf ihren Wangen und das Zittern in ihrem Hals – sie versucht, nicht laut zu schluchzen.
    Ich habe erwartet, dass die Gläubigen nach der Messe noch etwas bleiben, um mit mir zu reden. Stattdessen lassen sie mich allein, und ich widme mich den Dingen, die ich beim Gottesdienst benutzt habe. Ich nehme die improvisierte Stola ab und falte sie ebenso sorgfältig wie eine echte, wie eine jener bestickten und vergoldeten Stolen, die früher bei Messen verwendet wurden. Anschließend esse ich die übrig gebliebenen Hostien eine nach der anderen, damit sie nicht entweiht werden können.
    Das ist eine Sache, die ich nie verstanden habe. Welche Entweihung kann schlimmer sein als die, das heilige Brot und den heiligen Wein durch den menschlichen Körper zu schicken, auf dass beides mit Kot und Urin ausgeschieden wird?
    Aber ich habe gelernt zu gehorchen. Die Kirche ist keine Demokratie.
    Als der Eiscremebecher leer ist, zögere ich unschlüssig. Es ist ein schwerer Becher, aus einem Metall, das Silber ähnelt. Er hat eine einfache, essenzielle Form, ist damit gewissermaßen ohne Zeit. Häufige Verwendung hat zahlreiche Kratzer an ihm hinterlassen, und außen ist er matt geworden. Aber innen glänzt er noch. Ich fühle sein Gewicht in der Hand, und für einen Moment gebe ich mich der dummen Vorstellung hin, den Gral zu halten.
    Jemand klopft an die Tür.
    »Herein«, sage ich.
    Die Tür öffnet sich, und ich sehe die alte Frau, die den Diakon begleitet hat.
    »Darf ich eintreten, Pater?«
    »Natürlich. Kommen Sie.«
    Die Frau ist sehr klein. Früher einmal muss sie größer gewesen sein und vielleicht sogar schön, doch jetzt wirkt sie wie ein vertrockneter Baum.
    Als ich sie aus der Nähe sehe, wird mir klar, dass sie gar nicht so alt ist, wie ich zunächst geglaubt habe. Sie kann kaum älter sein als ich. Müdigkeit lässt sie so greisenhaft aussehen und zwar eine Müdigkeit, die nicht nur den Körper betrifft.
    »Wie kann ich Ihnen

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