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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Pfützen.
    Ganz hinten in der riesigen leeren Halle brennen fünf oder sechs Feuer.
    Ich fühle mich plötzlich in das alte italienische Buch Pinocchio versetzt.
    Wir sind im Bauch eines Wals.
    Als wir uns den Feuern nähern, sehen wir Etagenbetten an der Rückwand der Garage. Laken und Decken hängen herunter – die Betten scheinen in aller Eile verlassen worden zu sein.
    Der Anführer nähert sich uns und gestikuliert mit einer Hand. Nicht vier Männer begleiten ihn jetzt, sondern zehn, doch sie sind nicht besser bewaffnet als zuvor. Vielleicht, so überlege ich, halten sie die beiden Hummer und unsere Waffen für eine Art Weihnachtsgeschenk.
    »Steigt aus, kommt her, habt keine Angst.«
    Durand kommt der Aufforderung als Erster nach. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, was hinter der starren Maske seines ausdruckslosen Gesichts vor sich geht.
    Er steigt mit einer Ruhe aus, die vielleicht nur gespielt ist, oder auch nicht. Er ist schwer zu durchschauen.
    Durand geht zu dem Mann mit der schwarzen Mütze und schüttelt ihm die Hand.
    »Hauptmann Marc Durand«, stellt er sich vor.
    »Himmel, ich weiß, das hast du schon gesagt. Ich bin nicht taub, obwohl …«
    Instinktiv hebt er die Hand zur Schläfe und lässt sie dann wieder sinken.
    »Ich bin Davide Tucci, Konnetabel des Herzogs von Urbino. Ich habe gerade mit dem Herzog gesprochen. Ihr seid in unserer Stadt willkommen.«
    Das Lächeln auf seinen Lippen ist wie ein Kleidungsstück in der falschen Größe – es passt einfach nicht zu ihm. Aber die Läufe der Waffen seiner Eskorte bleiben auf den Boden gerichtet, obwohl ich bezweifle, dass sie gesichert sind.
    »Ihr könnt die Schlüssel stecken lassen. Und was die Waffen betrifft … Überlasst sie meinen Begleitern; sie werden sich gut darum kümmern.«
    Durand steht reglos da.
    »Vielleicht sind Sie taub, Hauptmann«, sagt der angebliche Konnetabel des Herzogs.
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Dann dürften Sie verstanden haben.«
    »Habe ich, ja. Tut mir leid, aber unter diesen Bedingungen bin ich gezwungen, auf die Gastfreundschaft des Herzogs zu verzichten.«
    Tucci kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Die Gastfreundschaft des Herzogs abzulehnen ist nicht besonders klug.«
    »Wenn es nach mir ginge … Ich würde Ihnen gern meine Pistole überlassen. Aber einige meiner Männer sind da schlechter dran als ich. Ihre Waffen sind mit den Händen verschmolzen – sie können sie nicht mehr loslassen. Man müsste ihnen die Arme amputieren, um sie von ihren Waffen zu trennen.«
    Der Konnetabel grinst.
    »Ein solches Phänomen würde ich mir gern ansehen.«
    »Sie sitzen in den Geländewagen«, erwidert Durand ruhig. »Gehen Sie nur, und werfen Sie einen Blick auf die Männer.«
    Tucci sieht zu den beiden großen Fahrzeugen mit den getönten Scheiben. Ihre Motoren laufen noch. Wenn sie plötzlich losrollten, würden sie ihn und seine Männer unter sich zermalmen.
    Wütend nimmt Tucci die Mütze ab, und ich beobachte, wie Durands Augen groß werden. Dann sehe ich, was ihn so erstaunt hat.
    Die rechte Hälfte von Tuccis Schädel besteht aus glänzendem Metall.
    »Was starrst du mich an?«, knurrt der Mann und richtet seinen Blick auf mich. »Was gibt es da zu gaffen?«
    »Nichts weiter.«
    »Eben.«
    Erneut sieht er zu den getönten Scheiben der Geländewagen, ohne zu erkennen, was sich hinter ihnen befindet.
    Wenn Tiger schnurren könnten, so würde es sich anhören wie das Brummen der beiden Hummer. Ein Geräusch, das ruhig klingt, aber auch Gefahr bedeutet.
    Tucci kratzt sich am Kopf. Als seine Finger das Metall berühren, zuckt die Hand zurück.
    Er wirkt noch immer zornig.
    »Ihr seid Gäste des Herzogs und werdet euch an seine Regeln halten.«
    »Danken Sie ihm für seine Gastfreundschaft«, erwidert Durand, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Aber meine Männer und ich halten uns an die Regeln der Heiligen Römischen Kirche.«
    Die Gewehrläufe der Männer kommen ein wenig nach oben. Ein falsches Wort, eine falsche Geste, und in der Tiefgarage bricht die Hölle los.
    Für einen Moment bin ich fast sicher, dass Tucci seinen Männern befehlen wird, das Feuer zu eröffnen. Doch dann erklingt eine Stimme, die von Autorität kündet und bis in alle Ecken der großen Halle zu hören ist.
    »Lass sie herein, Davide. Die Kirche bürgt für sie. Und außerdem … Wir bekommen hier so wenig Besuch, dass wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen sollten. Ich habe alles gehört, bin sehr aufgeregt

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