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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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war schrecklich, aber ich hatte das Gefühl, dass ich um unser beider Le­ben kämpfte. Ich schaffte es irgendwie, Caprice sicher auf die andere Seite zu bringen, doch dann realisierte ich, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich nun hingehen sollte.
    Sicher nicht zurück zur Schule. Ich hatte die Schule bereits in der zehnten oder elften Schulstufe abgebrochen. Ich erinnere mich, dass mich eines Tages ein Lehrer aufforderte, nach dem Unterricht noch zu bleiben. Was ist denn jetzt schon wieder? , dachte ich mir. Wes­wegen werde ich denn dieses Mal zusammengestaucht? Er gab mir ein Beurteilungsformular, sodass ich bewerten konnte, was ich von diesem Unterricht für Hochbegabte hielt, an dem ich teilnahm. Unterricht für Hochbegabte? Ich hatte ja keine Ahnung; niemand hatte das je erwähnt. Ich saß also da, füllte diesen lächerlichen Ja-Nein-Fragebogen aus, als ich durch das Fenster einen Baum betrachtete. Während ich raussah, löste sich ein Blatt und flatterte zu Boden. Als es landete, hatte ich eine starke Eingebung: Ich vergeude mein Leben. Die Zeit vom Stamm zum Boden ist die Zeit, die ich noch habe .
    Ich stand von meinem Stuhl auf und verließ das Gebäude; ich ging nie mehr zur High School zurück. Ich kämpfte gegen den ge­samten Schulbezirk und bekam die Berechtigung, eine experimen telle Schule für Erwachsene zu besuchen, die mich meinen High- School-Anforderungen nachkommen ließ. Das war gigantisch. Das war eine andere Art von Kampf; ich kämpfte nicht dagegen an, in einen Trog geworfen zu werden, und ich schrie auch keinen dummen Lehrer an; ich machte mich für etwas stark, was für mich bedeutsam war, und die Tatsache, dass ich bekam, was ich wollte, veränderte et­was in mir.
    Nach Caprice kaufte ich mir ein Halbblut-Araber-Fohlen, eines der ältesten und besten Pferdegeschlechter der Welt. Er war zu jung, um geritten zu werden, also brachte ich ihm bei, einen Sattel zu tragen, ein bisschen zu gehorchen, Stimmsignalen zu folgen und einen Karren zu ziehen, also war er teilweise trainiert. Schließlich ver schaffte ich mir den Job, in einem Showstall für einen Typen namens Mike Nielson zu arbeiten, der ein international anerkannter Trainer von Jagd- und Sprungpferden war. Ich verkaufte meinen Halbaraber, um ein verwahrlostes Pferd zu kaufen, das ich in einem Außenstall fand. Sie war eine blauäugige, cremefarbene Stute mit rosa Haut, die mit Wundschorf (engl.: scabs ) bedeckt war; daher ihr Spitzname »Scabby«. Sie sah aus wie ein Einhorn, das sein Horn abgeworfen hat. Ich taufte sie Chelsey Morning nach dem Joni-Mitchell-Lied »Chelsea Morning«. Sie ließ mich sogar bei sich im Stall schlafen; ich konnte mich an ihr Vorderbein und ihren Hals kuscheln.
    Man sagte mir, dass es in der Showwelt keinen Platz für ein rosafarbenes Pferd wie mein magisches hornloses Einhorn gäbe; den noch führte ich sie oft vor und siegte. Mike sagte mir, dass ich mit ihr nicht weiterkommen würde. »Sie ist ein gutes Mädchen, aber hat eben die falsche Farbe.« Ich hasste es, Chelsey zu verkaufen, aber ich brauchte ein Pferd mit einer normalen Farbe, wenn ich größere na tionale Wettbewerbe gewinnen wollte. Also kaufte ich den kupfer farbenen Hengst Squirrel und gab ihm den Shownamen Wo Tut Es Weh ? (In der Pferdewelt haben die Pferde für gewöhnlich einen Spitznamen und einen längeren, imposanteren Shownamen. Squirrels Showname stammte von einem Kinofilm, dessen Titel mir besonders treffend schien.) Er war ein junger Vollblüter, der total wild, agil und schön war. Ich bekam ihn günstig, da ihn niemand sonst reiten konnte. Es war mein Traum, ein Pferdetrainer so wie Mike zu werden. Mein Plan war, Squirrel zu trainieren und so Mike meine Fä higkeiten zu beweisen und mich zu seiner anerkannten Assistentin hochzuarbeiten.
    Unterdessen war meine offizielle Bezeichnung bei Pferdeshows je doch »Stallmädchen«. Ich schlief in der Sattelkammer und wachte um drei Uhr morgens auf, um die Pferde sauber zu machen und zu füttern und die Ställe auszumisten. Ich bereitete die Pferde für die Show vor und ritt sie, wenn es nötig war. Doch wenn ich zu einem Festessen eingeladen wurde, nachdem jemand eine Siegerschleife gewonnen hatte, riskierte ich, Mike in Verlegenheit zu bringen – ich war allzu seltsam und feindselig; ich wusste nicht, wie man bei Tisch mit Silberbesteck isst. Einmal, als ich versuchte, ein Steak durchzusägen, landete es auf dem Schoß einer Frau, die den Titel »Bestgekleidete Frau von Covina«

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