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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zähen Widerstand leisten würdest, wenn jemand versuchte, sie dir wegzunehmen.« Severn wollte sich mit seinem Bruder nur einen Scherz erlauben; aber sobald ihm diese Worte entschlüpft waren, bereute er sie sofort wieder. Vor zehn Jahren hatte jemand tatsächlich versucht, Rogan eine Ehefrau wegzunehmen, und er hatte so heftig darum gekämpft, sie zurückzuholen, daß dabei zwei seiner Brüder ums Leben gekommen waren.
    »Nein, ich würde nicht um sie kämpfen«, sagte Rogan leise. »Wenn du diese Frau haben möchtest, dann nimm sie dir. Das Gold, das sie mir in die Ehe brachte, ist alles, was ich von ihr verlange.«
    Severn runzelte die Stirn bei dieser Antwort seines Bruders; aber er sagte nichts mehr.

Kapitel sechs
    Die Burg Moray kam gegen Mittag in Sicht, und einen so niederschmetternden Eindruck von einem Gebäude hatte Liana bisher noch nie bekommen. Es war eine Burg vom alten Typ, zum Schutz der Leute erbaut und seit über hundertfünfzig Jahren unverändert geblieben. Die Fenster waren Schlitze für Armbrustschützen, der Turm ein dickes, unbezwingbar wirkendes Monster. Männer zeigten sich auf den Zinnen, die an manchen Stellen zusammengebrochen waren. Es sah so aus, als wäre die Burg mehrmals angegriffen und niemals repariert worden.
    Als sie näher an das Gebäude herankamen, konnte sie es riechen. Der Gestank der Burg setzte sich sogar gegen den Geruch der Pferde und der ungewaschenen Körper der Peregrine-Ritter durch.
    »Mylady«, flüsterte Joice.
    Liana starrte geradeaus, vermied es, ihre Dienerin anzusehen. Helen hatte ihr zwar von dem Schmutz der Burg erzählt; aber auf das hier war sie nicht vorbereitet.
    Sie erreichten zuerst den Burggraben. Alle Latrinen der Burg entleerten sich in diese schützende Anlage, und das Wasser war breiig von den Exkrementen, den Küchenabfällen und den verfaulenden Tierkadavern. Liana hielt den Kopf hoch und den Blick geradeaus, während ihre Dienerinnen ringsum husteten und sich erbrachen aus Ekel vor diesem Gestank.
    Sie ritten in einer Reihe durch einen langen, langen Tunnel, und über sich sah Liana die Öffnungen für schwere mit Spitzen bewehrte eiserne Fallgatter, die man auf Eindringlinge herunterlassen konnte. Am Ende des Tunnels befand sich ein Burghof, der halb so groß war wie der Außenhof der Burg ihres Vaters; aber er war mit dreimal so vielen Leuten gefüllt wie jener. Hatte der Geruch bisher ihre Nase beleidigt, so waren nun ihre Ohren an der Reihe. Männer bearbeiteten glühende Eisen auf Ambossen; Hunde bellten; Zimmerleute hämmerten; Männer brüllten sich gegenseitig etwas zu.
    Liana mochte kaum glauben, daß man so viel Lärm und Gestank erzeugen konnte, der nun noch aus den Ställen und Schweinekoben kam, die offenbar seit Jahren nicht mehr gesäubert worden waren.
    Zu ihrer Rechten stieß eine ihrer Mägde einen Schrei aus, und ihr Pferd schrammte gegen Lianas Reittier. Liana blickte hoch, um zu sehen, was das Mädchen denn so erschreckt haben konnte. Ein Urinablauf im zweiten Stock öffnete sich auf den Burghof, und ein dicker Schwall gelber Flüssigkeit plätscherte über die Mauer herunter und sammelte sich dann in einer tiefen übelriechenden Lache am Boden.
    Nach diesem Aufschrei ihrer Dienerin sagten Liana und ihre Frauen kein Wort mehr. Sie waren sprachlos geworden vor Entsetzen.
    Rechter Hand erblickte Liana zwei Steintreppen, von denen eine in den einzigen Türm der Burg hinaufführte, der andere in das niedrige zweistöckige, schiefergedeckte Gebäude daneben. In dieser kleinen Burg gab es keine Innen- und Außenhöfe, keine Trennung zwischen Herrschaft und Bediensteten, sondern sie lebten alle zusammen auf engstem Raum.
    Am Kopfende der einen Treppe entdeckte Liana zwei
    Frauen, die mit den Augen offenbar die Ankömmlinge absuchten, bis sie Liana entdeckten. Eine der beiden deutete auf sie, und dann lachten sie beide. Liana konnte sehen, daß es sich um Mägde handelte; aber der Schmutz dieser Anlage deutete darauf hin, daß sie offenbar nicht arbeiteten. Sie würde sich die beiden vornehmen und ihnen beibringen, daß sie nicht zu lachen hatten über ihre Herrschaft.
    Die beiden Mägde kamen nun die Treppe herunter und als sie die kurze Mauer umrundet hatten, konnte Liana sich die beiden genauer ansehen. Sie waren beide kleinwüchsig mit prallem Busen, schmalen Taillen und breiten Hüften und üppigen schmutzigen braunen Haaren, die ihnen in langen Zöpfen über den Rücken hingen. Ihre Kleider lagen eng am Körper und

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