Die Zaehmung
und half seinem Bruder, das Feuer zu löschen, ehe es das Dachgebälk erreichte. Als der Brand endlich gelöscht war, schoben die Brüder die verkohlten Überreste der Matratze zum Fenster hinaus, von wo aus sie in den Burggraben hinunterfielen.
Die Magd hatte inzwischen aufgehört zu schreien; aber sie stand noch immer geduckt in einer Ecke des Zimmers und starrte entsetzt vor sich hin, während sie leise wimmernde Laute von sich gab.
»Hör auf!« befahl Rogan. »Das war doch nur ein kleines Feuer«, sagte er und folgte dann dem Blick des Mädchens zu der Stelle, wo Liana stand, immer noch die Fackel wie ein Schwert in der Hand haltend. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Rogan begriff, was da passiert war, und dann mochte er nicht glauben, was ihm sein Verstand sagte. »Du hast das Bett angezündet. Du hast ver-
sucht, mich zu töten«, stellte er fest und wandte sich dann Severn zu. »Sie steht mit den Howards im Bunde. Ergreife sie und verbrenne sie morgen früh auf dem Scheiterhaufen.«
Ehe Severn etwas sagen konnte — ehe jemand von den vielen Leuten, Zared inbegriffen, die sich draußen im Flur drängten, etwas erwidern konnte — brach die Wut aus Liana heraus.
»Ja, ich versuchte, dich zu töten«, sagte sie und rückte mit der brennenden Fackel gegen ihn vor, »und ich wünschte, es wäre mir auch gelungen. Du hast mich gedemütigt, entehrt, mich lächerlich gemacht . . .«
»Ich?« erwiderte Rogan, vollkommen verdattert. Er hätte ihr mühelos die Fackel wegnehmen können; aber sie sah gar nicht so übel aus mit all diesen blonden Haaren und der dünnen Robe im Licht des Feuers. Und dieses Gesicht! War sie das Mädchen, das er für hausbacken gehalten hatte? »Ich habe dich sehr rücksichtsvoll behandelt. Tatsächlich bin ich dir kaum nahe gekommen.«
»Wie wahr!« fauchte sie ihn an und rückte noch einen Schritt auf ihn zu. »Du hast mich bei meiner eigenen Hochzeitsfeier alleingelassen. Du hast mich in meiner Hochzeitsnacht alleingelassen!«
Rogan machte das Gesicht eines zu Unrecht beschuldigten Mannes. »Du bist keine Jungfrau mehr. Dafür habe ich gesorgt.«
»Du hast mich vergewaltigt!« schrie sie ihn förmlich an.
Nun begann sich auch in Rogan der Zorn zu regen. Seiner Ansicht nach hatte er noch nie in seinem Leben eine Frau vergewaltigt. Nicht weil er das für moralisch verwerflich fand, sondern weil er das mit seinem Gesicht und seiner Figur nie nötig gehabt hatte. »Das habe ich nicht«, sagte er leise und beobachtete dabei, wie ihre Brü-ste unter dem dünnen Stoff der Robe auf- und niederwogten.
»Wie ich sehe, werden wir hier nicht mehr gebraucht«, sagte Severn laut. Aber Rogan und Liana waren so sehr aufeinander fixiert, daß sie seine Worte nicht hörten. Severn schob die anderen Leute aus dem Zimmer und schloß dann die Tür hinter sich.
»Aber sie muß bestraft werden«, sagte Zared. »Sie hätte Rogan beinahe umgebracht!«
»Nicht uninteressant, diese Kleine«, meinte Severn nachdenklich.
»Sie hat mein Zimmer!« jammerte Mittwoch, die versuchte, hinter einer halb verkohlten Decke ihre Blöße zu verstecken.
Severn lächelte. »Sie hätte dir doch mehr wegnehmen können als nur dein Zimmer. Geh und schlafe bei Sonntag. Und du«, sagte er, an Zared gewendet, »gehst ins Bett.«
Im Zimmer standen sich Liana und Rogan noch immer gegenüber. Rogan wußte, daß er sie eigentlich bestrafen sollte — sie hätte ihn ja tatsächlich umbringen können —, aber da sie nur in einem Anfall weiblicher Eifersucht gehandelt hatte, brauchte er sich ihrer Motive wegen keine Sorgen mehr zu machen. »Ich sollte dich auspeitschen lassen.«
»Wenn du Hand an mich legst, werde ich das nächste Mal deine Haare in Brand setzen.«
»Nun hör aber mal zu . . .« sagte er. Das ging zu weit. Er war ja bereit, sich mit den kleinen weiblichen Launen abzufinden — schließlich waren es ja Frauen —; aber das war zu viel.
Liana machte wieder einen Ausfall mit der brennenden Fackel. Er schien überhaupt nicht zu bemerken, daß er keinen Faden auf dem Leib trug. »Nein, jetzt hörst du mir mal zu. Ich habe schweigend dabeigestanden, als du mich einfach ignoriert und heruntergesetzt hast. Du gestattest diesen . . . diesen Wochentagen, mich auszulachen. Mich! Die Herrin in diesem Schloß. Ich bin deine Ehefrau, und ich will so behandelt werden, wie es mir zusteht. So helfe mir Gott: du wirst mich mit Höflichkeit und Respekt behandeln — ich verlange ja keine Liebe —; oder du schläfst lieber
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