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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dazu, an seiner Seite zu bleiben. Alle Frauen, mit denen man zum erstenmal pennte, waren aufregend, sagte er sich.
    Liana versuchte gar nicht erst, den Zorn hinunterzuschlucken, den sie empfand. Das Bild von ihm mit einer anderen Frau im Bett war noch zu frisch, die Wunde zu schmerzhaft. »Damit du zu einer anderen Frau gehen kannst, wie?« fauchte sie ihn an.
    »Wieso? Nein«, erwiderte er überrascht. »Damit ich schlafen kann. Es gibt ja kein Bett mehr in diesem Zimmer.«
    Bei dieser in einem so ernsthaften Ton vorgetragenen Erklärung mußte Liana lächeln. »Komm mit mir«, sagte sie weich und hielt ihm ihre Hand hin. »Auf uns wartet ein sauberes, herrlich duftendes Bett.«
    Rogan wollte ihre Hand nicht nehmen, und er wußte auch aus Erfahrung, daß er nicht bei ihr schlafen durfte, weil Frauen, mit denen man eine ganze Nacht im Bett verbrachte, sich einbildeten, sie besäßen einen auch. Er hatte einmal einer Frau »gehört« und sie hatte . . . Doch seine vernünftigen Überlegungen hielten ihn nicht davon ab, ihr seine Hand zu überlassen, und das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde strahlend.
    »Komm«, flüsterte sie, und er folgte ihr wie ein kleiner Hund an einer Leine, als sie ihn die Treppe zur Küche hinunterführte und dann hinaus in den Burghof. Es herrschte nun wieder Ruhe in der Burg, und sie hielt an, um zu den Sternen hinaufzusehen. »Sie sind schön, nicht wahr?«
    Zunächst wußte Rogan nicht, was sie meinte. Sterne waren dazu da, einem den Weg zu weisen, wenn man nachts unterwegs war. »Ich schätze, das sind sie«, murmelte er. Das Mondlicht, das auf ihren Haaren lag, verwandelte sie in gesponnenes Silber.
    Sie wich einen Schritt zurück, bis ihr Rücken an seiner Brust lag. Das war es, was sie sich unter einer Ehe vorgestellt hatte — daß ihr Mann sie im Mondlicht an seiner Brust hielt. Doch Rogan machte keine Anstalten, die Arme um sie zu legen; und so nahm Liana seine Handgelenke und zog sie in die Höhe, bis seine Arme auf ihren Schultern lagen.
    Rogan blickte einen Moment lang betroffen auf sie hinunter. Was für eine Zeitverschwendung, hier mitten in der Nacht im Freien zu stehen, so eine kleine Portion von einem Mädchen festzuhalten und zu den Sternen hinaufzusehen! Morgen erwartete ihn so viel Arbeit! Aber dann steckte er die Nase in ihre Haare, sog ihren sauberen Duft ein und konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er am nächsten Tag alles tun mußte. »Wie heißt du gleich wieder?« flüsterte er in ihre Haare hinein. Er konnte sich nur schwer den Namen von Frauen merken, und so hatte er ihnen ein Datum zuerkannt, damit er nicht dauernd ihre Namen verwechselte.
    Liana ließ diesmal diese kleine Blase voller Ärger, die in ihr aufstieg, nicht an die Oberfläche kommen. »Ich bin Lady Liana, deine Ehefrau«, sagte sie, drehte sich dann in seinen Armen um und hob das Gesicht zu ihm empor, damit er sie küssen sollte. Als er sie nicht küßte, küßte sie ihn und streichelte dabei mit beiden Händen seinen Nacken. Dann legte sie den Kopf an seine Schulter und schmiegte sich an ihn.
    Rogan ertappte sich dabei, wie er sie festhielt — nur so dastand und ihren Körper an den seinen drückte. So etwas war ihm bisher noch nie passiert. Frauen waren dazu da, die Lust eines Mannes zu stillen; ihm Sachen zu bringen, die er brauchte; alles zu tun, was ein Mann von ihr wollte. Sie waren jedenfalls nicht dafür erschaffen worden, daß sie sich mitten auf den Hof stellten und einen Mann festhielten. Das war ein sinnloses Verhalten, aber er war diesem Akt ohnmächtig ausgeliefert.
    Liana hörte, daß sich da etwas hinter ihr bewegte — vermutlich jemand, der nicht schlafen konnte. Sie war noch nicht daran gewöhnt, eine verheiratete Frau zu sein, und deshalb empfand sie es sogleich als unschicklich, in so intimer Berührung mit einem Mann ertappt zu werden. »Komm — laß uns gehen, ehe sie uns hier finden.«
    Abermals folgte er ihr, als sie ihn die Treppe hinaufführte, durch die Halle und dann die Treppe zum Söller hinauf. Hier war das Schlafzimmer, das einmal seinem Vater und dessen Frauen gehört hatte. Er war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Dieses Mädchen, diese Liana, hatte an einer Wand einen Teppich aufgehängt. Und eine dicke duftende Kerze brannte darin. Da stand ein Bett an einer Wand und darüber hing ein heiliges Kreuz.
    Rogan wich einen Schritt zurück; aber das Mädchen zog an seiner Hand.
    «Komm, ich habe Wein, guten Wein aus Italien. Ich schenke dir ein Glas

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