Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
davon ein.«
    Rogan wußte nicht, wie sie es angestellt hatte; aber eine kurze Weile später befand er sich nackt in ihrem weichen, sauberen Bett, einen silbernen Becher voll Wein in der Hand, und sie an seine Schulter gepreßt, während er sie mit seinem Arm an sich drückte und seine Finger mit ihren Haaren spielten.
    Liana schmiegte sich an seinen Körper, als versuchte sie, mit seiner Haut zu verschmelzen. Da waren so viele Fragen, die sie an ihn richten wollte, die Burg und die Leute betreffend, die sie bewohnten. Wer war die Lady, die im Stockwerk darüber den Flachs gesponnen hatte? Sie wollte mehr über Severns Iolanthe erfahren. Und warum war Zared nicht als Knappe einem Ritter zugewiesen, der ihn standesgemäß ausbildete und ihm das Waffenhandwerk beibrachte?
    Doch sie hatte heute abend schon zu viel Aufregendes erlebt, daß sie nun zu müde war zum Reden. Sie legte die Hand auf die Haare an seiner Brust, spürte seinen kräftigen, muskulösen Körper an ihrer Seite und schlummerte zufrieden ein.
    Rogan hörte ihre sanften, regelmäßigen Atemzüge und dachte, daß er nun wieder fortgehen sollte. Er sollte sie hier alleinlassen und sich eine andere Schlafstelle suchen. Er dachte daran, wie sie sein Bett angezündet hatte. Wenn er nicht aufgewacht wäre, hätte er in den Flammen umkommen können. Eigentlich mußte sie nun unten im Verlies angekettet sein, und morgen früh sollte er sie an einen Pfahl binden und verbrennen lassen — wie sie versucht hatte, ihn zu verbrennen. Aber er bewegte sich nicht. Statt dessen hob er ihre Hand von seiner Brust und betrachtete sie neugierig. Es war eine so zierliche, schwache, nutzlose Hand, dachte er, ehe auch er einschlief, sie immer noch in seinen Armen haltend.
    Als er erwachte, war es schon heller Morgen, und er konnte den Lärm der Männer unten im Burghof hören. Mit dem Tageslicht kam auch seine Vernunft zurück. Er hatte die Beine und Arme um das Mädchen gewickelt, als wären sie die miteinander verflochtenen Wurzeln eines Baumes. Er schob sie von sich, rollte sich aus dem Bett und ging hinüber in den Ankleideraum. Im kleinen Flur dazwischen war ein Urinal mit einer Sitzfläche, und er blieb davor stehen, um seine Blase zu entleeren.
    Liana erwachte und streckte sich wohlig im Bett. Sie hatte sich noch nie so gut in ihrem Leben gefühlt wie jetzt. So sollte eine Ehe sein — nachts, an deinen Mann gelehnt, seine Arme um sich gelegt, im Hof stehen und die Sterne betrachten; in seinen Armen schlafen; beim Erwachen wissen, daß er in deiner Nähe ist; ihn drüben im Nebenzimmer beim Ankleiden hören. Er kam aus der Latrine, sich die nackte Brust kratzend und gähnend.
    »Guten Morgen«, sagte sie, die Beine unter der Decke bewegend.
    Rogan war mit seinen Gedanken bereits bei der Arbeit dieses Tages. Nun, wo er das Gold der Nevilles besaß, konnte er damit beginnen, Ritter anzuheuern, die ihn beim Kampf gegen die Howards unterstützen sollten. Natürlich mußte er sie dafür erst richtig ausbilden. Die meisten Männer waren Faulpelze mit der Kraft von Kindern. Apropos Faulpelze — er sollte Severn wohl besser aus dem Bett dieser Hexe holen, ehe er seine ganze Kraft an sie verschwendete. Er verließ das Zimmer, ohne ein einzigesmal zu seiner Frau hinzusehen oder sich gar an sie zu erinnern.
    Liana setzte sich betroffen im Bett auf, als er aus dem Zimmer ging, ohne von ihr Notiz zu nehmen. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm nachzulaufen und . . . Und was? fragte sie sich. Sie legte sich in die Kissen zurück und lächelte. Sie war sanft gewesen, hatte sich gefügig und gehorsam gezeigt, und Rogan hatte sie ignoriert. Dann versuchte sie, ihn zu verbrennen, und er verbrachte die Nacht mit ihr. Die Lady, die im Stockwerk über ihr den Flachs spann, hatte zu ihr gesagt, daß Männer niemals Turniere um Frauen ausfochten, die fügsam waren und sanft. Würde Rogan vielleicht um eine Frau kämpfen, die versuchte, ihn anzuzünden?
    »Mylady!« rief Joice, die jetzt ins Zimmer stürmte und aufgeregt losplapperte.
    Liana war in Gedanken so sehr mit ihrem Mann beschäftigt, daß sie ihr zunächst gar nicht zuhörte. »Was? Feuerlady? Wovon redest du eigentlich?« Als Liana endlich den Zusammenhang begriff, lachte sie. Offenbar hatte sich die Geschichte von Liana, die Rogans Bett mit der Fackel anzündete, in der Burg und im ganzen Dorf herumgesprochen, und die Leute hatten ihr daraufhin den Namen »Feuerlady« gegeben.
    »Zwei von den Wochentagen sind bereits zu ihren Eltern

Weitere Kostenlose Bücher