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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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blickte sie kurz an und dann wieder zur Seite. »Er ist kein Junge mehr. Er ist in meinem Alter oder sogar älter.«
    Liana begann zu lächeln. Es gefiel ihr nicht, was er mit seinem Halbbruder gemacht hatte; aber wie gut das tat, daran zu denken, daß ihr Gatte eifersüchtig war auf einen anderen Mann, weil sie ihn mit einer gewissen Neugier betrachtet hatte. »Er mag ja in deinem Alter sein; aber er ist weder so stark noch so geschickt oder auch nur annähernd so hübsch wie du.« Sie nahm seinen Arm und versuchte, ihn wieder tiefer in den Wald hineinzuführen; aber er blieb dort stehen, wo er war.
    »Ich bin zu lange von meinen Männern getrennt gewesen. Wir sollten jetzt in die Burg zurückkehren.« Sein Körper war so steif wie ein Baum.
    »Aber die Wette verlangt, daß du einen ganzen Tag lang mein Sklave sein mußt«, sagte Liana und konnte nicht verhindern, daß sich ein klagender Ton in ihre Stimme einschlich. »Komm, wir lassen uns hier im Wald nieder. Wir müssen nicht zum Jahrmarkt zurückgehen.«
    Rogan erlebte nun, wie er dieser Frau folgte. Irgendwie brachte sie es fertig, daß er seine Pflichten und seine Verantwortung vergaß. Seit er sie geheiratet hatte, hatte er seine Arbeit mehr vernachlässigt als je zuvor in seinem Leben.
    »Komm, setz dich zu mir«, sagte sie und klopfte mit der Hand auf eine mit Gras und Blumen bewachsene Stelle neben einem Bach.
    Sie konnte seinem Gesicht ansehen, daß er immer noch wütend war, und sie begann zu lächeln, als eine Bewegung zwischen den Bäumen unter ihm ihren Blick auf diese Stelle lenkte. »Paß auf!« gelang es ihr noch zu schreien.
    Rogan sprang instinktiv zur Seite, und so traf der Messerstoß, der auf seinen Rücken gerichtet war, nicht sein Herz.
    Liana blieb dort stehen, wo sie war, und sah entsetzt zu, wie Baudoin Rogan mit einem Messer angriff. Sie sah Blut an Rogans Arm; aber in dem Getümmel des Kampfes vermochte sie nicht zu erkennen, wie schlimm die Wunde war.
    Diesmal gelang es Rogan nicht so leicht, seinen Halbbruder zu überwältigen. Baudoin war wutentbrannt und trachtete seinem Halbbruder nach dem Leben.
    Liana konnte nicht viel mehr tun, als den beiden Männern zuzusehen, die miteinander rangen und über den grasigen Waldboden hinrollten, während das Messer hin und wieder zwischen ihnen aufblitzte. Die Wut verlieh Baudoin fast übermenschliche Kräfte, und Liana erkannte, daß Rogan um sein Leben kämpfen mußte.
    Sie blickte um sich und sah einen kurzen, kräftigen Ast ’ in ihrer Nähe. Sie hob ihn auf und balancierte ihn auf der Handfläche. Dann ging sie näher an die beiden kämpfenden Männer heran. Sie mußte einen Satz zur Seite machen, als die Männer auf sie zurollten, und wieder nach
    vorne gehen, wenn sie sich von ihr wegwälzten. Die beiden Köpfe, deren Gesichter vom Körper des anderen verdeckt waren, sahen sich so ähnlich, daß sie fürchtete, den falschen Mann zu treffen.
    Dann sah sie eine Chance, als Baudoin seinen rechten Arm aus der Umklammerung befreien konnte und das Messer über Rogans Kehle hob.
    Im nächsten Moment sank er hilflos zusammen, als Liana ihn wuchtig mit dem Ast auf den Kopf schlug.
    Einen Moment lang bewegte sich Rogan nicht. Er lag da, den schlaffen Körper seines Halbbruders auf seiner Brust. Er mochte sich nicht gern eingestehen, daß er möglicherweise sein Leben verloren hätte, wenn da nicht . . . eine Frau eingegriffen hätte.
    Er schob Baudoin nun von seiner Brust herunter und stand auf. Er brachte es nicht fertig, seine Frau anzusehen. »Wir werden in die Burg zurückgehen und meine Männer nach ihm ausschicken«, murmelte er.
    »Und was werden deine Männer mit ihm machen?« fragte Liana, während sie die Wunde an Rogans Arm untersuchte. Das Messer hatte dort nur die Haut geritzt.
    »Ihn hinrichten.«
    »Deinen eigenen Bruder!« gab Liana zurück.
    Rogan runzelte die Stirn. »Es wird ein rascher Tod sein. Kein Scheiterhaufen oder eine Folter.«
    Liana sah einen Moment nachdenklich vor sich hin. »Du gehst und holst deine Männer. Ich werde nachkommen.«
    Rogan blickte sie an und spürte, wie das Blut heftig in seinen Schläfen pochte. »Du gedenkst hier bei diesem Mann zu bleiben?«
    Ihr Blick begegnete dem seinen. »Ich gedenke, ihm zu helfen, sich deiner ungerechten Strafe zu entziehen.«
    »Meiner . . .?« erwiderte Rogan, wie vom Donner gerührt. »Er hat gerade versucht, mich zu töten. Wenn dir das nichts bedeutet, ist es jedenfalls für mich von erheblicher Wichtigkeit.«
    Sie

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