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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wie bequem ein Bett ist? Oder ihm mit der Aussicht, daß täglich Fleisch auf den Tisch kommt, den Mund wäßrig machen?«
    Baudoin erholte sich jetzt von seinem Schock. Er hatte die Intelligenz ihres Vaters geerbt, und keiner hatte ihn bisher einen Narren nennen können. »Verzeiht mein Zögern, Mylord«, sagte er laut und lenkte nun Rogans Aufmerksamkeit von dessen Frau auf sich zurück. »Ich bin Euch überaus dankbar für Euer Angebot und ich . . .«, er hielt kurz inne, und seine Augen wurden hart, ». . . werde den Namen der Peregrines mit meinem Leben verteidigen.«
    Rogan blickte den Mann einen langen Moment an, und Liana konnte erkennen, daß er mit sich rang. Bitte, betete sie, bitte glaube ihm.
    »Komm zu mir morgen auf die Burg«, sagte Rogan schließlich. »Und jetzt geh.«
    Als Baudoin gegangen war, traten Liana Tränen in die Augen — so erleichtert war sie. Sie ging zu Rogan, legte ihm die Arme um den Hals und küßte ihn. »Danke«, sagte sie. »Vielen Dank.«
    »Wirst du mir auch noch so dankbar sein, wenn man mich zurückbringt in die Burg, mit dem Schwert dieses Mannes im Herzen?«
    «Ich glaube nicht . . .«, begann sie; aber sie wußte ja nicht, ob Rogan mit seiner Befürchtung nicht recht behalten würde. »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Vielleicht solltest du ihn lieber zum Schreiber machen oder ihn auf deine andere Burg versetzen oder . . .«
    »Bist du jetzt plötzlich feige und nimmst deine Worte von vorhin zurück?«
    »Wenn es um deine Sicherheit geht, werde ich nichts riskieren.«
    »Frauen haben das schon früher zu mir gesagt«, erwiderte er, »und später stellte sich dann heraus, daß man ihnen nicht trauen durfte.«
    Sie brachte ihre Lippen ganz dicht an die seinen heran. »Wer hat das zu dir gesagt? Jeanne Howard etwa?«
    Sie lag in seinen Armen, und im nächsten Moment lag sie auf dem Boden und blickte hinauf in ein Gesicht, das schon erwachsene Männer zum Zittern gebracht hatte.

Kapitel zwölf
    Er schwang herum und begann rasch durch den Wald zu gehen — weg von ihr und dem Dorf.
    Liana rannte ihm nach. Sie war froh, daß sie einen kurzen Bauernrock trug, so daß sie über umgestürzte Bäume springen und dicken Stämmen ausweichen konnte. Aber es gelang ihr nicht, Rogan einzuholen. Binnen weniger Minuten hatte sie ihn aus den Augen verloren.
    »Zum Henker mit ihm und seiner Launenhaftigkeit«, sagte sie laut vor sich hin und stampfte dabei zornig mit dem Fuß auf.
    Sie hatte nicht gemerkt, daß sie ganz dicht vor dem Rand einer steilen Böschung stand, die zum Fluß hinunterfiel. Ein Stück der Böschung gab unter ihr nach, und sie rutschte auf dem Rücken ungefähr zwanzig Fuß in die Tiefe und schrie dabei laut um Hilfe.
    Als sie am Fuß der Böschung wieder auf festem Boden landete, stand Rogan vor ihr, ein kurzes Schwert in der Hand, das er irgendwo unter seiner Tunika verborgen gehalten haben mußte.
    »Wer ist das gewesen?« forschte er.
    Liana hatte keine Zeit, ihrem Glück zu danken, daß sie ihn so schnell wiedergefunden hatte. »Ich bin gestürzt«, erklärte sie ihm. »Ich wollte dir folgen und bin dabei gefallen.«
    »O«, sagte er dazu nur und schob dann mit gleichgülti-ger Miene sein Schwert wieder unter sein grobgewebtes Obergewand.
    Er stand da und sah so aus, als hätte er keine Ahnung, was er als nächstes tun sollte. »Trage mich zum Wasser, Sklave«, befahl Liana und streckte ihm mit hochmütigem Gesicht ihre Hand hin. Als er sich nicht bewegte, sagte sie: »Bitte.«
    Er bückte sich, hob sie auf seine Arme und ging mit seiner Last zum Fluß. Sie legte ihm die Arme um den Hals, knabberte an seinem Ohrläppchen und fragte: »War Jeanne hübsch?«
    Er ließ sie in das eiskalte Wasser fallen.
    Spuckend und prustend kam Liana wieder an die Oberfläche. Rogan wanderte bereits wieder vom Flußufer fort. »Du bist der schlimmste Sklave, den es jemals gegeben hat!« rief sie ihm nach. »Und wo bleibt deine Ehrenpflicht, Wettschulden zu bezahlen?«
    Als sie sich im Wasser aufstellte, kam er zum Fluß zurück, und fast wünschte sie, er hätte es nicht getan, als sie sein Gesicht sah.
    »Ich bin dir nichts schuldig, Frau«, sagte er im bissigen Ton. »Es gibt einige Dinge in meinem Leben, die niemanden etwas angehen und . . . und . . .«
    »Dazu gehört Jeanne Howard«, sagte sie mit klappernden Zähnen.
    »Ja, diese Frau ist schuld an dem Tod von . . .«
    »Basil und James«, ergänzte sie.
    Er funkelte sie wütend an. »Willst du dich etwa über mich

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