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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Geste, und in diesem Moment galten Lianas Sympathien Baudoin, der von seinem Halbbruder öffentlich gedemütigt wurde.
    Baudoins Augen färbten sich schwarz vor Wut, und er griff nun Rogan mit der Absicht an, ihn zu töten. Die Menge erkannte das, und ein Stöhnen lief durch ihre Reihen.
    Seinen Halbbruder kaum ansehend, machte Rogan nur einen raschen Schritt zur Seite und schlug ihn dann wuchtig mit seiner Stange auf den Hinterkopf. Der junge Mann taumelte, fiel dann mit dem Gesicht nach unten ins Gras und blieb ohnmächtig am Rand des Kampfplatzes liegen.
    Ohne sich weiter um seinen Halbbruder zu kümmern, stieg Rogan über dessen leblosen Körper hinweg, ging zu Liana, nahm seine Kleider von ihr in Empfang und streifte sich das Hemd wieder über den Kopf. Dann bahnte er sich mit hoch erhobenem Haupt einen Weg durch die Menge, ohne Liana vorher anzusehen, aber offensichtlich erwartend, daß sie ihm folgte. Er beachtete auch die Bauern in seiner Nähe nicht, die ihm auf die Schulter schlugen, ihn beglückwünschten und ihn baten, mit ihnen zu trinken.
    Rogan war sehr stolz auf sich. Er hatte den Mann besiegt, den seine Frau mit begehrlichen Blicken gemustert hatte. Er hatte ihr gezeigt, daß er der bessere Mann war. Und er war stolz darauf, wie er das gemacht hatte. Sie würde nun keinen Zweifel mehr haben, wie sehr er dem anderen Mann überlegen war. Er hätte seinen so von sich überzeugten Halbbruder mühelos mit einer Hand besiegen können.
    Er war sich nun sehr bewußt, daß Liana ihm folgte, und lenkte seine Schritte auf den Wald zu. Wenn sie ihm zeigte, wie zufrieden sie mit ihm war, wollte er mit ihr allein sein. Einmal, nachdem er ein Turnier gewonnen hatte, waren zwei junge Ladies in sein Zelt gekommen, um ihn zu beglückwünschen. Was für eine denkwürdige Nacht war das gewesen!
    Doch alles, was er sich nun wünschte, war das Lob seiner Frau. Vielleicht würde sie ihn genauso küssen wie in jenem Moment, als er sagte, er würde mit ihr den Jahrmarkt besuchen. Er hörte nicht auf zu gehen, bis sie sich tief im Wald befanden, und dann drehte er sich um und blickte sie an.
    Sie warf ihm nicht die Arme um den Hals, noch schenkte sie ihm das Lächeln, das er inzwischen so gut kannte — ein Lächeln, das ihn an Zärtlichkeit, Lachen und Lebensfreude denken ließ.
    »Ich habe gewonnen«, sagte er mit blitzenden Augen.
    »Ja, du hast gewonnen«, sagte sie dumpf.
    Er verstand diesen Ton nicht. Es war fast so, als wäre sie wütend auf ihn. »Ich habe diesen Mann mit Leichtigkeit besiegt.«
    »O ja, es war zu leicht für dich. Leicht, ihn so zu demütigen, daß die Leute ihn auslachten.«
    Rogan verstand sie nicht und versuchte auch erst gar nicht, sie zu verstehen. Sie war diesmal zu weit gegangen. Er hob die Hand, um sie zu schlagen.
    »Willst du mich jetzt ebenfalls demütigen? Willst du jemanden schlagen, der schwächer ist als du? Willst du alle deine Verwandten schlagen. Mich, deine Frau, deine Brüder? Warum treibst du nicht alle deine Kinder zusammen, bindest sie an einen Baum und peitschst sie aus?«
    Rogan wußte jetzt, daß diese Frau verrückt war. Was sie sagte, ergab keinen Sinn. Er ließ die Hand wieder sinken, drehte sich um und wollte zurückgehen ins Dorf.
    Liana verstellte ihm den Weg. »Was hast du dir dabei gedacht, daß du dem Jungen eine so schlimme Niederlage bereitet hast? Du hast ihn wie einen Narren aussehen lassen.«
    Rogans Temperament kam nun an die Oberfläche. Er packte sie bei den Schultern und schrie ihr ins Gesicht: »Es paßte dir wohl nicht, daß ich ihn zum Narren machte, wie? Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich auf der Erde gelegen hätte. Hättest du ihn damit belohnt, daß du deinen Kopf in seinen Schoß legtest?« Er ließ die Hände von ihren Schultern fallen. Er hatte zu viel von sich verraten. Er ging an ihr vorbei.
    Liana stand einen Moment da, starrte auf den Boden und dachte über seine Worte nach. Langsam wurde ihr die Bedeutung seiner Rede klar, und sie rannte los, um ihn einzuholen. »Du warst eifersüchtig«, sagte sie staunend, während sie zu ihm aufsah.
    Er antwortete nicht, sondern ging um sie herum.
    Sie trat wieder vor ihn hin und legte ihm die Hände auf die Brust. »Hast du wirklich diesen Jungen so schlimm behandelt, um mich zu beeindrucken?«
    Rogan blickte über ihren Scheitel hinweg auf irgendeinen entfernten Punkt. »Ich wollte seine Kraft und Schnelligkeit prüfen, und als ich wußte, was ich wissen wollte, machte ich dem Kampf ein Ende.« Er

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