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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ging zu ihm und legte ihm die Hände auf die Arme. »Du hast schon so viele Brüder verloren, und es waren zum größten Teil deine Halbbrüder. Kannst du es wirklich ertragen, noch einen zu verlieren? Nimm diesen Mann mit auf die Burg und trainiere ihn. Bilde ihn zu einem deiner Ritter aus.«
    Er trat von ihr weg und starrte sie mit offenem Mund an. »Willst du mir sagen, wie ich meine Männer zu führen habe? Bittest du mich darum, mit einem Mann zusammenzuleben, der mich ermorden wollte? Hoffst du mich loszuwerden, damit du diesen Mann haben kannst?«
    Liana warf in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände in die Luft. »Was bist du doch für ein Narr! Ich habe dich erwählt. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viele Männer um meine Hand anhielten? Sie suchten verzweifelt das Geld meines Vaters in ihren Besitz zu nehmen, und sie machten mir auf jede nur erdenkliche Weise den Hof. Sie schrieben Gedichte für mich und priesen in Liedern meine Schönheit und mein liebliches Wesen. Aber du! Du hast mich in den Sumpf gestoßen und mich dazu gezwungen, deine Kleider zu waschen. Und ich war so dumm, deinen Antrag anzunehmen und dich zu heiraten. Und was habe ich für meine Dummheit bekommen? Andere Frauen in deinem Bett, während du mich mit Nichtachtung straftest. Den Gestank deines ungewaschenen Körpers. Und nun wagst du es, mich zu beschuldigen, daß ich Gefallen an einem anderen Mann gefunden hätte! Ich habe diese Jauchegrube gereinigt, die du als dein Heim bezeichnet hast. Ich habe dir besseres Essen auf den Tisch gebracht, war deine begeisterte Bettpartnerin, und du wagst es, mich eine Ehebrecherin zu schelten. Geh hin und töte diesen Mann. Was kümmert es mich? Ich werde zu meinem Vater zurückkehren, und du kannst all das Gold behalten und bist eine lästige Frau los.«
    Ihr Zorn verrauchte, und sie fühlte sich müde, ausgelaugt und den Tränen nahe. Sie hatte versagt. Wie Helen es ihr prophezeit hatte, war sie gescheitert bei diesem Mann.
    »Was für ein Sumpf?« war alles, was Rogan nach einer Weile sagte.
    Liana schluckte ihre Tränen hinunter. »Am kleinen See beim Fluß«, sagte sie müde. »Du hast mich gezwungen, deine Kleider zu waschen. Sollen wir jetzt gehen? Er wird bald aufwachen.«
    Rogan trat auf sie zu, legte die Fingerspitzen unter ihr Kinn und hob es an, daß sie ihm in die Augen sehen mußte. »Ich hatte das vollkommen vergessen. Also du warst dieser Satansbraten, der Löcher in meine Kleider klopfte?«
    Sie riß sich von ihm los. »Ich habe dir die Kleider ersetzt. Sollen wir jetzt gehen? Oder vielleicht möchtest du hierbleiben, damit du dich hinter deinen Bruder stellen und ihn töten kannst. Vielleicht hat er Schwestern, die du entführen kannst, damit du einen neuen Satz Wochentage bekommst.«
    Rogan faßte sie am Arm und schwenkte sie herum. Ja, sie war das Mädchen vom kleinen See. Er erinnerte sich wieder daran, wie er dort in der Sonne gelegen hatte, sich bewußt, daß er beobachtet wurde. Und wie er sich gefreut hatte, daß es eine hübsche Frau war, die ihn betrachtete. Sie hatte damals Feuer gezeigt, und noch mehr Feuer in jener Nacht, als sie mit einer Fackel sein Bett in Brand setzte.
    Und nun schenkte er ihr etwas, das er seit Jahren keiner Frau mehr geschenkt hatte: Er lächelte sie an.
    Liana spürte, wie ihr die Knie weich wurden bei seinem Lächeln. Sein hübsches Gesicht verwandelte sich, bekam ein jungenhaft strahlendes Aussehen, wenn er lächelte. War das der Mann, den seine erste Frau täglich vor sich sah? Wenn ja — wie hatte sie ihn jemals verlassen können?
    »Soso«, sagte er, »du hast also eingewilligt, mich zu heiraten, weil ich dich in einen Sumpf geworfen habe?«
    Egal, wie gut er aussah — sie würde ihm darauf keine Antwort geben, nicht, wenn er in so einem Ton mit ihr redete. Das hörte sich ja so an, als wäre sie ein hirnloses, lustvoll-begieriges Bauernmädchen gewesen — nicht besser als eine von seinen Wochentagen. Sie drehte sich um, und marschierte mit steifem Rücken und hoch erhobenem Kopf in die Richtung, wo sich das Dorf befand.
    Er lief ihr nach, faßte sie von hinten und hob sie — sie wollte es nicht glauben — wie ein Baby auf seine Arme und warf sie in die Luft. »Was hast du jetzt mit mir vor? Wieder mein Bett anzuzünden? Oder vielleicht setzt du diesmal gleich die ganze Burg in Brand?« Er warf sie abermals in die Luft. »Für so ein kleines Leichtgewicht hast du aber einen mächtig großen Willen, dir zu verschaffen, was du dir

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