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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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ins Haus.
    Morell folgte ihm in Richtung Küche. Es roch nach wie vor muffig und sah immer noch so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
    »Ich wollte eigentlich nur mal sehen, wie es dir geht«, sagte Morell und stellte sich in die Mitte der Küche. Er wollte nichts in diesem Raum berühren. Weder den zugemüllten Tisch noch die mit einer dicken Staubschicht bedeckten Regale oder das Fensterbrett, auf dem sich klebrige Bierglasränder aneinanderreihten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Genz an, der sich auf einen Stuhl gesetzt hatte.
    »Was für eine blöde Frage«, sagte der. »Wie soll es mir denn schon gehen? Beschissen, wie immer!«
    »Das tut mir leid.«
    »Spar dir dein Mitleid!«
    »Hör zu«, versuchte Morell noch einmal einen Draht zu seinem alten Freund zu finden. »Das Leben muss weitergehen. Du kannst nicht für immer so weitermachen. Irgendwann musst du auch wieder beginnen, ein wenig positiver zu denken.«
    »Positiv denken? Dass ich nicht lache. Das einzig Positive, das mir in der letzten Zeit passiert ist, war der Tod von Anders und Adam, den beiden miesen Schweinen.«
    »Und was ist mit Susanne Simonis, Thomas Liebenknecht, Raimund Schelling und Linda Frank?«, wollte Morell wissen. »Waren sie auch miese Schweine, die den Tod verdient hatten?«
    Genz sah in verständnislos an. »Wie kommst du jetzt auf die?«, fragte er.
    »Hast du sie gekannt?«, hakte Morell nach und starrte voller
Abscheu auf den stinkenden Mistkübel, der in der Ecke des Zimmers überquoll. Wie konnte man sich denn nur so gehen lassen?
    »Mei, jeder hier hat sie gekannt. Sie kamen schließlich aus Landau. Und wie du ja weißt, kennt hier jeder jeden.«
    »Ich meine, ob du öfters mit ihnen zu tun hattest?«
    »Nein. Warum interessiert dich das?«
    »Nur so«, sagte Morell. Ihm kam ein kurzer Gedanke, den er sofort wieder wegschob. »Ich finde, dass ...« Er wurde durch das Klingeln seines Handys unterbrochen.
    »Geh ruhig ran«, sagte Genz. »Wahrscheinlich ist es wichtiger, als ich es bin.« Er holte sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und verließ die Küche.
    Morell starrte Genz nach, schüttelte den Kopf und hob ab. »Ah, Robert. Was gibt’s?«
    »Ich wollte Ihnen nur kurz Bescheid sagen, dass ich mit Kröpfl gesprochen habe.«
    »Sehr gut, Robert. Und?«
    »Nun, ich bin zum ›Hype‹ gefahren, und da stand der rote Kombi auf dem Parkplatz. Kröpfl hat behauptet, er sei nicht damit gefahren, sondern ein Freund habe ihn hergebracht.«
    »Das ist erstunken und erlogen«, schimpfte Morell. »Ich bin mir sicher, dass er es war, der gefahren ist.«
    »Tja, das Problem ist, dass wir es ihm nicht beweisen können. Ich habe ihm aber gesagt, dass wir wissen, dass er keinen Führerschein hat und ein Auge auf ihn werfen werden und er sich besser nicht hinterm Steuer von uns erwischen lassen soll.«
    »Gut. Und dann? Hat er noch was gesagt?«
    »Nein, nicht wirklich. Er wirkte ziemlich eingeschüchtert und hat die ganze Zeit auf den Boden gestarrt. Irgendwie tat mir der arme Kerl richtig leid. Er hatte seine Jacke verkehrt herum an, und sein Hemd war falsch zugeknöpft.«
    »Ach du Schande«, grollte Morell. »Nicht in der Lage, sich selbst ordentlich anzuziehen, aber ein Auto fahren wollen.«
    »Ich kann ja mal schauen, auf wen der Corolla zugelassen ist«, schlug Bender vor. »Ich habe mir das Kennzeichen aufgeschrieben.«
    »Mhm«, nickte Morell. »Ich möchte wetten, dass der Wagen auf Kaiser zugelassen ist. Gut, Robert, dann bis später.«
    »Da ist noch was, Chef.«
    »Ja, ich höre.«
    »Das Auto wurde bei Joe Anders gekauft. Als ich das Kennzeichen aufgeschrieben habe, ist mir ein Aufkleber aufgefallen, auf dem ›Autohaus Anders‹ stand. Ich weiß nicht, ob das irgendetwas zu bedeuten hat, aber ich dachte, jedes Detail ist wichtig.«
    Morell nickte. »Gut gemacht, Robert. Wie sieht’s denn mit dem Durchsuchungsbeschluss aus?«
    »Ich habe alles in die Wege geleitet. Wir sollten ihn heute oder spätestens morgen bekommen.«
    »Prima. Hör zu, Robert. Ich hätte gern, dass du Kaiser observierst. Ich möchte verhindern, dass er womöglich noch irgendwelche Beweise vernichtet. Postier dich bitte vor seinem Haus und ruf mich sofort an, wenn er es verlässt oder Besuch bekommt, okay?«
    »Soll ich ihn denn auch nachts observieren? Ich weiß nicht, ob ich so lange wach bleiben kann. Zumal Sie mir ja verboten haben, Kaffee zu trinken.«
    »Nein, natürlich nicht. Ich werde dich um elf Uhr ablösen. Und

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