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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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das Küchenfenster so groß geplant hatte, dass sogar sein Hintern durchpasste.
    Tatsächlich erreichte er das Auto, ohne von ihr entdeckt zu werden. Er startete den Motor und fuhr laut fluchend und schimpfend los. Bei seiner Flucht hatte er sowohl seine Jacke als auch seine Waffeln zurücklassen müssen. Er hätte heulen können.
    Nachdem er nur ein paar hundert Meter gefahren war, fing es zu allem Unglück auch schon wieder an zu schneien. Große, dicke Schneeflocken segelten auf seine Windschutzscheibe.
    »Verdammter Schnee«, murmelte er. Normalerweise freute er sich jedes Jahr über weiße Weihnachten, aber seit dem Fund von Andreas Adam hatte sich sein Verhältnis zu der weißen Pracht geändert. Schnee war zu etwas Bösem geworden, zu einer Mordwaffe!
    Er schaltete die Scheibenwischer ein und fuhr mit der miesesten Laune seines Lebens zu Kaisers Haus.
     
    Es schien, als würde Morell tatsächlich vom Pech verfolgt. Direkt in Kaisers Einfahrt stand ein Wagen und blockierte die Zufahrt. Er musste wohl oder übel auf der Straße parken und, nur mit einem Hemd und einem dünnen Pullunder bekleidet, durch den dichten Schneefall gehen. Es waren zwar nur wenige Meter bis zum Haus, aber als er die Eingangstür erreichte, hatte er bereits eine dicke Schicht Schnee auf Kopf und Schultern, die er nicht vollständig herunterbekam und die nun langsam zu schmelzen begann. Er läutete und sah kurz darauf, wie der Vorhang in der Küche langsam
ein kleines Stückchen beiseitegeschoben wurde. Er klingelte nochmal. Der Vorhang fiel auf seinen ursprünglichen Platz zurück, aber niemand öffnete die Tür.
    Morell wurde langsam ungeduldig. Er fror, Eiswasser tropfte in seinen Kragen, und er hatte das ungute Gefühl, dass Kaiser ihn nicht ohne Grund warten ließ. Er stellte sich vor, wie der Barbesitzer gerade breit grinsend alle restlichen Spuren der beiden Morde vernichtete, während er hier wie ein begossener Pudel vor der Haustür stand.
    Der Chefinspektor läutete erneut und begann, als er immer noch keine Reaktion erhielt, gegen die Tür zu hämmern. »Polizei!«, schrie er. »Machen Sie sofort auf.« Er wollte gerade zurück zum Auto laufen, um Bender anzurufen, als die Haustür mit einem Ruck aufging.
    »Aber, aber, Chefinspektor, was ist denn in Sie gefahren?«, fragte Kaiser. »Was sind Sie denn so stürmisch heute?«
    Morell antwortete nicht, sondern bahnte sich seinen Weg an Kaiser vorbei ins Innere des Hauses.
    »Jetzt warten Sie doch mal«, sagte der und hielt Morell am Hosenbund fest. »Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer und bereden alles in Ruhe.« Er deutete mit einer Hand auf die Wohnzimmertür.
    »Was haben Sie gemacht? Warum hat es so lange gedauert, bis Sie die Tür geöffnet haben?«, fragte Morell und stapfte unbeirrt in Richtung Küche, wobei er eine Spur aus Schneematsch hinter sich herzog.
    »Ich habe die ganze Nacht gearbeitet«, sagte Kaiser, überholte den Chefinspektor und versuchte erneut, ihn zu bremsen. »Nach einer langen Nacht bin ich manchmal eben ein wenig langsam. Das würde Ihnen sicherlich genauso gehen. Und jetzt folgen Sie mir doch bitte ins Wohnzimmer. Ich werde den Kamin anfeuern und Ihnen eine schöne Tasse heißen Tee aufbrühen. Na, was sagen Sie dazu?«
    »Sie waren vorhin in der Küche – ich habe gesehen, wie der Vorhang
sich bewegt hat. Ich will wissen, was Sie dort getan haben.« Morell sah vor seinem inneren Auge, wie der Gastronom Beweismittel mit Hilfe von Müllschlucker, Backofen und Mikrowelle zerstörte, walzte an Kaiser vorbei und riss die Küchentür auf. Am Küchentisch saß Hubert Kröpfl und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Herr Kröpfl, was für eine Überraschung. Wieder einmal auf Besuch bei Ihrem Herrn Cousin?«
    Kröpfl nickte nur und starrte auf den Tisch.
    »Sind Sie jetzt zufrieden, Herr Chefinspektor?«, bellte Kaiser.
    Morell schaute von Kaiser zu Kröpfl, und wieder zurück und fühlte sich plötzlich wahnsinnig unwohl. Wenn die beiden tatsächlich etwas mit den Morden zu tun hatten, dann war es eine extrem dumme Idee gewesen, allein und unbewaffnet ins Haus zu marschieren. Er war daher sehr erleichtert, als Bert aufstand und »Ich wollte eh gerade gehen« nuschelte.
    »Na, dann Servus und bis bald«, sagte Morell nur.
    Bert antwortete nicht, sondern ging mit gesenktem Kopf an den beiden Männern vorbei. Wenige Augenblicke später fiel die Haustür mit einem großen Krach ins Schloss.
    »So, so«, sagte Morell und funkelte Kaiser böse an. »Ihr

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