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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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keine Lust, in dieser Kälte heimzulaufen, aber ich bin hundemüde und freu mich schon auf mein Bett.«
    Morell sah ihn böse an.
    »Oh, entschuldige.« Lorentz lächelte verlegen. »Das war wohl ein wenig rücksichtslos.«
    Morell sagte nichts und stapfte missmutig in sein Schlafzimmer. Dort holte er einen extra warmen Pulli und dicke, selbst gestrickte Socken aus dem Schrank. Die Nacht würde lang und kalt werden. Er betrachtete wehmütig sein großes, weiches Bett und die flauschige, kuschelige Flanellbettwäsche. »Mist! Mist! Mist!«, murmelte er, während er sich eine Wolldecke schnappte und in die Küche ging. Dort füllte er eine große Thermoskanne mit heißem Pfefferminztee und bereitete sich dann eine Jause zu. Brote mit
verschiedensten Belägen und Aufstrichen, eine Tafel Schokolade und ein paar Müsliriegel. Blöder Dr.Levi – von wegen zu dick! In dieser Nacht würde ihn seine Fettschicht warm halten. Alles hatte auch seine guten Seiten, da konnte Levi von Cholesterin- und Blutzuckerwerten faseln, so lange er wollte.
    Morell kontrollierte noch schnell, ob der Akku seines Handys und die Batterien in seiner Taschenlampe voll aufgeladen waren, und verabschiedete sich. Widerwillig stieg er in der Garage ins Auto. Er musste da jetzt einfach durch. Er musste hoffen. Hoffen auf ein Weihnachtswunder.
    Er nahm sein Handy und rief Bender an.
    »Ich bin’s, Morell. Wie sieht’s aus bei dir?«
    »Kalt und langweilig. Kaiser hat vor ungefähr einer Stunde sein Haus verlassen und ist ins ›Hype‹ gefahren. Ich bin ihm unauffällig gefolgt und stehe seitdem vor dem Lokal.«
    »Gar nichts Auffälliges?«
    »Nein, nichts! Hier ist nur wenig los. Ist ja auch Dienstag. Die meisten Leute müssen morgen arbeiten, und von Kaiser und seinem Cousin habe ich auch seit einer Stunde nichts mehr gesehen. Wie lange wird es denn ungefähr dauern, bis Sie mich ablösen kommen, Chef? Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich müde, und kalt ist mir auch.«
    »Ich bin in zehn Minuten bei dir«, seufzte Morell, drehte den Zündschlüssel um und fuhr los.
     
    Benders Auto stand direkt vis-à-vis vom Eingang des ›Hype‹. Morell parkte hinter seinem Assistenten und stieg aus. Eisiger Wind blies ihm ins Gesicht, und er fluchte innerlich.
    Bender kurbelte die Scheibe runter, noch bevor Morell dagegenklopfen konnte. »Da sind Sie ja endlich, Chef.«
    Morell schielte in das Wageninnere. Zwischen mehreren Wolldecken standen zwei riesige Thermoskannen, und er hätte sein Haus darauf verwettet, dass Kaffee drinnen beziehungsweise gewesen
war. Er verkniff sich eine böse Bemerkung, sondern nickte nur. »Du kannst jetzt heimfahren, Robert. Ich übernehme. Gibt es noch irgendetwas, das ich wissen sollte?«
    »Nicht wirklich. Kaiser hat, wie gesagt, vor ungefähr einer Stunde das ›Hype‹ betreten. Soweit ich das beurteilen kann, war Kröpfl zu der Zeit schon drinnen. Und wenn man nach den parkenden Fahrzeugen gehen kann, dürften ungefähr zwanzig Gäste in der Bar sein.«
    »Wäre es möglich, dass Kaiser oder Kröpfl das Lokal durch einen anderen Ausgang verlassen haben?«
    »Nein, es gibt zwar eine Tür, die nach hinten rausgeht, aber die führt nur in einen Innenhof. Jeder, der die Bar verlassen will, muss da drüben raus.« Bender deutete auf die Eingangstür.
    »Gut«, nickte Morell. »Und Kaiser hat auch wirklich nichts von der Observierung bemerkt?«
    »Natürlich nicht, Chef«, sagte Bender. »Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das auch so bleiben wird.« Er starrte in den Rückspiegel.
    Morell verstand nur Bahnhof. »Und warum?«, wollte er wissen.
    »Na, Chef, Sie können sich nicht einfach mit dem Polizeiauto gegenüber vom ›Hype‹ platzieren und dann hoffen, dass keiner bemerkt, dass Sie da sind.«
    Morell griff sich an den Kopf. »Ach du Schande, daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Kein Problem. Wir tauschen einfach. Ich fahre mit dem Streifenwagen nach Hause, und Sie nehmen heute Nacht mein Auto.«
    Morell nicke, holte seine Sachen und verstaute sie in Benders kleinem blauen Fiat Panda. Er quetschte sich in den Fahrersitz und schaute wehmütig seinem Assistenten nach, der langsam in Richtung Wärme und Schlaf fuhr.
     
    Es war noch schlimmer, als Morell es sich vorgestellt hatte. Er war hundemüde, es war bitterkalt, und noch dazu war Benders Auto viel zu klein für ihn. Er schob den Fahrersitz so weit nach hinten, wie es möglich war, trotzdem stießen seine Knie gegen das Lenkrad. Und damit nicht genug. Der

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