Die Zahl
waren bei Ilses Schwester.«
»Sascha«, versuchte Morell ihn zu beruhigen. »Ich bin auf deiner Seite. Ich will nicht glauben, dass du all diese schlimmen Dinge getan hast. Aber du musst mir helfen. Du musst mit mir zusammenarbeiten. Es sieht sonst gar nicht gut für dich aus.«
»Es sieht sonst gar nicht gut für dich aus«, machte Genz Morell nach. »Mei, du blinder Idiot! Sieh dich doch mal hier um. Es sieht verdammt nochmal sowieso nicht gut für mich aus. Glaubst du, ihr zwei Witzfiguren könnt mich erschrecken oder mir Angst einjagen? Nimm mich doch mit, Herr Chefinspektor. Steck mich doch in den Knast. Wenn du glaubst, das würde mein Leben schlimmer machen, dann hast du dich aber getäuscht. Mein Leben kann nicht mehr schlimmer werden. Der Nullpunkt ist erreicht. Tiefer geht’s nicht mehr!«
»Keiner hat hier was von Gefängnis gesagt«, erklärte Morell beschwichtigend. »Wie ich dir schon vorher erklärt habe, sind wir nur hier um herauszufinden, was wirklich geschehen ist!«
»Lüg mich nicht an, Otto!« Genz war aufgesprungen und machte einen Schritt auf Morell zu, der instinktiv zurückwich und mit Bender zusammenstieß. »Ich dachte, wir wären Freunde, also lüg mich nicht an!«
»Du hast mich doch auch angelogen!« Morells Ton hatte jegliche Freundlichkeit verloren. »Hast du nicht gesagt, dass du nichts mit Raimund Schelling am Hut hast? Hä? Und dann muss ich dem Unfallbericht leider entnehmen, dass du sehr wohl etwas mit ihm zu tun hattest. Er war es doch, der Bea aus dem Auto geholt hat.«
»Ja, genau das hat er. Und wenn er dabei nicht so gepfuscht hätte, dann könnte sie heute noch gehen.«
»Woher willst du wissen, dass er etwas falsch gemacht hat?«
»Im Auto hat sie ihre Beine noch gespürt. Sie hat gesagt, dass ihre Knie wehtun. Verstehst du? Es muss geschehen sein, als er sie aus dem Auto rausgeholt hat.« Genz’ Stimme zitterte.
»Er hat nur seinen Job gemacht. Wenn er sie nicht rausgeholt
hätte, dann wäre Bea vielleicht tot. Warum hast du mir das nicht erzählt, als ich dich nach Schelling gefragt habe? Du verstehst, dass dich die Lüge in einem noch viel schlechteren Licht dastehen lässt.«
»Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen? Ja, ich kenne Schelling, und ja, ich finde es toll, dass auch er abgekratzt ist? Und außerdem – was soll das? Willst du mir jetzt auch noch Raimunds Selbstmord in die Schuhe schieben? Verdammt, Otto, ich hätte mehr von dir erwartet.« Genz bedachte die Polizisten mit einem abfälligen Blick und ging einfach zur Tür hinaus.
»Halt!«, rief Morell ihm nach. »Bleib gefälligst hier!«
»Warum? Damit ich mir noch mehr von deinen fiesen Beschuldigungen anhören muss? Sicher nicht!« Er ging in die Küche, Morell und Bender folgten ihm.
»Ich möchte gerne glauben, dass du unschuldig bist, Sascha, aber du machst es mir nicht gerade leicht«, sagte Morell.
»Komm schon, Otto!« Genz drehte sich um. »Du an meiner Stelle hättest auch gelogen. Ich bin finanziell ruiniert, meine Tochter wird für immer gelähmt bleiben, und meine Ehe ist gescheitert, da wollte ich nicht noch mehr Ärger bekommen.«
»Den hast du jetzt aber, und durch die Lüge sind deine Probleme noch um einiges größer geworden.«
»Soll ich dir was sagen?« Genz baute sich vor Morell auf. »Das ist mir alles scheißegal. Ich bin am Ende, fertig, aus, finito. Mein Leben ist nichts mehr wert. Ich pfeif auf Raimund, Joe, Andreas und Maria! Ich pfeif auf die Schulden, meine Ehe, und am allermeisten pfeif ich auf dich, mein Freund!« Er sprach die letzten Worte mit so viel Abscheu aus, dass Morell schauderte. Er hatte Genz noch nie so erlebt und wusste nicht, wie er ihn einschätzen sollte. War er wirklich irre, war er gefährlich? Sein Instinkt sagte ihm, dass Genz eine tickende Zeitbombe war, ein Pulverfass. Und schon ein kleiner Funke genügte, um ihn explodieren zu lassen.
Bender sah die Lage anscheinend ähnlich, denn als Genz plötzlich einen Schritt auf den Messerblock zu machte, der neben der Spüle stand, zog er seine Waffe und richtete sie auf ihn.
»Ach, so ist das also«, stellte Genz fest. »Ihr haltet mich für so unberechenbar, dass ihr eure kleinen Pistolen mitgebracht habt.« Er hob seine Hand.
»Tu das nicht!«, sagte Morell und konnte die Anspannung in seiner Stimme nicht mehr verbergen.
»Schieß doch!« Genz fasste hinter den Messerblock und zog eine Flasche Schnaps hervor. »Schieß doch!«, wiederholte er.
Morell fiel ein Stein vom
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