Die Zahl
vergessen?«
Lorentz zündete sich eine Zigarette an und nahm genüsslich einen tiefen Zug. »Die Party ist ganz nett, finde ich.«
Capelli nickte. »Wo hast du denn deine Iris gelassen?«
»Erstens ist sie nicht meine Iris, und zweitens ist sie nach Hause gegangen. Sie konnte Bowle noch nie vertragen. Warum?«
»Ach, nur so. Ich dachte eigentlich, dass heute euer großer Abend wird. Die große Wiedervereinigung des schönsten Paares von Landau.«
Lorentz blies eine Rauchwolke aus. »Nein, das war wohl nichts«, sagte er.
»Darf man fragen, warum? Es sah doch alles danach aus.«
»Ich finde sie immer noch sehr attraktiv, wenn du verstehst, was ich meine – aber ich bin einfach nicht in sie verliebt.«
Capelli lachte. »Das wäre für viele Männer aber trotzdem kein Hinderungsgrund.«
»Na ja, für mich aber schon.« Lorentz strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Außerdem habe ich mich in eine andere Frau verliebt.«
Capelli sah Lorentz an und spürte, wie die Eifersucht an ihr nagte. »Oh je«, sagte sie. »Und, läuft was?«
Lorentz schaute in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Er nahm einen letzten Zug und schnippte die Kippe in Ottos Garten. »Leider nicht, ich glaube, sie steht auf einen anderen.«
»Das tut mir leid.«
»Ich hoffe, bei dir und Markus läuft es besser.« Lorentz fröstelte. »Brrrr, es ist eisig hier draußen. Und ich will nicht an Unterkühlung sterben, sondern meinen Körper für den Lungenkrebs aufsparen. Ich geh wieder rein.« Er steckte sein Feuerzeug ein und drehte sich um.
»Da läuft nichts.«
»Wie?« Lorentz wandte sich ihr wieder zu.
»Zwischen Markus und mir läuft nichts. Ich finde ihn zwar nett, aber mehr auch nicht.«
»Hallelujah«, sagte Lorentz und trat einen Schritt auf Capelli zu. »Dieser Markus ist ja auch ein echter Schleimer! Ich hatte schon Angst, dass du auf diesen Dummkopf reinfällst.«
»Du kennst ihn doch überhaupt nicht!«
»Um das zu sehen, muss man ihn nicht kennen.«
»Du bist so ein ignoranter Idiot!«
»Und du bist so was von naiv!«
»Du glaubst wohl wirklich, du bist was Besseres.«
»Besser als der auf jeden Fall!«
»Du bist so unglaublich eingebildet. So toll wie du denkst, bist du nämlich lange nicht! Du Spinner!«
»Selber!«
»Blödmann!«
Lorentz packte Capelli und küsste sie. Ihre Lippen waren weich und warm, und der Kuss fühlte sich unendlich gut an.
»Warum nicht gleich so«, murmelte er.
»Halt den Mund, du Depp«, lächelte sie und küsste ihn noch einmal.
»Ich glaube, wir sollten langsam wieder reingehen«, sagte Capelli nach einiger Zeit. »Ich kann meine Nase vor lauter Kälte schon nicht mehr spüren.«
»Es wäre schade, wenn deine süße, kleine Nase abfrieren würde«, meinte Lorentz und gab Capelli einen Kuss darauf.
Sie gingen gerade Hand in Hand zur Garderobe, um ihre Jacken aufzuhängen, als Lorentz’ Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche.
»Unbekannter Teilnehmer«, sagte er. »Wer kann das sein?«
»Heb doch einfach ab und finde es heraus.«
»So was Dummes«, sagte Lorentz, als das Gespräch beendet war.
»Ich bin mit dem Auto meiner Mutter hier, und irgendwer hat da anscheinend eine Delle reingefahren.«
»Wer war das denn?«, Capelli zeigte auf das Handy.
»Ich habe den Namen nicht verstanden, die Verbindung war so schlecht, und der Anrufer hat ziemlich leise gesprochen. Ich schau am besten gleich mal kurz nach dem Rechten.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein, kleine Leichenschnibblerin«, sagte Lorentz und küsste Capelli. »Ich will nicht, dass du mir da draußen erfrierst. Bin gleich wieder da.«
»So gentlemanlike kenn ich dich ja gar nicht.«
»Ich spekuliere darauf, dass du mich nachher wärmen wirst.«
»Ah, daher weht also der Wind.« Capelli lachte. »Na, dann beeil dich mal.«
»Kannst du mir schon mal ein Glas Bowle besorgen?«
»Pascha!«
Lorentz lachte und zog sich seine Jacke wieder an. »Bis gleich.«
...
Morell hatte die störenden Gedanken von vorhin völlig vergessen und war mehr als nur zufrieden. Er saß mit Valerie und einem Glas Wein auf dem Sofa im Wohnzimmer und unterhielt sich prächtig. Aber plötzlich wurde Valerie ganz still.
»Ist etwas?«, wollte Morell verunsichert wissen.
»Nein – das heißt doch. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich mich hier amüsiere und so viel lache, obwohl der armen Maria etwas so Schlimmes passiert ist.«
»Daran können wir nichts mehr ändern«, sagte Morell und war erleichtert,
Weitere Kostenlose Bücher