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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Noch während Lorentz redete und der hübschen Verkäuferin dabei
zusah, wie sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr klemmte, fiel bei ihm ein riesengroßer Groschen. »Otto, du alter Schwerenöter«, murmelte er, grinste von einem Ohr zum anderen und sagte dann ohne nachzudenken: »Ähm, Sie sind übrigens herzlich eingeladen, soll ich Ihnen von ihm ausrichten. Heute Abend ab sieben Uhr bei ihm zu Hause in der Berggasse.«
    Die Frau war sichtlich überrascht. »Damit habe ich jetzt aber nicht gerechnet«, sagte sie und überlegte. »Ich weiß nicht ...«
    »Geben Sie sich einen Ruck«, sagte Lorentz und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Der Chefinspektor würde sich sehr freuen.«
    »Hat er das wirklich gesagt?«
    »So wahr ich hier stehe.«
    »Mei ... warum eigentlich nicht? Na gut, ich komme.« Die Verkäuferin lächelte und schnitt den Speck in dünne Scheiben.
     
    Als Lorentz voll bepackt vor Morells Haus stand und klingelte, kamen ihm leise Zweifel. Ob er mit der Einladung der Wurstverkäuferin vielleicht ein wenig seine Kompetenzen überschritten hatte? Nachdem Capelli ihm geöffnet hatte und sie die Tüten in die Küche getragen hatten, nahm er sie flüsternd beiseite.
    »Du, Nina, ich brauche dringend deine Hilfe.«
    »Ah geh, noch vor ein paar Tagen vermasselst du fast mein Date, und jetzt willst du schon wieder meine Hilfe«, sagte Capelli ironisch.
    »Aber ich habe mich doch schon hundertmal bei dir entschuldigt. Meine Motive waren edel, nur das Resultat ist ein wenig in die Hose gegangen.«
    Capelli schmunzelte. Die Umschreibung traf den Nagel auf den Kopf.
    »Also: Ich weiß jetzt, warum unser Gemüsegourmet da drüben«, Lorentz deutete in Richtung Wohnzimmer, »ständig in die Metzgerei rennt und Fleisch kauft.«
    »Erzähl!«
    »Psst, nicht so laut! Ich war heute in der Metzgerei, und als ich die Verkäuferin hinter der Theke gesehen habe, war einfach alles klar. Unser Dickerchen ist verliebt in sie.«
    Capelli klatschte sich gegen die Stirn. »Na klar, da hätte ich auch von allein draufkommen können. Hinter solchen Dingen steckt meistens eine Frau. Respekt, so viel Intuition hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Sie zwinkerte und überlegte kurz. »Und wozu brauchst du jetzt meine Hilfe?«
    »Na ja, ich war so angetan von meiner Erkenntnis, dass ich wieder einmal erst gehandelt und dann nachgedacht habe.«
    »Und was heißt das im Klartext?«
    »Ich habe die Wurstverkäuferin für heute Abend eingeladen, und sie will sogar kommen.«
    »Mein Gott, Leander! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Meine Motive waren edel ...«, setzte Lorentz an.
    »Ja, ja«, unterbrach ihn Capelli, »aber das Resultat ist in die Hose gegangen. Na, wir werden sehen. Vielleicht tut es Otto ja tatsächlich gut, wenn du ihm in Sachen Liebe ein wenig auf die Sprünge hilfst, aber du darfst dich nicht wundern, wenn er böse wird.«
    »Hilfst du mir, falls er ausrastet?«
    »Klar. Ich werde dich mit viel Liebe und Sorgfalt sezieren.«
    »Danke, du bist wirklich eine große Hilfe. Sag mal, kommt dein neuer Lover eigentlich auch?« Lorentz fragte so beiläufig wie möglich.
    »Aber natürlich kommt Markus, ich freu mich schon riesig.« Capelli hätte sich eher die Zunge abgebissen, als Lorentz zu erzählen, dass sie Levi zwar gern mochte, der Funke aber nicht übergesprungen war. »Und wie sieht’s bei dir aus, hast du deine Iris eingeladen?«
    »Natürlich, was glaubst du denn ... Na, ich pack dann mal aus.« Lorentz bückte sich rasch und machte sich laut knisternd über eine der Tüten her.

»Zwölf Senatoren! Teuflisch! Faßt alle Schwerter auf!«
    Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
    Fast alle waren der Einladung zur Party gefolgt. Die Stimmung war fabelhaft, und das Haus war voll von gut gelaunten Gästen, die Morells sonst so stilles Refugium mit Stimmengewirr und Gelächter erfüllten.
    Einzig Morell selbst schien nicht sehr zufrieden zu sein und verzog sich in die Küche, wo er sich ganz dem Kochwahn hingab und Häppchen und Bowle en masse zubereitete. Er war so sehr in Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie die Tür aufging und Capelli ihren Kopf hereinsteckte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Willst du nicht mal aus der Küche kommen und ein bisschen mitfeiern? Die Party ist richtig gut.«
    Morell schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich bin gerade nicht in Partystimmung.«
    Capelli kam in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. »Ist es dir zu laut? Ich kann die

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