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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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reinfallen. Sie wissen schon: Ich verknalle mich ständig in die Kerle, die mich entweder nicht beachten oder mir mit hundertprozentiger Sicherheit das Herz brechen. Ein typischer Fall von unheilbarer Dummheit.«
    Morell musterte die junge Ärztin. Ohne die Brille und mit einer anderen Frisur könnte sie eigentlich richtig hübsch aussehen. Außerdem fand er sie, trotz ihres etwas eigenwilligen Humors, recht nett. Schade eigentlich, dass er sich ständig vorstellen musste, wie sie ihre Hände in den geöffneten Brustkorb eines Toten steckte oder das Schädeldach einer Leiche aufsägte. Er schüttelte den Kopf. Nein, eine Frau mit so einem Beruf wäre definitiv nichts für ihn.
    »Auf die richtigen Männer und die richtigen Frauen!« Morell hob sein Glas.
    »Und auf Urlaub in Landau«, prostete Capelli zurück. »Jetzt, da wir hier gemeinsam eine Zwangs- WG bilden, könnten wir uns doch auch einfach duzen«, schlug sie vor. »Natürlich nur, sofern es Ihnen recht ist.«
    »Sofern es
dir
recht ist«, sagte Morell. »Ich heiße Otto.«
    »Nina.«
    »Prost!«
    Capelli roch an dem Wein und nahm einen großen Schluck. »Sogar dein Wein schmeckt ausgezeichnet.«
    »Den hab ich zwar nicht selbst gemacht, aber trotzdem danke«, freute sich Morell.
    »Oh! Verdammt!«, Capelli schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Das habe ich ja ganz vergessen! Eine Frau hat vorhin nach dir gefragt. Sie wollte sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen und sich für deine Fürsorge gestern bedanken. Im Büro hat sie dich anscheinend nicht mehr erwischt. Warte kurz.« Capelli durchsuchte die Taschen ihrer Jeans und fischte einen kleinen zerknitterten Zettel heraus. »Ich habe mir ihren Namen notiert.« Sie faltete das Blatt auseinander und versuchte, es auf der Tischplatte glatt zu streichen. »Frau Agnes Schubert«, las sie vor.
    Morell verdrehte die Augen und gab ein Geräusch von sich, das ganz offensichtlich ein Ausdruck von Unmut sein sollte.
    »Sie hat ein paar Mal geklingelt, und da habe ich halt die Tür aufgemacht«, sagte Capelli schuldbewusst, als sie das offensichtliche Missfallen des Chefinspektors sah. »Um ganz ehrlich zu sein, wirkte Frau Schubert ein wenig konsterniert, als sie mich sah. Ich hoffe, ich habe dir nicht die Tour vermasselt.«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie Morell. »Es wäre mir sogar sehr recht, wenn du sie abgeschreckt hättest. Frau Schubert versucht schon seit längerem, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Leider ist sie dabei oft ziemlich aufdringlich.«
    Capelli lachte erleichtert. »Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Auf den ersten Blick wirkte sie so ...«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »... so anständig. Sie machte eher den Eindruck einer braven, ordentlichen Kirchgängerin als den einer liebestollen, hormongesteuerten Verführerin.«
    »Mit der Kirchgängerin liegst du gar nicht mal so weit daneben. Frau Schubert ist Küsterin und leider auch diejenige, die gestern Morgen die Leiche gefunden hat. Da habe ich wohl Pech gehabt,
denn jetzt hat sie endlich einen Grund, mir noch mehr auf die Pelle zu rücken.« Morell vergrub sein Gesicht in den Händen und rieb seine Augen.
    »Ist sie wirklich so eine Plage?«
    »Leider. Agnes Schubert ist manchmal wirklich ... wie hast du sie genannt? Ach ja, liebestoll und hormongesteuert.« Morell nahm noch einen Schluck Wein. »Sie hat zum Beispiel einmal behauptet, ein Fremder hätte ihr Fahrrad geklaut, nur damit sie einen Grund hatte, um in mein Büro zu kommen.«
    »Oh je, das scheint ja fast so, als hättest du ihr ordentlich den Kopf verdreht.«
    Morell verzog das Gesicht. »Ich gebe dir hundert Euro, wenn du ihr erzählst, dass du meine neue Freundin bist«, sagte er, und Capelli konnte sich vor lauter Lachen kaum mehr halten.
    Beim Dessert wurde die Stimmung dann wieder ernst.
    »Ich hatte heute Zeit, um über deinen Fall nachzudenken«, erklärte Capelli. »Dieses Zeichen, das so aussieht wie eine römische Zwölf, hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Ich habe darum ein wenig im Internet recherchiert.«
    »Und? Hast du irgendetwas Interessantes herausgefunden?«, fragte Morell.
    »Ich habe bei Google die Wörter ›Zwölf‹ und ›Mord‹ eingegeben.«
    »Und was hat es ausgespuckt?« Morell war neugierig. Auf diese einfache Idee war er heute vor lauter Stress gar nicht gekommen.
    »Beim ersten Treffer ging es um das Buch ›Mord im Orientexpress‹ von Agatha Christie. Kennst du das?«
    »Ich denke schon. Warte kurz, ich

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