Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
Vom Netzwerk:
herausfinden würde, und beschloss zu fahren.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er, »und nochmals mein herzliches Beileid.«
    »Otto?«
    »Ja?« Was kam denn nun noch?
    »Finde das Schwein. Bitte!«
    »Ich werde mein Bestes tun«, sagte Morell und ließ sich von Silvia zur Haustür begleiten.
    »Man soll nicht schlecht über Tote reden«, sagte Silvia leise an der Tür, »aber um ehrlich zu sein, glaube ich, dass meine Schwester ohne den alten Suffkopf besser dran ist. Er war nie daheim, hat sich weder um sie noch um die Kinder gekümmert, sondern stattdessen lieber im Gasthof das Haushaltsgeld versoffen.«
    Morell sah sie an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Du musst mich gar nicht so ansehen«, sagte Silvia. »Und um es gleich vorwegzunehmen – ich war zur Tatzeit auf der Geburtstagsfeier einer Freundin, und ich kann dir mindestens zehn Personen nennen, die das bestätigen können.«
    Morell nickte müde und verließ das Haus.
    »Interessant«, murmelte er, als er ins Auto stieg. Karl Kaiser und Sascha Genz hatten nicht nur mit Josef, sondern auch mit Andreas Streit. Zwei seiner Verdächtigen aus der ersten Untersuchung tauchten also auch in diesem Fall auf.
    »Und Frau Vogelmann?«, überlegte er und öffnete seine Tupperdose. Quatsch, Frau Vogelmann hatte Streit mit allen Menschen – und überhaupt war der Verdacht ein Schmarrn. Er würde jetzt gleich noch einmal auf einen Sprung bei Kaiser und Genz
vorbeischauen. Schließlich waren im Wald keinerlei Spuren gefunden worden, und auch die Anrufe, die bisher im Revier eingegangen waren, hatten sich als falsche Fährten herausgestellt. Er biss in ein Brot mit Ei und Tofuwurst. Während er kaute, musste er unweigerlich an die zwei Toten in der Friedhofskapelle und die tanzenden Brezen auf dem Lieferwagen der Bäckerei denken. Diese verdammten Morde!
    Der Verdacht gegen Kaiser war alles, was Morell hatte. Er sträubte sich noch immer dagegen, Genz als Verdächtigen zu bezeichnen. Es stimmte, dass er seit dem Unfall völlig durchgedreht war, aber Morell kannte ihn schon so lange und war sich sicher, dass der Mann von Grund auf gut war. Bender hatte ja vorgeschlagen, auch Beate Adam in den Kreis der Verdächtigen aufzunehmen, doch Morell hielt das mittlerweile für vollkommen abwegig. Andreas war ein Nichtsnutz gewesen, und seine Ehe stand sicherlich unter keinem guten Stern, aber Beate hatte keinerlei bekannte Probleme mit Josef gehabt. Außerdem war die Lebensversicherung, die Andreas abgeschlossen hatte, nicht wirklich hoch und würde sicherlich bald aufgebraucht sein. Und schließlich saß sie jetzt alleine mit zwei kleinen Kindern da.
     
    Morell erreichte das protzige Haus von Karl Kaiser, und obwohl es schon Mittag war, musste er den Barbesitzer aus dem Bett klingeln.
    »Sie sehen so aus, als hätten Sie eine lange Nacht hinter sich?«, stellte Morell fest, als Kaiser nur mit Shorts bekleidet, zerzaustem Haar und verquollenen Augen die Tür öffnete.
    »Was denken denn Sie, Herr Chefinspektor?«, sagte Kaiser und gähnte. »Ich bin Gastronom. Ich arbeite in der Nacht, und wenn meine Gäste gut drauf sind, dann ist es ihnen egal, ob ich gerne schlafen gehen möchte oder nicht.«
    Morell nickte. Sein Mitleid hielt sich in Grenzen. »Sie haben es sicher schon gehört«, sagte er.
    »Dass Adam besoffen im Wald herumgerannt und dort erfroren ist?« Der Hausherr trat einen Schritt zur Seite und bedeutete Morell einzutreten.
    »Das wird erzählt?«, wunderte sich der.
    »So habe ich es zumindest gehört, und ich muss gestehen, dass es mich nicht verwundert hat.« Kaiser führte den Polizisten wieder in seine Küche, wo sie sich auch das letzte Mal schon unterhalten hatten. »Adam war ein kleiner Schluckspecht«, fuhr er fort, »und hat oft nicht gewusst, wann er genug hatte.«
    »So einfach ist das leider nicht«, sagte Morell und ließ seinen Hintern auf einen roten Sessel fallen. »Leider hat beim Erfrieren jemand nachgeholfen.«
    »Sie meinen, er wurde gekillt?«, fragte Kaiser und machte eine eindeutige Handbewegung, indem er sich mit der Handkante über den Kehlkopf fuhr.
    »Genau das meine ich«, sagte Morell und berührte mit den Fingerspitzen den Sitzbezug. Er fühlte sich an wie Latex. Konnte man im Sexshop denn jetzt auch schon Möbel kaufen?
    »Da haben Sie ja ganz schön viel zu tun – sogar sonntags müssen Sie ran.« Kaiser fing an, an der Kaffeemaschine zu hantieren. »Für Sie wieder einen Tee?«
    »Gerne«, sagte Morell und überlegte kurz. Er versuchte

Weitere Kostenlose Bücher