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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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natürlich überhaupt nicht gepasst.« Sie schnäuzte sich noch einmal. »Dieser Hanswurst soll seinen Sexclub gefälligst irgendwo anders hinbauen, aber nicht hierher. Wir sind schließlich anständige Leut’.«
    Morell machte sich Notizen. Er konnte sich bildlich vorstellen, was vorgefallen war. Beate Adam hatte eine Protestliste erstellt, und ihr Mann hatte wohl oder übel unterschreiben müssen. Kein Wunder, dass Kaiser ausgerastet war, als er auf der Liste den Namen einer seiner Stammkunden las.
»
Gab es sonst noch irgendeine
Gemeinsamkeit zwischen Andreas und Josef, unabhängig von der Initiative? Waren die beiden enge Freunde?«
    »Eigentlich nicht. Im Grunde haben sie sich nur gelegentlich mal im Wirtshaus getroffen, und das dann wohl auch eher zufällig.«
    »Mhm. Wen gibt’s denn noch, mit dem der Andreas Ärger hatte?«, fragte Morell weiter.
    Die Witwe überlegte und strich sich eine Strähne ihres wirren Haars aus dem Gesicht. »Vor kurzem hatte er Streit mit Margarethe aus der Bäckerei, weil sie ihm alte Semmeln verkauft hatte, und Erich Altmann hat Ärger gemacht und behauptet, Andreas habe einen Wildhasen totgefahren. So ein Blödsinn.«
    Morell bezweifelte das. Er hatte Andreas Adam nicht nur einmal einen Strafzettel wegen Raserei und Gefährdung des Straßenverkehrs ausgestellt.
    »Fällt dir sonst noch jemand ein, der nicht gut auf Andreas zu sprechen war?«
    Beate schnäuzte sich wieder. Ihr Papiertaschentuch war mittlerweile schon völlig zerfleddert. »Der alte Herr Jentsch hat einmal behauptet, dass Andreas ihm zu wenig Rente ausbezahlt hatte.« Sie schüttelte den Kopf. »Und dann war da noch Sascha Genz. Der Vollidiot ist seit dem Unfall seiner Tochter total durchgeknallt.«
    »Wo lag das Problem zwischen den beiden?«, wollte Morell wissen, der alles andere als erfreut darüber war, schon wieder den Namen seines Freundes zu hören.
    »Andreas hat in der Bank auch Versicherungen verkauft. Da Genz schuld an den Verletzungen seiner Tochter war – er hatte sie nämlich nicht angeschnallt –, wollte die Versicherung verschiedene Arzt- und Reha-Rechnungen nicht bezahlen. Genz hat Andreas die ganze Schuld daran gegeben. Dieser Depp hat behauptet, er habe ihm eine schlechte Versicherung verkauft.« Sie schaute das löchrige Ding in ihrer Hand an. Ihre Schwester nahm es ihr zuvorkommend ab und reichte ihr ein frisches Taschentuch.
    »Gibt es sonst noch jemanden?«, fragte Morell, der sich wieder ein paar Stichworte notiert hatte. »Es ist wichtig, dass du dich an jede Kleinigkeit erinnerst, auch wenn sie dir noch so unwichtig erscheint.«
    »Nein«, sagte Beate und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das waren alle.«
    Morell stand auf und wollte sich gerade bedanken, als Silvia das Wort ergriff. »Warte noch«, sagte sie und drehte sich dann zu ihrer Schwester. Sie strich ihr über die Haare und wischte eine Träne aus ihrem Gesicht. »Du musst es ihm erzählen«, sagte sie.
    Morell setzte sich wieder hin.
    Beate atmete tief ein. »Es gab da eine Geschichte mit dieser kleinen Schlampe Becky. Die Hur’ aus dem ›Hype‹. Sie hat vor ein paar Wochen behauptet, mein Andreas habe sie angegrapscht, woraufhin irgendein Typ dem Andreas ein blaues Auge verpasst hat.«
    Morell war gerade klar geworden, warum Beate Adam sich so sehr gegen den Bau von Kaisers neuer Bar wehrte. Es ging ihr nicht um den moralischen Verfall des Ortes, sondern um den ihres Gatten. »Du weißt nicht zufällig, wer der Kerl war, der ihm das Veilchen verpasst hat?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Na, ich werde es schon herausfinden.« Morell holte Luft. »Es tut mir sehr leid, aber ich muss dir diese Frage jetzt stellen.«
    »Du willst doch nicht etwa wissen, wo ich zum Zeitpunkt der Tat war?«, ereiferte sich Beate.
    »Doch«, antwortete Morell. »Aber glaub mir, das ist eine reine Routinefrage.« Wobei er, um ehrlich zu sein, schon kurz mit Bender überlegt hatte, Beate zu verdächtigen. Sie war im ganzen Ort als leicht reizbare Furie bekannt, und jeder wusste auch, wie oft der Haussegen bei den Adams schief hing.
    »Schon gut«, sie schnäuzte sich wieder. »Ich war hier zu Hause. Sabine, unsere Jüngste, hat Grippe. Ich habe mich die ganze Nacht um sie gekümmert.«
    »Gibt es sonst noch etwas, das du mir sagen könntest? Hat sich Andreas in den letzten Tagen irgendwie komisch verhalten? War irgendetwas an ihm auffällig?«
    Die Antwort war wieder ›Nein‹. Morell sah ein, dass er hier nichts Interessantes mehr

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