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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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unterstützen würde.
    »Diese lächerliche Petition ist gerade gut genug, um sich damit den Hintern abzuwischen.« Kaiser verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. »Sie sehen also, ich habe keinen Grund, irgendwen aus dem Weg zu räumen, außerdem habe ich gar nicht die Zeit dazu. Ich bin mit dem ›Hype‹ und der Planung der neuen Bar so im Stress, dass für einen Mord keine Zeit bleibt, geschweige denn für zwei.«
    »Haben Sie ein Alibi für die Nächte von Donnerstag auf Freitag und Freitag auf Samstag?«
    »Aber Herr Chefinspektor. Sie sollten doch mittlerweile wissen, dass ich meine Nächte nicht alleine verbringe.« Kaiser zwinkerte.
    Morell wurde langsam ungeduldig. Die Ereignisse der letzten Tage hatten an seinen Nerven gezehrt. »Eine letzte Frage habe ich noch.«
    »Immer nur heraus damit, Inspektor Columbo.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wer Andreas Adam ein Veilchen verpasst hat? Seine Frau hat mir nämlich ...«
    Morells Frage wurde durch ein Klingeln an der Tür unterbrochen.
    »Einen Moment bitte, Herr Chefinspektor«, sagte Kaiser und stand auf. »Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    Morell hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und Kaiser recht unfreundlich jemanden anfauchte. Der Chefinspektor schlich zur halb geöffneten Küchentür und schielte durch den Türspalt. Morell konnte einige Wortfetzen aufschnappen.
    »Nicht jetzt! Der fette Polizist hockt in meiner Küche. Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich hier nicht blicken lassen, du Trottel! Wir checken das heute Abend.«
    Das war ja interessant. Morell wollte so unauffällig wie möglich noch mehr von dem Gespräch mitbekommen. Langsam und behutsam öffnete er die Tür ein wenig mehr und spähte um die Ecke. Erst als das Gespräch abrupt abbrach, bemerkte Morell, dass er im Spiegel neben der Garderobe in voller Pracht zu sehen war.
    »Kruzifix«, sagte er leise zu sich selbst und beschloss die Flucht nach vorne anzutreten. »Ich bin auf der Suche nach der Toilette«, verkündete er und trat in den Flur. »Mein Name ist Chefinspektor Morell«, sagte er zu dem Mann, der mit gesenktem Kopf draußen stand und auf den Boden starrte.
    »Das ist mein Cousin Bert«, antwortete Kaiser.
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Morell und streckte Kaisers Cousin seine Hand hin. »Ich habe Sie bisher noch nie im Ort gesehen, sind Sie neu hier?«
    »Ja«, stammelte Bert und schaute dabei nicht Morell, sondern Karl Kaiser an. »Ich bin vor vier Wochen hergezogen. Aber ich war vorher schon einige Male auf Besuch da. Es ist sehr schön hier.«
    »Bert hilft mir ein wenig im ›Hype‹«, sagte Kaiser und kratzte sich am Kopf. »Er sorgt dafür, dass keiner der Gäste Ärger macht.«
    So etwas hatte Morell sich beinahe schon gedacht. Bert war prädestiniert für den Job als Rausschmeißer. Er war ein Schrank von einem Mann, mindestens so groß wie Morell, hatte aber Muskelpakete an den Stellen, an denen beim Chefinspektor Speckrollen wabbelten. Seine Nase sah so aus, als wäre sie mehr als nur einmal gebrochen worden, und sein Gesichtsausdruck erweckte den Eindruck, als hätte er schon öfter ein paar Schläge auf den Kopf abbekommen.
    »Ich muss jetzt gehen«, murmelte Bert, drehte sich ohne weiteren Kommentar um und ging.
    Morell schaute ihm ein wenig verwundert hinterher.
    »Sie müssen meinen Cousin entschuldigen«, sagte Kaiser und schloss die Haustür. »Er ist geistig zurückgeblieben, wenn Sie verstehen.«
    »Oh«, sagte Morell, der sich so etwas schon beinahe gedacht hatte. »Wie schlimm ist es denn?«
    »Bert ist nicht behindert, zumindest nicht schwer. Er ist geistig einfach nur nicht ganz auf der Höhe. Man könnte sagen, dass er leichte intellektuelle Mangelerscheinungen aufweist. In Landeck, wo er bisher gewohnt hat, hat er sich ein wenig Ärger eingefangen und seinen Job verloren. Meine Tante hat mich drum gebeten, ihm ein wenig unter die Arme zu greifen.«
    »Alles klar, und seitdem arbeitet er im ›Hype‹ als Rausschmeißer.«
    »Sozusagen«, Kaiser nickte. »Nicht dass ich unbedingt einen Rausschmeißer gebraucht hätte – die paar Störenfriede habe ich immer noch selber in den Griff bekommen. Aber Bert ist Familie, und da muss man halt manchmal Opfer bringen. Abgesehen davon macht er seinen Job gar nicht mal schlecht.«
    Morell dachte kurz nach. »Wegen meiner Frage von vorhin ...«
    »Ja, schon gut!« Kaiser zuckte mit den Achseln und nickte. »Es war Berts Faust ...«
    »... die zufällig in Adams Gesicht

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