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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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fahren wollte, fand sie mich.« Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Das habe ich noch nie jemandem erzählt.«
    »Hat sie die Polizei gerufen?«
    »Zuerst wollte sie das. Aber ich hab anscheinend so harmlos ausgesehen, dass sie mich mit in ihre Wohnung genommen und mir was zu essen gegeben hat. Und plötzlich hatte ich ein Zuhause.« Wieder lächelt sie, diesmal amüsiert. »Gina machte all die schlimmen Sachen, vor denen man mich gewarnt hatte. Rauchen, trinken, fluchen. Sie kam mir total weltgewandt vor. Ich weiß nicht wie und warum, aber wir verstanden uns auf Anhieb.«
    »Und wie bist du dann bei der Polizei gelandet?«
    »Gina hat in der Telefonzentrale vom Columbus PD gearbeitet, und ich hab schließlich einen Job als Kellnerin in einem Pancake House gekriegt. Wenn sie abends nach Hause kam, hat sie mir von ihrem Tag erzählt, und ich fand, dass sie den aufregendsten Job der Welt hatte. So einen wollte ich auch. Ich bin zurück auf die Schule und hab meinen Highschool-Abschluss nachgemacht. Einen Monat später hat sie mir einen Job in der Telefonzentrale einer kleinen Polizeiwache nahe der Innenstadt besorgt, und im Herbst haben wir beide im City College Kurse in Strafjustiz belegt. Ein Jahr später waren wir auf der Akademie.«
    Er starrte sie an, war von ihrer Geschichte vollkommen in Bann gezogen. Und von ihr selbst auch. Kein guter Zustand für einen Mann, der in ein paar Stunden abreisen wollte.
    »Und du, Tomasetti, was ist mit dir?«
    »Ich bin schon verdorben aus dem Bauch gekrochen.«
    Lachend griff sie nach der Zigarettenschachtel. John konnte nicht sagen, warum es ihm gefiel, dass sie rauchte. Vielleicht erschien sie ihm dadurch menschlicher, nicht so perfekt und seiner unreinen Seele ein wenig verwandter.
    »Was hast du getrieben, bevor du Polizist wurdest?«, fragte sie.
    »Ich war schon immer Polizist.« Er rollte die Schultern nach hinten, um die Spannung in seinem Nacken zu mildern. »Jetzt ist wohl der Moment, wo du mich fragen solltest, was in Cleveland passiert ist.«
    »Ich denke mir, wenn du davon erzählen willst, wirst du schon von selbst damit anfangen.«
    Sie wich seinem Blick nicht aus. Das beeindruckte ihn, wahrscheinlich mehr, als er ihr je eingestehen würde. »Wie viel weißt du?«, fragte er.
    »Ich kenne nur die Medien-Version. Und die ist normalerweise falsch.«
    »Es ist eine schlimme Geschichte, Kate.«
    »Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.«
    Doch zum ersten Mal in seinem Leben wollte er es. Kate hatte ihm etwas gegeben, das er lange Zeit nicht gehabt hatte: Hoffnung.
    Sie hatte ihn erkennen lassen, dass er den Alkohol und die Pillen vielleicht doch nicht brauchte, um durch den Tag zu kommen. Die Zeit war reif, um die Eiterbeule aufzustechen, die Dämonen herauszulassen und den Heilungsprozess zu beginnen. »Weißt du, wer Con Vespian ist?«
    »Jeder Cop hier im Staat weiß, wer Vespian ist. Clevelands Version von John Gotti.«
    »Mit einer Prise Charles Manson.«
    »Drogen, Prostitution, Glücksspiel.«
    »Er hatte seine Finger überall drin, aber hauptsächlich handelte er mit Heroin. Im großen Stil. Da wurde auch schon mal einer umgelegt, wenn es nützlich war. Aber am schlimmsten wurde es, wenn er ein Exempel statuieren wollte. Vespian und ich kannten uns schon aus der Zeit, als ich noch Streifenpolizist war. Ich hatte ihn zweimal verhaftet, und jedes Mal wurde er freigesprochen. Es gab keinen Drogenfahnder in der Stadt, der ihn nicht gern drangekriegt hätte. Aber der Scheißkerl hatte immer Schwein, und dass er halb durchgeknallt war, machte ihn extrem gefährlich.«
    »Schlechte Kombination.«
    »Er hat das System ausgetrickst und ist damit durchgekommen. Ich wollte derjenige sein, der ihn zu Fall bringt, und so ist er irgendwann im Laufe der Jahre zu meiner persönlichen Obsession geworden.«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. John sah ihr an, dass sie wusste, dass die Geschichte jetzt eine dunkle Wendung nahm. »Mein Partner hieß Vic Niswander, ein alter Hase und auf politisch unkorrekte Weise witzig. Er war gerade Großvater geworden, hatte noch vier Monate bis zur Rente. Wir haben immer Scherze darüber gemacht, aber er wollte Vespian kriegen, bevor er ging.«
    Bei der Erinnerung lächelte John. Doch als seine Gedanken zu dem Albtraum wanderten, der folgte, war ihm, als hätte er gerade in ein Stück Gammelfleisch gebissen. »Vic und ich hatten einen Spitzel in Vespians Organisation, Manny Newkirk. Ich weiß nicht mehr, wie wir

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