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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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plötzlich hebt er das ganze Zeug auf seinem eigenen Hof auf?«
    »Kate.« Mit beiden Händen umfasst er meine Oberarme. »Hör auf. Es ist vorbei. Wir haben ihn.«
    Ich sehe ihm in die Augen. »Jonas war’s nicht.«
    »Weil er amisch ist?«
    »Himmelherrgott, John, er fährt keinen motorisierten Wagen. Er kann das Schneemobil gar nicht gefahren haben.«
    »Sagt er.«
    »Er entspricht nicht dem Profil.«
    »Profile erstellen ist keine exakte Wissenschaft.«
    Ich seufze. Warum kann ich nicht so zufrieden sein wie alle anderen? »Hast du die Kriterien des modifizierten Modus Operandi durch VICAP laufen lassen?«
    Er stöhnt genervt. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Problem hast, loszulassen?«
    »Ich möchte die Berichte sehen.«
    »Kate, ich hab der Frau von der Verbrechensanalyse gesagt, wir brauchen sie nicht mehr, weil wir eine Festnahme haben.«
    »John, bitte.«
    Er seufzt. »Du verschwendest deine Zeit, aber ich rufe sie an und sage ihr, sie soll sie dir e-mailen.«
    »Danke.« Ich stelle mich auf die Zehen und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Ich soll zurück nach Columbus kommen. Ich bin hier, um mich zu verabschieden.«
    Eigentlich dürfte mich das nicht überraschen, tut es aber doch. »Wann reist du ab?«
    »Ich hab schon gepackt und wollte heute Abend noch fahren.«
    In den letzten beiden Tagen war John zu einem unerwarteten Verbündeten geworden, der mir Beistand geleistet und Informationen gegeben hat. Außerdem ist er, wie mir jetzt klar wird, auch ein Freund. »Ich bin froh, dass du noch mal vorbeigekommen bist«, sage ich.
    Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. »Yeah, weil du mich über den Fall ausquetschen wolltest.«
    »Das auch.« Ich mag seinen Humor. Wie es wohl wäre, ihn in meinem Leben zu haben? »Ich hatte mich gerade daran gewöhnt, dich hier zu haben.«
    »Die meisten Menschen wollen mich schnell wieder loswerden.«
    Ich muss lachen, doch fühle ich mich auf einmal unbehaglich. Abschied nehmen ist nicht mein Ding. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen und will mich abwenden, doch er hält mich am Arm fest.
    »Es gibt da noch was Unvollendetes«, sagt er.
    »Meinst du den Kuss?«
    »Für den Anfang.«
    Er zieht mich zu sich und drückt seinen Körper an meinen. Mein Herz schlägt wie ein amoklaufendes Metronom. Zum ersten Mal seit Tagen vergesse ich den Fall und denke nur an John. Er senkt den Kopf, fährt mit den Lippen sanft über meinen Mund. Sein Atem riecht nach Pfefferminz. Sein Kuss ist sanft, aber nicht zögerlich. Er tritt zurück, umfasst mein Gesicht mit den Händen. »Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was passiert wäre, wenn uns niemand gestört hätte.«
    »Wahrscheinlich hätte ich Schiss bekommen.«
    »Oder ich hätte was Blödes gesagt und du wärst sauer geworden.«
    »Vielleicht sind wir einfach nur aus der Übung.«
    »Du glaubst also, wir könnten unsere Grundkenntnisse reaktivieren?«
    »Wenn wir es wirklich wollen und uns richtig darauf konzentrieren, wäre es einen Versuch wert. Mal sehen, was passiert.«
    Wir grinsen uns dämlich an. Ich will nicht, dass es jetzt peinlich wird zwischen uns, aber genau das passiert. Keiner von uns beiden kann mit dieser Art von Intimität gut umgehen.
    »Willst du was trinken?«, fragt er.
    »Hilft das bei Schmetterlingen im Bauch?«
    »Es hilft bei vielen Dingen.« Er geht zum Hängeschrank und nimmt die Wodkaflasche heraus. Ich mache den Herd wieder aus, hole zwei Gläser und stelle sie auf die Ablage.
    Der getigerte Kater kratzt draußen am Fenster und starrt mit schneebedecktem Kopf in die Küche.
    »Kalte Nacht für so ein kleines Kerlchen.« John macht die Tür auf, die Katze schießt herein, faucht ihn an und verschwindet im Wohnzimmer.
    »Er fängt an, sich für dich zu erwärmen«, bemerke ich.
    »So geht mir das immer mit Streunern.« Er schenkt beide Gläser voll und hebt seins hoch. »Auf das Ende eines langen und schwierigen Falles.«
    Ich stoße mit ihm an, verbiete mir die Frage, ob der Fall wirklich gelöst ist. Wir trinken auf ex, halten den Blickkontakt. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal solche Gefühle hatte, weiß ich, was als Nächstes passiert. Und ich erwäge tatsächlich, meiner abenteuerlichen Laune nachzugeben.
    John nimmt mein Glas und stellt es ab. Dann zieht er mich an sich. »Was machst du da?«
    »Ich überlege, wie ich dich ins Bett kriege.«
    »Komisch, das hab ich auch gerade gedacht.«
    Er küsst mich, jetzt ohne jede Zurückhaltung. Es ist

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