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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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der Kuss eines Mannes, der weiß, was er will, und keine Angst hat, es sich zu nehmen. »Es ist also okay für dich?«, flüstert er.
    Ich stutze, doch dann wird mir klar, dass er die Vergewaltigung meint. »Es gab eine Zeit, da wäre ich jetzt auf der Stelle weggerannt. Oder ich hätte jede Form von Beziehung schon im Ansatz sabotiert.«
    »Und ich dachte immer, ich wäre der marktbeherrschende Beziehungskiller«, erwidert er.
    »Bist du nicht.«
    »Ist das eine Warnung?«
    »Vermutlich.«
    Er sieht mich aus dunklen Augen eindringlich an. »Lass uns ganz ehrlich sein, Kate. Es geht nur um uns. Dich und mich.«
    »Und unser Gepäck.«
    Lachend trägt er mich den Flur entlang und stößt die erste Tür auf.
    »Falsches Zimmer«, sage ich.
    »Sorry.« Er geht weiter und wir landen in meinem Schlafzimmer.
    Neben dem Bett stellt er mich auf die Füße. Sein Blick wandert zu der alten Petroleumlampe auf dem Nachttisch. »Funktioniert die?«
    »Sie hat meiner
Mamm
gehört.« Eines der wenigen Dinge, die ich von ihr habe. »Streichhölzer sind im Nachttisch.«
    »Geh nicht weg.« Er mildert seine Worte mit einem Lächeln ab.
    Meine Nerven flattern. Ich beobachte, wie er die Glaskugel von der Lampe nimmt, das Streichholz anzündet, und kurz darauf ist der Raum in flackerndes Licht getaucht. Er kommt zurück zu mir, legt die Hände auf meine Schultern und sieht mir in die Augen. »Mein letztes Mal liegt lange zurück.« Er blickt auf die Seite, dann wieder zu mir. »Seit Nancy war nichts mehr.«
    »Zwei Jahre allein zu sein sind eine lange Zeit.«
    »Viele Dämonen leisten mir Gesellschaft.«
    Ich muss daran denken, was ich über ihn gelesen und gehört habe, und frage mich, ob die Geschichten alle stimmen. Ob er nach der Ermordung seiner Frau und Kinder wirklich das Gesetz in die eigene Hand genommen hat; ob er mir die Wahrheit sagen würde, wenn ich ihn frage – und ob ich sie wirklich wissen will.
    Er nimmt den Saum meines Sweatshirts, ich hebe die Arme und er zieht es mir über den Kopf. Sein Blick huscht zu meinem BH , meinem Bauch, tiefer. Er fährt mir durchs Haar, verwuschelt es. Einen Moment lang hält er mein Gesicht mit beiden Händen, dann schiebt er die BH -Träger mit dem Daumen über meine Schulter runter.
    Ein kühler Luftzug weht über meine Brüste, und mich fröstelt. Seine Hände gleiten zu meinen Jeans, er zieht den Reißverschluss auf. Ich fühle mich zunehmend befangen, muss etwas mit den Händen tun und versuche, sein Hemd aufzuknöpfen, doch meine zitternden Finger machen nicht mit.
    John nimmt meine Hände und küsst die Knöchel. »Wie kann es sein, dass du mitten in der Nacht einem Verrückten durch den Wald hinterherjagst und dabei nicht mal ins Schwitzen kommst, aber jetzt so heftig zitterst, dass du meine Knöpfe nicht aufkriegst?«
    »Ich glaube, wenn’s drauf ankäme, könnte ich dir durchaus in den Hintern treten, Tomasetti.«
    Er grinst. »Das glaube ich auch.«
    Ich versuche ein Lächeln, doch stattdessen kriege ich einen knallroten Kopf. »Ich bin nicht gut in so was.«
    »Doch, das bist du.« Er küsst mich sanft auf die Stirn. »Du musst nicht nervös sein. Ich bin’s doch nur, Tomasetti.«
    Er knöpft sein Hemd selbst auf und entblößt eine kräftige Brust mit dunklen Haaren. Er ist muskulös, aber nicht gepolstert, und drahtig wie ein Langstreckenläufer. Doch all diese Gedanken verfliegen, als er mir die Jeans über die Hüfte nach unten streift. Ich steige heraus und sehe zu, wie er seine Hose wegkickt.
    Seine Berührung wirkt elektrisierend, positiv wie negativ geladene Teilchen erfassen jeden Nerv in meinem Körper. Langsam schiebt er mich zum Bett. Ich setze mich, er drückt mich nach hinten und legt sich auf mich. Erregung überkommt mich wie eine Sturzflut, jeder Zentimeter meines Körpers vibriert mit Begehren. Ich wölbe mich ihm entgegen, will ihn haben, will diesen Moment, will alles.
    Als John in mich eindringt, habe ich das Gefühl, wir sind der Mittelpunkt des Universums und ein freundlicher Gott segnet zwei unvollkommene Menschen mit einem vollkommenen Moment.

30. Kapitel
    John lag auf dem Bett und lauschte dem Wind, der die Schneeflocken ans Fenster klatschte. Neben ihm schlief Kate ruhig und reglos wie ein erschöpftes Kind. Es war nicht der richtige Moment, um an Nancy zu denken, doch er konnte nicht anders. Noch lange nach ihrer Ermordung hatte er sie spüren können. Nicht als körperliche Präsenz, eher als psychische Prägung. Doch irgendwann in den letzten

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