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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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nicht von gestern!«
    »Mona hat sie angerufen«, wirft Pickles ein, offensichtlich um die Situation zu entschärfen. »Deshalb ist sie hier. Kommen Sie schon, sie ist Polizistin. Haben Sie etwas Nachsicht.«
    Detrick zeigt mit dem Finger auf Jonas, spricht aber zu Pickles. »Ist Ihnen überhaupt klar, dass wir den Fall verlieren können, nur weil sie mit dem Verdächtigen gesprochen hat? Sie ist keine Polizistin! Das muss nur irgendein Anwalt hören, und dieses Stück Scheiße da drin geht als freier Mann hier raus. Wollen Sie das vielleicht?«
    Zum ersten Mal wirkt Pickles verunsichert.
    »Lassen Sie mich los, oder ich schwöre Ihnen, Sie landen vor Gericht.« Ich versuche, mit fester Stimme zu sprechen, doch die Worte sprudeln zu schnell und zu schrill aus meinem Mund.
    »Sie sind absolut nicht in der Position, mir zu drohen.« Er packt meinen Arm und schiebt mich Richtung Treppe.
    Als wir in den Eingangsbereich kommen, springt Mona auf und schnappt nach Luft, sieht mich an, als wäre ich auf dem Weg zum Galgen. »Was ist passiert?«
    »Alles in Ordnung«, sage ich.
    »Aber warum hat er –«
    »Sie ist betrunken.« Detrick schiebt mich zum Schreibtisch und dreht mich unwirsch um, damit er die Handschellen aufschließen kann.
    Ich sehe Mona an. »Ich bin nicht betrunken.«
    Detrick stößt einen Seufzer aus. »Ich tue Ihnen jetzt einen großen Gefallen, Burkholder, und lasse Sie laufen. Aber wenn Sie noch mal hier auftauchen, ob betrunken oder nüchtern oder in einem verdammten Raumschiff, stecke ich Sie ins Gefängnis. Haben Sie das kapiert?«
    Die Handschellen schnappen auf. »Hab ich.«
    »Chief, was geht hier vor?«, fragt Mona.
    »Ich erkläre’s Ihnen später«, erwidere ich und reibe meine Handgelenke.
    Detrick zeigt auf die Tür, als wäre ich ein streunender Hund, der sich von der Straße hier rein verirrt hat. »Verschwinden Sie, bevor ich meine Meinung ändere und Sie für den Rest der Nacht in die Ausnüchterungszelle stecke.«
    »Behalten Sie Jonas im Auge«, sage ich zu Mona.
    »Ich hab den Krankenwagen bestellt«, erwidert sie.
    »Sofort abbestellen«, faucht Detrick. »Diesem mordenden Stück Scheiße geht’s gut.«
    Mona greift kopfschüttelnd zum Telefon.
    Detrick starrt mich wütend an, in den Augen etwas, das noch viel düsterer ist als Verachtung. »Verschwinden Sie, verdammt noch mal.«
    Ich gehe, ohne mich umzudrehen.
    · · ·
    Mona Kurtz war immer stolz auf ihre Fähigkeit gewesen, auch in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Das gelang ihr hauptsächlich deshalb, weil die Polizeiarbeit sie faszinierte. Sie mochte die Aufregung und bewunderte die Cops, die auch im Chaos noch cool blieben. Doch heute Nacht war sie alles andere als gelassen.
    Normalerweise liebte sie ihren Job. Von Natur aus ein Nachtvogel, war die Arbeit in diesen Stunden für sie perfekt. Die Telefone und Funkgeräte, über die sie mit den diensthabenden Polizisten kommunizierte, blieben relativ ruhig, so dass sie lesen oder die Hausaufgaben für den Strafjustiz-Kurs machen konnte, den sie am städtischen College belegt hatte. Und die Kollegen versorgten sie immer mit dem neuesten Tratsch in der Stadt.
    Doch seit Beginn der Mordserie war es hier ziemlich unangenehm geworden. Alle waren gereizt, sie musste ständig Berichte tippen und Daten in den Computer eingeben. Das Telefon klingelte nonstop bis in die frühen Morgenstunden, und die Leute wurden immer merkwürdiger. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte sich Nathan Detrick auch noch im Büro von Chief Burkholder breitgemacht. Der Sheriff mochte ja durchaus charmant sein – falls man auf glatzköpfige alte Männer stand –, aber etwas an ihm bereitete Mona ein seltsames Unbehagen.
    Nach der Entlassung des Chiefs war es mit ihrer Arbeit nur noch bergab gegangen. Zwar wusste Mona nicht alles, aber doch viel mehr, als den Leuten hier klar war. Auch wenn der Telefon-Job in der Hierarchie ganz unten rangierte, konnte man sich doch so ziemlich alles zusammenreimen, weil man mitbekam, wer wen anrief und welche Nachrichten hinterlassen wurden. Und deshalb wusste sie auch, dass Chief Burkholder total reingelegt worden war.
    Sie konnte es kaum fassen, dass ihre ehemalige Vorgesetzte um ein Haar verhaftet worden wäre. Schwierigkeiten zu machen sah Kate überhaupt nicht ähnlich. Was zum Teufel hatte sie sich dabei gedacht? Mona hatte den Chief immer total bewundert, genau genommen war sie ihr großes Vorbild. Na ja, zusammen mit Stephanie Plum, der Heldin in

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