Die Zahlen Der Toten
Sie aus dem Auto aus!«, brüllt er. »Sofort!«
All die grauenhaften Dinge gehen mir durch den Kopf, die dieser Mann möglicherweise getan hat. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass er glaubt, mir etwas antun zu können und damit durchzukommen. Aber aus meinem Wagen steige ich nie und nimmer. Ich drücke die automatische Zentralverriegelung.
»Machen Sie es nicht schwerer als nötig«, sagt er.
»Holen Sie Pickles her und ich gehorche.« Schnee weht durch den offenen Fensterspalt herein.
Er beugt sich weiter vor. »Wenn Sie darauf bestehen, dass ich einen weiteren Cop herhole, werde ich Sie mit Beschuldigungen zuknallen. Alkohol am Steuer. Widerstand. Alles, was mir einfällt. Ich ruiniere Sie, Burkholder. Danach können Sie froh sein, wenn Sie einen Job als Parkplatzwächter kriegen.«
Ich sage nichts.
»Wie Sie wollen.« Er scheint nachzugeben, richtet sich auf und hält das Funkgerät vor den Mund. »Hier ist 247 –«
Das Fenster birst. Glas fliegt mir entgegen. Detricks behandschuhte Faust kommt auf mich zu, etwas Dunkles darin. Ich ramme die Gangschaltung ein, doch bevor ich aufs Gas treten kann, höre ich das widerliche
Klick
eines Elektroschockers. Fünfhunderttausend Volt starke Elektroden drücken sich in meinen Hals.
Es ist, als würde man von einem Baseballschläger getroffen. Ich spüre den Stoß bis in die Knochen. Der Mustang rollt vorwärts, doch ich schaffe es nicht, aufs Gas zu treten. Der Stromstoß lähmt mich. In meinem Kopf herrscht großes Durcheinander. Als Detrick zum Zündschlüssel greift und den Motor abstellt, weiß ich, dass ich einen verheerenden Fehler gemacht habe.
33. Kapitel
John brauchte eine Stunde, nur um aus der Stadt rauszukommen. Das lag nicht bloß an den zugeschneiten Straßen, auch viele Unfälle behinderten den Verkehr. Aber die Fahrerei wäre nicht einmal so schlimm gewesen, hätte er nicht irgendwann angefangen, sich Sorgen um Kate zu machen. Dass sie Detrick verdächtigte, klang zwar ungeheuerlich, doch sie war ein kluger Kopf und, wichtiger noch, sie war eine gute Polizistin. Wenn sie mit ihrem Verdacht richtig lag, war in Painters Mill ein Serienmörder mit Dienstmarke auf Beutezug.
Während er darauf wartete, dass es nach einem Unfall auf dem Highway 16 endlich weiterging, versuchte er, sie auf dem Handy zu erreichen, bekam jedoch nur die Mailbox. Er hinterließ eine Nachricht und versuchte es bei ihr zu Hause. Als dort auch nur der Anrufbeantworter ansprang, geriet er in Panik.
»Wo zum Teufel steckst du?«, murmelte er und legte auf.
Er hatte noch immer Glocks Nummer in seinem Handy eingespeichert und versuchte, ihn als Nächsten zu erreichen. Zu seiner Erleichterung war er da. »Haben Sie Kate gesehen?«
»Nur heute früh. Warum?«
Er überlegte, wie viel er ihm sagen konnte. »Wäre es Ihnen vielleicht möglich, kurz bei ihr zu Hause vorbeizuschauen?«
»Ich kann sofort hinfahren.« Er hielt inne. »Sagen Sie mir, was los ist?«
John kroch im Schritttempo an einem quer stehenden Sattelschlepper vorbei, aus dessen zerquetschtem Fahrerhaus Rettungssanitäter gerade den Fahrer zogen. »Das geht momentan nicht, Glock.«
»Dann mach ich mir jetzt offiziell verdammt Sorgen, Tomasetti.«
»Sehen Sie nach ihr. Ich erzähle Ihnen alles, wenn ich da bin.« Obwohl er bei dem Schneegestöber nicht viel sehen konnte, drückte er den Tacho auf sechzig Stundenkilometer hoch und hoffte inständig, dass Kate unrecht hatte.
· · ·
Ich werde aus dem Wagen gezerrt, habe Schnee im Gesicht, auf den Haaren. Flocken fallen mir in den Kragen. Ich weiß, ich stecke in Schwierigkeiten, bin aber vollkommen wehrlos.
Noch ein
Klick.
Schmerz durchfährt meinen Körper, erschüttert mein Gehirn. Meine Muskeln verkrampfen. Ich liege mit dem Gesicht im Schnee, Mund und Augen voll, die Haut eiskalt. Detrick kniet neben mir, zerrt meine Hände auf den Rücken. Ich versuche zu kämpfen, doch ich zappele nur wie ein Fisch.
»Du hättest aufgeben sollen, Kate.«
Ich versuche zu schreien, doch wegen dem Schnee in meinem Mund spucke ich nur. Auch der Nebel lässt sich nicht aus meinem Kopf schütteln, er ist wie festgeklebt.
Wieder Stromstöße mit dem Elektroschocker. Der Schmerz entreißt mir ein Stöhnen. Meine Muskeln verhärten sich, und ich merke, wie mir die Augen nach hinten wegrollen. Ich verliere immer wieder das Bewusstsein, die Welt ist jetzt nur noch schwarzweiß. Er stapft durch den Schnee, ist mit irgendetwas beschäftigt. Das nehme ich zwar wahr, bin
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