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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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es Hershberger anhängen und dass er ihn umbringen wird, um ihn mundtot zu machen.« Schnell erzähle ich ihm, was auf dem Polizeirevier passiert ist.
    »Detrick ist Polizist und Ehemann und Vater dreier Mädchen im Teenageralter. Er trainiert eine Footballmannschaft.«
    »Ich weiß, wer er ist. Und auch, wie das alles klingt!«, blaffe ich ihn an. »Aber er steckt mitten in einer schmutzigen Scheidung. Vielleicht war das der Auslöser für die Eskalation.«
    »Kate …«
    »Mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber ich kann doch nicht ignorieren, worauf ich gestoßen bin.«
    Er seufzt, und ich spüre ein Kneifen im Bauch. Das bekomme ich immer, wenn jemand, dessen Meinung ich schätze, etwas sagen wird, das ich nicht hören will. Und jetzt ist dieser Jemand John, was besonders weh tut und mir zudem Angst macht, denn ohne ihn bin ich allein.
    »Es passt alles zusammen«, sage ich betont ruhig. »Er hat in jeder Stadt gewohnt, in der es solche Morde gab. Die Täterhandschrift stimmt fast exakt überein. Er hat sogar eine der Leichen ›gefunden‹. Wir beide wissen, dass solche Mörder bekannt dafür sind, in die polizeilichen Untersuchungen involviert zu sein. Er ist Polizist und weiß deshalb, wie man sich absichert. Als Teenager hat er im Schlachthof gearbeitet. Er rasiert sich den Schädel, John. Hast du dich jemals gefragt, warum die Spurensicherung noch nie auch nur ein Haar an einem der Tatorte gefunden hat? Ich wette, er rasiert seine ganzen Körperhaare ab.«
    »Das klingt ziemlich paranoid.«
    »Dann hilf mir, es zu widerlegen.«
    »Weiß Detrick, dass du ihn verdächtigst?«
    »Nein.«
    »Belass es dabei.« Sein Fluchen kommt wie ein Feuerball durch die Leitung. »Ich bin in ein paar Stunden da.«
    Die Fahrt von Columbus nach Painters Mill dauert normalerweise zwei Stunden. Aber da die Schneedecke stündlich um zwei Zentimeter wächst, wird er wohl erst morgen früh hier sein. »Okay.«
    »Ich will, dass du nach Hause gehst. Stell alles zusammen, was du an Fakten hast. Ich bin so schnell wie möglich bei dir.«
    »Danke.«
    »Was immer du machst, Detrick darf auf keinen Fall wissen, dass du ihn verdächtigst. Und tu mir einen Gefallen, ja?«
    »Kommt drauf an.«
    »Pass auf dich auf.«
    Er legt auf, ohne sich zu verabschieden.
    Der Zweifel in seiner Stimme bedrückt mich. Als Frau und ehemalige Amische habe ich hart für meinen guten Ruf gearbeitet. Glaubwürdigkeit ist mir wichtig. Ich hasse es, beides in Frage gestellt zu sehen.
    Ich wende den Mustang und mache mich auf den Weg nach Hause. Die Sicht ist so schlecht, dass ich kaum die Straßenlampen entlang der Main Street sehen kann. Das County hat zwar Schneepflüge eingesetzt, doch es sind zu wenige, um mit den Schneemassen fertig zu werden. Ich bin zwei Blocks von meinem Haus entfernt, als in meinem Rückspiegel das Blaulicht eines Polizeiwagens auftaucht. Vermutlich Pickles, der mit mir über die Sache im Polizeirevier sprechen will.
    Dass ich mich irre, wird klar, als ich in meinem Seitenspiegel den Chevrolet Suburban vom Sheriffbüro sehe. Selbst in dem dicht fallenden Schnee erkenne ich Detricks Umrisse, als er aussteigt. Einen verrückten Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, aufs Gas zu treten und abzuhauen, doch das würde alles nur noch schlimmer machen. Ich muss einfach nur cool bleiben. Schließlich weiß er ja nicht, dass ich ihn verdächtige.
    Meine Dienstwaffe musste ich nach der Entlassung zwar abgeben, aber ich habe auch privat einen Waffenschein und besitze eine hübsche kleine Kimber . 45 , die ich schnell aus der Mittelkonsole hole und in meine Jackentasche stecke.
    Detrick klopft an das Fenster auf der Fahrerseite. Ich lasse das Fenster ein Stück runter. »Was gibt’s?«
    »Stellen Sie den Motor ab.«
    »Was?«
    »Machen Sie schon, Burkholder. Steigen Sie aus. Sofort.«
    »Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen.«
    »Sie haben getrunken. Das hab ich schon im Polizeirevier gerochen und jetzt wieder. Steigen Sie verdammt noch mal aus dem Wagen.«
    Mein Herz beginnt zu rasen. Das hatte ich nicht erwartet. Ein Dutzend Antworten gehen mir durch den Kopf, doch keine davon ist wirklich brauchbar. »Das möchte ich ungern tun, Detrick. Ich folge Ihnen zum Revier und mache da einen Alkoholtest.«
    »Ungern?« Er starrt mich durch den fünfzehn Zentimeter großen Fensterspalt an. »Machen Sie die Tür auf. Sofort.«
    Ich habe meine Stimme gut im Griff und antworte ruhig: »Holen Sie noch einen Beamten her und ich gehorche.«
    »Steigen

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