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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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sagen, dass der Mistkerl, der mich vergewaltigt hat, in der Hölle schmort, wo er hingehört. »Selbst wenn er tot ist, bezweifle ich, dass er bei Gott ist.«
    »Katie.« Sie sieht mir in die Augen. »Jemand war in der Scheune. Vor drei Tagen.«
    Meine Nackenhaare stellen sich auf. »Wer?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Ich war gerade beim Melken, da hab ich die Klappe der Heurutsche zufallen hören. Als ich nachgesehen habe, war niemand da. Aber im Schnee gab es Schuhspuren.«
    »Stammten sie von einem Mann?«
    »Ich glaube schon. Die Schuhe waren groß.«
    »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
    »Zu der Zeit kam es mir nicht wichtig vor. Aber jetzt …« Sie wendet den Blick ab. Als sie mich wieder ansieht, ist sie nervös. »Glaubst du, es könnte Daniel gewesen sein? Ist er zurück und bringt wieder Menschen um?«
    Die Möglichkeit, dass Lapp nicht nur am Leben, sondern auch eine Bedrohung für meine Familie sein könnte, fügt dem Ganzen eine neue, beängstigende Dimension hinzu.
    »Und wenn er wütend auf uns ist und auf Rache sinnt?« Sie senkt die Stimme. »Katie, ich möchte dich nicht mit meinen Ängsten belasten, aber ich finde, es ist an der Zeit, dass du deiner
englischen
Polizei von Lapp erzählst.«
    Ich zucke zusammen. »Nein.«
    »Du musst ja nicht … alles sagen.«
    »Nein.«
Das Wort kommt schärfer heraus als beabsichtigt, doch ich nehme es nicht zurück. »Bitte mich nicht darum.«
    Sarah hält meinem Blick stand. »Und wenn Daniel zurückkommt? Wenn er versucht, mich oder William zu verletzen?« Sie legt die Hand auf ihren dicken Bauch. »Ich muss an dieses Kind denken.«
    In meinen Eingeweiden gerinnt die Angst wie saure Milch. Ich überlege, wie ich sie beruhigen kann. Worte fallen mir keine ein, und so beuge ich mich zu ihr hin, nehme ihre Hand und senke die Stimme. »Sarah, hör mir zu. Jacob glaubt, dass Daniel damals gestorben ist. Und ich auch.«
    »Aber warum hast du dann seinen Leichnam gesucht?«
    Mein Verstand sucht verzweifelt nach Antworten, die es nicht gibt. »Ich kann dir nur sagen, dass ich eine gute Polizistin bin. Bitte, vertraue mir. Lass mich das auf meine Weise handhaben.«
    Mein Telefon klingelt wieder. Die Lämpchen von drei Leitungen blinken um die Wette, doch ich konzentriere mich weiter auf meine Schwester. »Du weißt, dass ich alles tue, damit ihr in Sicherheit seid.«
    »Wie kannst du alles für unsere Sicherheit tun, wenn du nicht einmal weißt, wo er ist?«
    Es schmerzt mich, ihr nicht die Antworten geben zu können, die sie braucht. Ein Klopfen an der Tür rettet mich. »Sarah, es tut mir leid.« Ich lasse ihre Hand los. »Ich muss wieder an die Arbeit. Wir reden später weiter.«
    »Ich glaube nicht, dass das warten kann.«
    »Bitte, gib mir einfach nur etwas Zeit.«
    Die Tür geht auf und Mona kommt herein. »Tut mir leid, Chief. Ich wollte nur sagen, dass der Sheriff angerufen hat.« Sie reicht mir die rosa Telefonzettel.
    »Können Sie T. J. bitten, Sarah nach Hause zu begleiten?«, frage ich Mona.
    Sarah sieht mich betreten an. »Das ist nicht notwendig.«
    »Es wäre mir aber lieber. Die Straßen sind teilweise vereist.«
    Mona grinst Sarah an. »Kommen Sie, Schwester Sarah, wir gehen T. J. suchen.«
    Ich sehe meiner Schwester hinterher und versuche, ruhig zu bleiben, doch es gelingt mir nicht. Wer war in ihrer Scheune und warum? Hat sie recht, was Lapp angeht? Nimmt er meine Familie aufs Korn? Ist sie in Gefahr? Die möglichen Antworten auf diese Fragen jagen mir Angst ein.
    … es ist an der Zeit, dass du deiner englischen Polizei von Lapp erzählst.
    Sarahs Worte hallen in meinem Kopf wider wie Hammerschläge auf Blech. Sie versteht die Auswirkungen nicht, die mein Geständnis haben würde, sage ich mir. Meiner Karriere würde irreparabler Schaden zugefügt. Meinem Ruf, meiner Glaubwürdigkeit. Diesem Fall. Vielleicht würde ich sogar ins Gefängnis kommen. Und nicht zu vergessen das Leid meiner Familie. Wenn Lapp wirklich tot ist, wäre mein Geständnis zudem völlig nutzlos.
    Die Vergangenheit wachzurufen würde nichts bringen.
    Überhaupt nichts.
    · · ·
    Als ich zehn Minuten später bei Glock vorbeischaue, sitzt er, den Telefonhörer ans Ohr gedrückt, am Schreibtisch und gibt mir mit der Hand zu verstehen, nicht wegzugehen. Als er dann auflegt, schüttelt er den Kopf. »Das war das BCI -Labor in London.«
    »Irgendwas Positives bei den Reifen- oder Schuhabdrücken?«
    »Sie haben den

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