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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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jedenfalls.«
    »Wer hat mit wem Schluss gemacht?«
    »Sie mit mir.«
    »Und warum?«
    »Sie wollte aufs College gehen. Sie wollte frei sein.« Er verzieht das Gesicht. »Sie hat gesagt, sie würde mich nicht lieben.«
    »Waren Sie wütend, als sie Sie fallengelassen hat?«
    »Nein, ich meine, ich war wie vor den Kopf gestoßen, aber nicht wütend.«
    »Tatsächlich? Warum nicht?«
    Ein erstickter Laut kommt aus seinem Mund. »So bin ich nicht.«
    »Haben Sie sie geliebt?«
    Leidenschaft blitzt in seinen Augen auf, und er sieht hinab auf sein halb gegessenes Sandwich. »Yeah, ich glaube schon.«
    »Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    Zu meiner Überraschung wird Donny rot. Er nickt.
    »Hat sie noch mit anderen geschlafen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Haben Sie sich gestritten?«
    »Nein.« Als hätte er sich selbst bei einer Lüge ertappt, sieht er mich an. »Na ja, schon. Manchmal, aber nicht oft. Sie war ziemlich unbekümmert.« Er zuckt die Schultern. »Ich war verrückt nach ihr.«
    »Hatte sie Feinde?«
    Er schüttelt den Kopf. »Alle mochten Amanda. Sie war nett. Es hat Spaß gemacht, mit ihr zusammen zu sein.«
    »Wo waren Sie Samstagabend?«
    »Ich war mit meinem Dad und meinem jüngeren Bruder in Columbus.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Wir waren bei einem Basketballspiel. Special Olympics. Mein Bruder ist behindert.«
    »Haben Sie dort übernachtet?«
    »Yeah.«
    »Und wo?«
    »Im Holiday Inn an der Interstate  23 .«
    »Sie wissen, dass ich das überprüfe.« Ich schreibe alles auf.
    »Kein Problem. Wir waren dort.«
    »Als Amanda Ihnen sagte, sie wolle keine feste Bindung, waren Sie da eifersüchtig?«
    »Nein – na ja, ein bisschen. Wenn ich mir vorgestellt habe, dass sie mit anderen ausgeht. Aber nicht so.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich könnte Amanda niemals weh tun. Lieber Gott, nicht auf diese Weise.« Er schaudert beim letzten Wort.
    »Auf diese Weise?«
    »Ich hab gehört … was er mit ihr gemacht hat.«
    »Von wem haben Sie das gehört?«
    »Die Kellnerin vom Diner hat gesagt, er … Sie wissen schon.« Auf seiner Stirn und Oberlippe stehen Schweißperlen. Er wickelt das Sandwich in eine Serviette und wirft es in den Mülleimer. »Macht mich krank.«
    »Ich möchte, dass Sie jetzt scharf nachdenken, Donny. Ist es möglich, dass Amanda einen neuen Freund hatte?«
    Er schüttelt den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Sie war nicht verrückt nach Männern oder so. Amanda war vernünftig.«
    »Sie glauben also nicht, dass sie Sie angelogen hat?«
    »Sie wollte, dass wir Freunde bleiben.« Er hebt eine Schulter, lässt sie wieder sinken. »Das war meiner Meinung nach immer noch besser, als sie gar nicht mehr zu sehen.« Seine Augen werden feucht. »Aber das ist jetzt auch egal. Ich sehe sie sowieso nie wieder.«
    Ich stecke meinen Notizblock in die Jackentasche. »Verlassen Sie nicht die Stadt, okay?« Unsere Blicke treffen sich. In seinen Augen sehe ich einen Schmerz, den ein zweiundzwanzig Jahre alter Junge vom Land wohl kaum vortäuschen kann. Ich habe das für mich untypische Bedürfnis, ihn zu trösten.
    »Glaubt die Polizei, dass ich es war?«, fragt er.
    »Ich möchte einfach nur, dass Sie gegebenenfalls für weitere Fragen zur Verfügung stehen.«
    Er lehnt sich auf dem Stuhl zurück und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich hab sowieso nicht vor, irgendwo hinzugehen.«
    Ich gebe ihm meine Visitenkarte. »Falls Ihnen noch was einfällt, rufen Sie an.«
    Er blickt auf die Karte. »Ich hoffe, Sie erwischen den Drecksack, der ihr das angetan hat. Amanda hat es nicht verdient, so zu sterben.«
    »Das stimmt.« Beim Gehen streiche ich Donny Beck im Geiste von der Liste der Verdächtigen.
    · · ·
    Als ich im Polizeirevier eintreffe, ist es noch nicht mal acht Uhr. Glocks Streifenwagen steht auf seinem Stammplatz, daneben Monas Ford Escort, bedeckt mit einer dünnen Schneeschicht. Ich bin gespannt, welche neue Katastrophe mich drinnen erwartet.
    Mona sieht bei meinem Eintreten vom Telefon auf. »Hallo, Chief, es gibt Nachrichten für Sie.«
    »Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.« Sie reicht mir ein Dutzend Zettel.
    Ihr hoch zusammengebundenes Haar ergießt sich in Ringellöckchen um den Kopf. Sie trägt einen Lippenstift, der beinahe so schwarz ist wie ihr Nagellack, und der rotbraune Eyeliner lässt ihre Augen pinkfarben erscheinen. »Norm Johnston ist sauer, weil Sie auf seine Anrufe nicht reagieren, Chief. Und ich krieg’s ab.«
    »Hat er gesagt, was er

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