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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Teilabdruck eines Reifens, der mit keinem von unseren Fahrzeugen, die am Tatort waren, übereinstimmt.«
    Mein Herz schlägt schneller. »Können sie schon was über den Hersteller sagen?«
    »Der Reifenspezialist arbeitet daran.« Er zuckt die Schultern. »Die Chancen stehen fifty-fifty, dass sie das Profil identifizieren können.«
    Das ist zwar keine berauschende Neuigkeit, aber im Moment bin ich für alles Positive dankbar. »Ich fahre zu Scott Brower.«
    Brower war an dem Abend, als Amanda Horner verschwand, im Brass Rail. Er ist von besonderem Interesse, weil er schon öfter verhaftet wurde, einmal war auch ein Messer im Spiel. »Wollen Sie mitkommen?«
    »Auf jeden Fall. Laden Sie mich zum Frühstück ein?«
    »Wenn’s schnell geht.«
    Zehn Minuten später sind wir mit dem Explorer auf dem Weg zu Mr Lube, der Autowerkstatt, wo Brower als Schlosser arbeitet. Neben mir hat Glock gerade seinen Frühstücks-Burrito aufgegessen und stopft die Serviette in die Tüte.
    »Und wie lief es mit Donny Beck?«, fragt er.
    Ich erzähle ihm von meiner Unterhaltung mit dem Jungen. »Ich glaube nicht, dass er’s war.«
    »Hat er ein Alibi?«
    »Ich muss es noch überprüfen, aber ich glaube, es ist hieb- und stichfest.«
    »Vielleicht haben wir mit Brower mehr Glück.«
    Mr Lubes Autowerkstatt befindet sich in einem baufälligen Gebäude im Gewerbegebiet an der Bahnstrecke. Der dazugehörige Parkplatz ist teils geteert, teils mit Schotter aufgeschüttet und nur notdürftig vom dreckigen Schnee geräumt. Ein blauer Chevy Nova, Baujahr zirka 1969 , thront auf Betonblöcken. Daneben steht ein Mann im braunen Overall, den Kopf über einen Lastwagenmotor gebeugt.
    Ich parke den Wagen neben dem Rolltor und wir steigen aus, wobei Glock noch tiefer in seine Uniformjacke versinkt. »Ich hasse Schnee«, murmelt er.
    Beim Öffnen der Tür erklingt eine Glocke. Hinterm Tresen steht ein dicker Mann mit schlimmer Akne, der sich gerade über eine Schachtel Donuts hermacht. »Kann ich helfen?«
    »Ich suche Scott Brower.« Ich zeige ihm meine Dienstmarke, wobei ich das klebrige Zeug in seinem Mundwinkel zu ignorieren versuche.
    »Was hat er jetzt wieder angestellt?«
    »Ich will nur mit ihm reden. Wo ist er?«
    »In der hinteren Werkstatt.«
    Glock und ich drehen uns gleichzeitig um.
    »Wenn er was angestellt hat, will ich’s wissen!«, schreit er uns nach.
    Ohne zu antworten, schließe ich die Tür hinter uns. Wir folgen einem Pfad aus plattgetrampeltem Schnee. Das Gebäude sieht aus, als hätte es nur knapp einen Tornado überstanden. Eine Platte der Blechabdeckung hat sich teilweise gelöst und baumelt geräuschvoll im Wind. Drinnen rattert irgendein Elektrowerkzeug. In der Hoffnung, dass Brower allein ist, schiebe ich das Tor auf und gehe hinein.
    Aus einem Heizgerät schlägt mir heiße Luft entgegen, die nach Motorenöl und Dieselbenzin stinkt. Drei Wände sind mit Stahlregalen gesäumt, Neonröhren an der Decke sorgen für Licht. Über der Werkbank hängt ein Kalender von 1999 mit einem Foto von zwei nackten Frauen beim Oralsex. Jeder Zentimeter in diesem Raum ist entweder mit Werkzeug oder Gerümpel vollgestellt. In der Mitte steht Brower an einer Tischsäge und schiebt mit aller Kraft ein Stück Stahl durchs Sägeblatt, wobei heftig Funken sprühen. Ich warte, bis er fertig ist, und spreche ihn dann an. »Scott Brower?«
    Er hebt den Kopf, und ich bin überrascht, wie freundlich er aussieht. Er hat das Gesicht eines Kindes, die Augen eines kleinen Hundes, eine Stupsnase und einen ausgesprochen weiblichen Mund. Er ist zweiunddreißig Jahre alt, wirkt aber jünger. Sein Blick wandert von mir zu Glock und wieder zu mir. »Wen interessiert das?«
    »Die Polizei.« Ich halte meine Dienstmarke hoch. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Worum geht’s?«
    »Waren Sie Samstagabend im Brass Rail?«
    »Genau wie ein paar Hundert andere auch. Ich wusste nicht, dass das ein Verbrechen ist.«
    Ich knirsche mit den Zähnen, doch meine Stimme bleibt ruhig. »Haben Sie sich mit einer Frau namens Amanda Horner unterhalten?«
    »Ich hab mit ’ner Menge Puppen geredet, aber an eine Amanda kann ich mich nicht erinnern.«
    »Dann werde ich Ihr Gedächtnis auffrischen.« Ohne meinen Blick von ihm zu wenden, halte ich ihm das Foto der toten Amanda Horner auf dem Seziertisch vor die Nase. »Erinnern Sie sich jetzt?«
    Er zeigt keinerlei Regung beim Anblick der toten Frau. »Darum geht’s also. Die Puppe, die umgebracht wurde.«
    »Worüber

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