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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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die Infos, Glock. Machen Sie Schluss für heute.«
    »Sie auch.«
    Ich lege auf. Tomasetti stellt eine Tasse vor mich auf den Schreibtisch und lässt sich auf dem Stuhl gegenüber nieder. »Wenn Sie versuchen, mich mit Ihrem wunderbaren Kaffee für sich einzunehmen«, sage ich, »haben Sie gerade gepunktet.«
    »Ich kann noch eine Kanne machen.«
    Ich schenke ihm ein kleines Lächeln.
    Er lächelt nicht zurück. »Haben Sie irgendwas gefunden?«
    Ich gebe ihm eine Zusammenfassung des Gesprächs mit Glock.
    Er reibt sich die Hände wie ein Mann, der sich aufs Essen freut, und fragt: »Haben Sie Zeit, mich auf den neuesten Stand zu bringen?«
    »Wir haben nicht viel.« Ich reiche ihm die alte
Schlächter
-Akte. »Das sind die Unterlagen aus den frühen Neunzigern.«
    Er zieht eine Lesebrille aus der Brusttasche und schlägt die Akte auf. Während er liest, checke ich das Faxgerät. Doc Coblentz hat tatsächlich einen ersten Autopsiebericht von Ellen Augspurger geschickt. Ich gehe damit raus zum Kopierer, überfliege die Angaben.
    Zum Tod führte ein tiefer Schnitt am Hals, der die Halsschlagader durchtrennt hat. Todesursache: Verbluten.
    Er hat keine Fotos gefaxt, doch das ist auch nicht nötig. Ich muss nur die Augen schließen, um alles vor mir zu sehen: ihren teilweise verfaulten Körper, wie er im Huffman-Haus vom Deckenbalken hängt. Das schmerzverzerrte Gesicht von Bonnie und Ezra Augspurger, als sie vom Tod ihrer Tochter erfahren.
    Mein eigenes Geheimnis geht mir durch den Kopf und ich frage mich, was vor all den Jahren passiert wäre, hätte ich nicht das Gewehr meines Vaters genommen und mich selbst verteidigt. Vielleicht wäre ich wie Ellen Augspurger oder Amanda Horner gestorben, mein misshandelter Körper nur noch ein Beweisstück. Ich starre auf Doc Coblentz’ Bericht und wünschte, ich hätte Daniel Lapp in den Kopf geschossen und nicht in den Bauch.
    Als ich zum Schreibtisch zurückkehre, blickt Tomasetti von der Akte auf. Er hat sich auf einem Block Notizen gemacht. »Was ist Ihre Theorie?«, fragt er.
    »Entweder ist es der Mörder von damals, oder wir haben es mit einem Nachahmer zu tun.«
    »Es ist kein Nachahmer.«
    »Wie können Sie so sicher sein?«
    »Weil die Tatsache, dass römische Zahlen in den Unterleib der Opfer geritzt waren, nie öffentlich gemacht wurde.« Mit einem Blick über den Brillenrand hinweg gibt er mir zu verstehen, dass das doch wohl offensichtlich ist.
    »Vielleicht ist die Information durchgesickert.«
    »Dann hätte es in den Zeitungen gestanden.«
    Er hat recht, doch ich sage nichts.
    »Die Ähnlichkeit ist zu offenkundig. Es ist der gleiche Mann«, sagt er kopfschüttelnd.
    »Und wie erklären Sie die zeitliche Lücke?«
    »Er hat woanders gelebt. Sehen Sie sich doch die Nummerierung an, wie weit sie auseinanderklafft.« Seine stechenden Augen sind prüfend auf mich gerichtet. »Haben Sie schon irgendetwas davon in VICAP eingegeben?«
    VICAP ist das Akronym für Violent Criminal Apprehension Program, eine FBI -Datenbank, mit deren Hilfe man charakteristische Aspekte, Muster und Modi Operandi von schweren Verbrechen abgleichen kann. Wir beide wissen, dass das schon längst hätte geschehen sollen, und Tomasetti fragt sich, warum ich es nicht getan habe.
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir dabei helfen«, erwidere ich.
    »Ich gebe diese markanten Tatdetails hier sofort ein.«
    »Ich habe auch Anfragen bei OHLEG laufen«, füge ich hinzu.
    »Wo wir gerade beim Thema Ressourcen sind, gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie das FBI nicht eingeschaltet haben?«
    In seiner Frage klingt kein unterschwelliger Vorwurf mit, nur simple Neugier. Als könnte es einen guten Grund geben, dass ich etwas unterlassen habe, das ich hätte tun sollen. Aber den gibt es natürlich nicht. Er hat mich in die Enge getrieben, aus der ich nur mit einer Lüge herauskomme. »Einige Stadtratmitglieder waren besorgt, dass es dem Tourismus schaden könnte. Painters Mill sollte keine negativen Schlagzeilen in der überregionalen Presse machen.«
    »Sie kommen mir aber nicht wie jemand vor, der sich solchem Druck beugt.«
    Weil ich keine Lust habe, dieses spezielle Loch noch tiefer zu graben, blättere ich in der Akte vor mir. Mein Herz schlägt heftig. Ich spüre seinen Blick und weiß, dass er sich ein Urteil bildet. Über meine Kompetenz. Über mich. »Haben Sie eine Theorie hinsichtlich der Lücke?«, frage ich nach einer Weile.
    »Die Nummerierung weist darauf hin, dass es andere Opfer gibt, von

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