Die Zahlen Der Toten
Der neue Bluterguss auf meiner Stirn schillert in allen Farben, und ich kann nur hoffen, dass er sich mit den farblichen Überresten meines blauen Auges gut verträgt. Und da ich es gestern Nacht nicht nach Hause geschafft habe und jetzt, ohne geschlafen zu haben, wieder arbeiten muss, bin ich hochgradig gereizt.
T. J., Glock, einer von Detricks Deputys und ich haben im Wald drei Stunden lang bei Minustemperaturen nach Hinweisen gesucht. Der Angreifer war natürlich über alle Berge, aber wir haben frische Spuren eines Schneemobils gefunden. Glock konnte sowohl Abdrücke von Schuhen als auch einen guten von den Kufen nehmen. Mit ein wenig Glück kann das BCI den Hersteller und das Modell des Motorschlittens feststellen.
Total übermüdet überfliege ich meinen eilig runtergetippten Bericht über den Vorfall. Mein Schädel brummt von den Schlägen, die ich abgekriegt habe, und mein Handgelenk ist von dem Treffer mit dem Knüppel geschwollen. Ich kann es zwar bewegen, mache mir aber Sorgen, dass ich beim Umgang mit meiner Waffe beeinträchtigt bin.
»Chief?«
Tomasetti hat etwas gesagt, doch ich habe absolut keine Ahnung, was. »Wollen Sie uns nicht auf den neuesten Stand des Falls bringen?«
Es ist gerade mal sieben Uhr an diesem Mittwochmorgen, doch alle sind schon da. Glock sitzt neben mir und hackt auf seinem Laptop herum. Sheriff Detrick hat die Arme vor der Brust verschränkt und sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt. Pickles starrt mich an, als wolle er mir beim Sprechen helfen. T. J. und Skid sind scheinbar von ihrem Kaffeebecher fasziniert.
Ich gebe schnell die Einzelheiten des Überfalls wieder. »Wir glauben, der Angreifer war mit einem Schneemobil unterwegs. Glock hat Schuh- und Kufenabdrücke genommen, die vielversprechend aussehen.«
»Um diese Jahreszeit sind viele Motorschlitten unterwegs«, wirft Detrick ein.
»Es ist trotzdem den Versuch wert.« Ich zucke die Schultern. »Wir haben alles per Kurier ins Labor geschickt und sollten in ein paar Tagen mehr wissen.«
»Ich versuche, den Prozess zu beschleunigen«, sagt Tomasetti.
»Es ist schon fast taghell«, fahre ich fort. »Wir müssen zurück und uns dort umsehen.«
Detrick räuspert sich. »Sobald wir hier fertig sind, stelle ich einen Trupp zusammen und fahre raus.«
Tomasetti blickt von seinem Notebook auf. »Wenn der Kerl den Tötungsakt noch mal durchlebt oder fantasiert hat, kann es sein, dass er DNA hinterlassen hat.«
»Samen?«, frage ich.
»Es geht ihm immer nur um sexuelle Befriedigung.«
»Bisschen kalt dafür«, wirft Skid ein. »Ich meine, schrumpft er da nicht?« Das Kichern verebbt schnell.
»Apropos, wurde der Huffman-Hof nach dieser Art DNA durchkämmt?«, frage ich.
»Ich kann ein Spurensicherungsteam mit Lichtausrüstung hinschicken«, bietet Tomasetti an.
Ich nicke und sehe Skid an. »Haben Sie schon was von DRC gehört?«
»Ja, es gibt einen interessanten Treffer.« Er schlägt den Aktendeckel auf. »Ein Typ von hier, heißt Dwayne Starkey. Hat vierzehn Jahre wegen sexueller Nötigung gesessen. Wurde drei Monate nach dem letzten Mord 1993 inhaftiert und ist vor neun Monaten rausgekommen.«
Ich werde hellhörig. »Gibt es eine Adresse von ihm?«
»Er wohnt in einem gemieteten Farmhaus in der Nähe vom Highway.« Er nennt die Adresse.
»Ich bin mit Starkey zur Schule gegangen«, wirft Glock ein.
Ich sehe ihn an. »Und, was glauben Sie?«
»Schon möglich. Hat eine fiese Ader. Ein Schlägertyp und religiöser Fanatiker. Alles in allem ein ziemliches Arschloch.«
»Haben Sie Einzelheiten über die sexuelle Nötigung?«, fragt Tomasetti.
Skid blickt auf seinen Bericht. »Ein zwölfjähriges Mädchen. Er war achtzehn. Hat jede Schuld bestritten. Hat zwanzig Jahre gekriegt, frühzeitige Freilassung wegen guter Führung.«
»Wo?«
»Strafanstalt in Mansfield.« Skid lacht auf. »Hört euch das an: Er arbeitet im Schlachthof.«
»Volltreffer«, sagt Tomasetti.
Ich schieße so schnell von meinem Stuhl hoch, dass mich alle ansehen. »Ich statte ihm einen Besuch ab«, sage ich, und an Detrick gewandt: »Haben Sie genug Leute, um am Fundort und im Wald nach Spuren zu suchen?«
Er nickt, sieht aber nicht gerade glücklich aus, an einen alten Tatort verbannt zu werden, während ich mir unseren neuesten Verdächtigen vornehme. »Wir überprüfen auch die umliegenden Farmen.«
Ich schnappe mir meine Jacke von der Stuhllehne und wäre fast mit Tomasetti zusammengestoßen. »Ich komme mit«, sagt er.
Er ist nun
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