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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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»Und sie war keine Jungfrau, wie sie behauptet hat.«
    Ekel erfasst mich und ich tobe innerlich, reiße mich aber zusammen. »Wie gut haben Sie Ellen Augspurger gekannt?«
    »Die kenn ich auch nicht.«
    »Wenn ich herausfinde, dass Sie lügen, nehme ich Sie so in die Mangel, dass Sie sich ins Gefängnis zurückwünschen.«
    »Ich schwöre, ich kenne die nicht. Keine von beiden.«
    »Sind Sie auf Bewährung raus?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Mögen Sie Pornos?«, fragt Tomasetti dazwischen.
    Starkey dreht den Kopf. »Was für ’ne beschissene Frage ist das denn?«
    »Kinderpornos? Haben Sie welche im Haus?«
    »Ich hab so ’n Scheiß nicht.«
    »Nein? Sie sind also mehr der Sado-Maso-Typ?«
    »Was für ’n Scheiß Sie da labern, so können Sie nicht mit mir reden.«
    »Dwayne«, schalte ich mich ein, »haben Sie Messer im Haus?«
    Er sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an, als könne er mit unseren Fragen nicht ganz Schritt halten. »Alle haben Messer.«
    »Jagen Sie?«
    Er lehnt sich nach hinten, schaukelt auf zwei Stuhlbeinen und lacht höhnisch. »Ich kann kein Blut sehen.«
    »Finden Sie das lustig?«, frage ich.
    »Irgendwie schon, wo ich ein Stecher bin.«
    Meine Kiefer mahlen, ich mache einen Satz nach vorn, packe seine Schultern und gebe ihm einen festen Schubs. Er versucht noch, sich auf dem Stuhl nach vorne zu beugen und seine Balance wiederzugewinnen, doch vergebens. Der Stuhl kippt nach hinten, und er landet krachend auf dem Rücken.
    »Verdammte Fotze!«, knurrt er wütend und rappelt sich hoch. »Sie können –«
    Ich lege meine Hand an den Schlagstock. »Ein Schritt, und Sie gehen zurück nach Mansfield.«
    Die Worte bringen ihn zur Besinnung. Aber er ist stinksauer. Sein Gesicht ist rot angelaufen, und an der linken Schläfe pulsiert eine Ader. Er will mich schlagen, ich sehe es in seinen Augen. Und irgendwie wünsche ich, er würde es versuchen.
    »Kate.«
    Mein Herz schlägt so laut, dass ich Johns Stimme kaum höre. Ich weiß, dass Ausrasten kontraproduktiv ist. Doch ich will, dass Starkey die Fassung verliert, deshalb packe ich ihn so hart an. Jedenfalls rede ich mir das ein. Das Problem ist nur, dass Dwayne Starkey zwar Abschaum ist, aber wohl nicht der Mann, den wir suchen.
    Als Tomasetti mir die Hand auf die Schulter legt, zucke ich zusammen, weiß, dass er das Beben spürt, das meinen ganzen Körper schüttelt. Ich sehe ihn nicht an. »Ruhig bleiben, Chief«, sagt er leise, tritt neben mich und hält Starkey eine CD vor die Nase. »Netter Computer, den du da hast, Dwayne. Riesiger Monitor. Ich wette, die Bildauflösung ist fantastisch. Wie viel Speicherkapazität hat er denn?«
    »Was machen Sie in meinem Schlafzimmer, Mann?« Starkey jammert wie ein Schuljunge, der weiß, dass er gleich vermöbelt wird. »Er darf nicht in meinem Scheiß wühlen, das ist nicht erlaubt.«
    Ich zucke die Schultern, würde Tomasetti aber am liebsten prügeln. Es reicht, dass sich ein Cop schlecht benimmt.
    »Die lag offen rum.« Tomasetti sieht von der CD auf. »Delilahs Doppeldate. Wie schade, ich fürchte, das hab ich verpasst.«
    »Es ist nicht verboten, Erwachsenenfilme zu sehen«, erwidert Starkey.
    »Das hängt davon ab, wie alt die Stars sind.« Ich sehe mir die CD genauer an. »Delilah kommt mir ziemlich jung vor.«
    »Noch ein Kind«, stimmt Tomasetti mir zu.
    Starkey greift nach der CD , und man sieht den Dreck unter seinen Fingernägeln. »Die hab ich ganz legal gekauft.«
    »Was haben Sie sonst noch auf dem Computer?«, frage ich.
    »Nix, was ich nicht haben dürfte. Ich bin resozialisiert.«
    Tomasetti schüttelt den Kopf. »Wir wollen nur was über die Frauen wissen.«
    »Mann, ich kenne die toten Frauen nicht.«
    Ich schiebe ihm den Zeigefinger zwei Zentimeter vors Gesicht. »Ziehen Sie die Jacke an.«
    Starkey reißt die Augen auf. »Sie können mich nicht ins Gefängnis bringen! Ich hab nix gemacht!«
    »Du zeigst uns jetzt deine Scheune, Dwayne«, blafft Tomasetti ihn an. »Zieh die Jacke über, oder ich nehme dich so mit nach draußen.«
    Die Scheune ist dermaßen baufällig, dass ein heftiger Windstoß sie eines Tages in einen Schutthaufen verwandeln wird. Starkey geht mit Tomasetti und mir den Fußweg entlang. Da er nicht freigeschaufelt ist, sehe ich Fußspuren im Schnee und frage mich, warum er in die Scheune geht, wo er doch gar kein Vieh hat.
    Er schiebt das Tor auf und ich sehe die Antwort: ein gelber El Camino, der glänzt wie an dem Tag, als er den Verkaufsraum verlassen

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