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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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ich.«
    »Stecken Sie sie in eine braune Tüte und versiegeln Sie sie. Ich lasse sie auf Fingerabdrücke untersuchen.«
    »Ich lasse sie Ihnen morgen früh sofort zukommen.«
    Sie verabschiedeten sich, und John legte auf. Diese neue Entwicklung gefiel ihm gar nicht. Der Fall war schwierig genug, auch ohne dass Polizisten Geheimnisse hatten. Doch wer sollte so eine Nachricht schicken, und warum? Wusste Burkholder mehr über den Fall, als sie verriet? Oder hatte irgendein Idiot beschlossen, die Bullen zu veräppeln?
    An letzterer Möglichkeit störte Tomasetti, dass die Nachricht vor die Tür eines amischen Bischofs gelegt worden war. Amische machten nicht solche Scherze. Painters Mill war eine kleine Stadt, wo jeder jeden kannte. Konnte es sein, dass Kate Burkholder den Mörder kannte? War er amisch? Schützte sie ihn deshalb? Doch John konnte sich nicht vorstellen, dass sie Menschenleben riskierte, um einen Psychopathen zu decken. Aber aus eigener Erfahrung wusste er, dass es Umstände gab, in denen Loyalität mehr Gewicht hatte als moralisches Handeln.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass es doch etwas gab, das ihn an Kate Burkholder störte. Bei einem derart schwierigen Fall von so großem öffentlichem Interesse hätte sie sofort alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen müssen. Anfangs hatte er gedacht, sie wollte verhindern, dass sich jemand von außen in ihren Fall einmischte. Aber nach dem heutigen Zusammensein hatte er nicht den Eindruck, dass es ihr um territoriale Ansprüche ging. Doch warum hatte sie dann keine Hilfe angefordert? Die Frage nagte an ihm wie eine bohrende Migräne.
    Der Bürgermeister hatte das Problem einfach an ihn weitergereicht, und John blieb gar nichts anderes übrig, als der Sache auf den Grund zu gehen. Dieser Fall war seine letzte Chance, da brauchte er keine Polizistin mit Loyalitätsproblemen, die ihn sabotierte. Falls Kate Burkholder Geheimnisse hatte, würde er dafür sorgen, dass sie diese mit ihm teilte.
    · · ·
    Das Telefon reißt mich aus dem Schlaf. Ich schieße hoch, wobei ein kalter, stechender Schmerz meinen Nacken durchzuckt. Im ersten Moment bin ich völlig orientierungslos, dann wird mir klar, dass ich auf dem Polizeirevier bin, eingeschlafen an meinem Schreibtisch …
    Wieder klingelt das Telefon, und ich nehme ab. »Yeah.«
    »Tut mir leid, Sie zu wecken, Chief.«
    Mona. Sie muss mich schlafend vorgefunden und das Licht ausgemacht haben …
    »Ich habe gerade einen Notruf entgegengenommen. Der Autofahrer sagt, auf der Dog Leg Road läuft eine Kuh frei herum, nahe der überdachten Brücke.«
    Innerlich stöhne ich auf und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Kurz vor drei. »Sagen Sie T. J., er soll sich drum kümmern, okay?«
    »Er ist draußen bei Nell Ramsom.« Sie zögert. »Wir hatten schon sechs Anrufe wegen Herumtreibern.«
    Die Morde machen die Leute nervös. Mit dieser Erkenntnis und dem Wissen, dass mir ein paar Stunden zu Hause im Bett gutgetan hätten, stehe ich auf und ziehe den Anorak über. Ich war zu nachsichtig mit Isaac Stutz gewesen, habe ihn immer mit einer Verwarnung davonkommen lassen. Meine Leute arbeiten auch so schon bis zur Erschöpfung, und ich beschließe, ihn vorzuladen. Ich habe keine Zeit, Kühen hinterherzujagen, und mir graut vor der Kälte, als ich zur Tür gehe.
    Im Explorer drehe ich die Heizung hoch und rase schneller durch die Stadt, als die Polizei erlaubt. Ganz Painters Mill schläft, doch ich habe das Gefühl, es ist der unruhige Schlaf eines Kindes, das zu Albträumen neigt.
    Die Dog Leg Road ist eine schmale Straße, an der Nordseite von einem Wald und an der Südseite von einem gepflügten Acker gesäumt. Die einhundert Jahre alte überdachte Holzbrücke über den Painters Creek ist im Sommer eine Touristenattraktion. Jetzt rase ich mit achtzig Stundenkilometer drüber.
    Auf der anderen Seite der Brücke entdecke ich die Kuh in dem Wassergraben, ein Jersey-Rind, das an dem hohen Gras herumkaut, das aus der Schneedecke ragt. Ich nehme die MagLite und leuchte den Zaun ab, bis ich die Stelle entdecke, wo das blöde Vieh durchgekommen ist.
    Nachdem ich die Notbeleuchtung eingeschaltet habe, melde ich mich bei Mona. »Bin 10 – 23 .«
    »Verstanden, Chief. Haben Sie die Kühe gefunden?«
    »Eine Kuh.« Ich lasse den Lichtstrahl den Zaun entlangwandern, hinter dem in kaum fünfzig Metern Entfernung Amanda Horners Leiche gefunden worden war. Noch immer wehen dort die Überreste des Absperrbands im Wind. »Ich treibe das blöde

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