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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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schnell!«
    »Ich hab Angst!«
    »Lauf, Schatz, auf dem Pfad, lass das Telefon an, Daddy und ich kommen.«
    Da sie zu viel Angst hatte, stehen zu bleiben und die Schlittschuhe auszuziehen, lief Cori damit, so schnell sie konnte, ihren Eltern entgegen.
    · · ·
    Ich war schon öfter in McNaries’s Bar, als ich gern zugeben möchte. Mit sechzehn hatte ich dort meine erste Begegnung mit Whiskey, Canadian Mist, spendiert von einem Motorradfahrer, der entweder zu dumm oder zu betrunken war, um zu sehen, dass er es mit einer Minderjährigen zu tun hatte. Im gleichen Jahr rauchte ich dort mit Cindy Wilhelm in der Damentoilette meine erste Marlboro, und mit siebzehn bekam ich auf dem Parkplatz von Rick Funderburk auf dem Rücksitz eines Mustangs meinen ersten Kuss. Wahrscheinlich hätte ich in der Nacht Sex gehabt, wäre nicht mein Vater mit der Kutsche aufgetaucht und hätte mich nach Hause gefahren. Als amisches Mädchen auf Selbstzerstörungskurs hatte ich nicht lange gebraucht, um all die Werte zu vergessen, die mir meine Eltern so sorgfältig eingeimpft hatten.
    Seit ich erwachsen bin, komme ich noch ab und zu her. Der Barkeeper, ein gorillahafter, rothaariger Mann, den ich nur als McNarie kenne, ist ein guter Zuhörer. Zudem hat er Humor und macht einen Wodka mit Tonic, der es in sich hat.
    Ich stoße die Tür auf und warte einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Wie üblich in solchen Lokalen, riecht es nach Zigarettenrauch und abgestandenem Bier. Tomasetti fläzt sich in einer Sitznische, vor sich ein leeres Schnapsglas und zwei volle. Mich überrascht nichts mehr.
    Die beleibte Frau hinter der Bar betrachtet mich wie einen Hund, der eine streunende Katze in seinem Garten gesichtet hat. Ich nicke ihr zu und gehe zu Tomasetti.
    Er blickt auf, als ich mich nähere. »Bin froh, dass Sie’s geschafft haben, Chief. Nehmen Sie Platz.«
    »Was erlauben Sie sich eigentlich?«
    »Ich genehmige mir einen Drink. Für Sie hab ich auch einen bestellt.«
    »Dafür haben wir keine Zeit.« Ich blicke hinab auf das Schnapsglas und widerstehe der Versuchung, ihm den Inhalt ins Gesicht zu schütten. »Bringen Sie mich aufs Revier.«
    »Wir müssen reden.«
    »Das können wir im Büro.«
    »Hier sind wir ungestört.«
    »Es reicht, Tomasetti.«
    »Setzen Sie sich. Die Leute gucken schon alle.«
    Obwohl ich es vermeiden wollte, bin ich laut geworden. Die Kombination von Stress, Schlafdefizit und wachsender Angst nagt an meiner Selbstbeherrschung. »Bringen Sie mich aufs Revier. Sofort.«
    Er nimmt das Schnapsglas und hält es mir hin.
    Ich ignoriere es. »Ich schwöre, ich rufe Ihre Vorgesetzten an. Ich reiche eine Beschwerde ein. Mit diesem Verhalten werden Sie schneller gefeuert, als Sie eins und eins zusammenzählen können.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagt er. »Ich hab Sandwiches bestellt. Wenn Sie die lieber mitnehmen wollen, ist es auch okay.«
    Ich gehe zur Bar, beuge mich vor und rufe laut in Richtung Schwingtür, die zur Küche führt: »Wir wollen die Sandwiches zum Mitnehmen!«
    Ein junger Mann, der zu schmutzig aussieht, als dass er auch nur in die Nähe von Lebensmitteln kommen dürfte, tritt heraus und nickt. Ich gehe zurück und setze mich Tomasetti gegenüber in die Nische.
    »Mögen Sie Rätsel, Chief?«
    »Nicht besonders.«
    »Ich kenne eins, bei dem ich Ihre Hilfe gebrauchen könnte.«
    Ich sehe auf meine Uhr.
    »Da ist also dieser Cop«, sagt er. »Pete.«
    Ich ignoriere ihn.
    »Pete ist ein guter Polizist. Erfahren, klug. In der Stadt, in der er Cop ist, läuft ein Mörder rum. Der Mörder hat schon zwei Menschen ermordet und Pete weiß, er wird es wieder tun.«
    Ich starre ihn an. »Führt das noch irgendwo hin?«
    »Jetzt kommen wir zum rätselhaften Teil der Geschichte.« Er nimmt das Schnapsglas, leert es und blickt mich über den Rand hinweg an. »Die Sache ist nämlich die, dass vor sechzehn Jahren in eben jener Stadt vier Frauen auf genau die gleiche Weise ermordet wurden. Und dann, bumm!, der Mörder ist wie vom Erdboden verschwunden. Doch warum weigert sich dieser Polizist, Pete, zu glauben, dass es sich um den gleichen Mörder wie damals handelt? Er ist ein vernünftiger Mann. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei verschiedene Mörder, die auf genau die gleiche Weise töten, die Stadt ein zweites Mal heimsuchen? Und warum zögert Pete, Unterstützung von anderen Dienststellen anzufordern?«
    Ich würde ihm gern eine Klugscheißerantwort geben, aber mir fällt ums

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