Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Traum.
    »Kann man jemanden so lieb haben, dass es weh tut?«, flüsterte sie und kämpfte gegen die Woge Traurigkeit an, die sie urplötzlich überfiel. Ihre Lippen öffneten sich zu einem unausgesprochenen Flehen. Halte mich! Halte mich für immer fest!
    Seine Hände wanderten ihren Leib hinab, streichelten sie, mal fordernd, mal spielerisch, sie wollte mehr, bekam mehr. Jede seiner Be rührungenwar wie ein unerwartetes Geschenk, staunend wie ein Kind nahm sie seine Zärtlichkeiten entgegen. Als seine Hand die verborgene Stelle zwischen ihren Beinen ertastete, verschwammen die tausend Grüntöne vor ihren Augen zu einem einzigen wild aufbrausenden Meer. Sie klammerte sich noch fester an ihn, um nicht darin unterzugehen.
    Über ihnen stieß ein Eichelhäher seinen heiseren Schrei aus, als Ollys Hand nach unten glitt und sich um seinen Schaft legte. Er fühlte sich stark und seidig an.
    Längst hatten die Sonnenstrahlen jede ihrer Poren durchdrungen. Olly spürte, wie sie innerlich zu schmelzen begann und der letzte Vorbehalt von ihr abfiel. Sie wollte ihn in sich fühlen, ganz und gar in sich aufnehmen, mit ihm eins werden, für immer und ewig …
    Alexander beugte sich über sie. »Olly?«
    Als Antwort schlang sie ihre Arme um seinen Hals, zitternd öffnete sie ihre Beine, um ihn zu empfangen.
    »Je vais, où le Coeur me disait – ich gehe, wohin das Herz es mir befiehlt …«

20. KAPITEL
    N och nie hatte der Zarewitsch Anna so sehr an seinen Vater erinnert wie nun. Derselbe durchdringende Blick, der einen zur selben Zeit röstete und erfrieren ließ. Anna lief ein Schauer den Rücken hinab, sie zog ihr Schultertuch enger um die Schultern. Dabei brannte im Kamin von Saschas Amtszimmer ein erquickliches Feuer.
    »Madame Okulow, ich frage Sie noch einmal, ist etwas dran an den Gerüchten über eine Liaison zwischen meiner Schwester und Prinz Alexander?«
    Fieberhaft suchte Anna nach einer Erwiderung. Woher wusste der Zarewitsch von Ollys Liebschaft? Hatte sich Adini verplappert? Oder Cerise? Hatte jemand die beiden gesehen? Aber wo und wann? Olly war doch äußerst diskret. So diskret, dass selbst sie – Anna – sich fast im Glauben wiegen konnte, dass nichts zwischen ihrem Zögling und Alexander von Hessen vonstattenging.
    Anna entschloss sich zur Wahrheit. »Ich weiß es nicht. Großfürstin Olga ist Ihrem Schwager sehr zugetan, ob ihre Gefühle jedoch über das erwünschte Maß hinausgehen, ist mir nicht bekannt.« Unruhig trat sie von einem Bein aufs andere. Dass der Zarewitsch ihr keinen Stuhl angeboten hatte, sondern sie stehen ließ wie einen Lakaien, war ein weiteres Zeichen seines Unmuts.
    »Was soll das heißen? Hat mein Vater Sie nicht eingestellt, damit Sie alles über meine Schwester wissen?« Er stand auf, kam auf Anna zu.
    Siezwang sich, keinen Schritt zurückzuweichen. So einfach würde er sie nicht einschüchtern können! Mit ihrer linken Hand musste sie sich dennoch am Schreibtisch festhalten, so wackelig waren ihre Knie.
    »Hat mein Vater Sie nicht eingestellt, damit Sie Olly zu einer standesgemäßen Heirat führen? Ihnen muss doch klar sein, dass weder mein Vater noch ich etwas anderes dulden werden. Olly muss einen Herrscher ehelichen!«
    »Nun, aus diesem Grund ist Ihre Schwester angeblich seit über zwei Jahren mit dem geheimnisvollen Erzherzog Stephan verlobt, nicht wahr?«, erwiderte Anna schärfer, als sie wollte. »Einen unsichtbaren Geist könnte man ihn auch nennen. Da wäre es doch kein Wunder, wenn Ihre Schwester einem Mann aus Fleisch und Blut den Vorzug gäbe …«
    Wie ein Blasebalg, aus dem die Luft gewichen war, ließ sich Sascha auf seinen Schreibtischsessel fallen. Endlich gestattete er Anna, auf dem Besucherstuhl Platz zu nehmen.
    »Die Sache mit dem Österreicher verläuft bisher leider nicht nach unseren Vorstellungen. So wie es aussieht, kommt Stephan nicht einmal zu meiner Hochzeit. Stephans Stiefmutter, Maria Dorothea von Württemberg, scheint alles zu unternehmen, um ein Kennenlernen der beiden und damit eine spätere Heirat zu verhindern. Vielleicht aus Eifersucht.«
    »Die Stiefmutter ist eifersüchtig auf Olly?«
    Sascha lachte traurig auf. »Ein wenig komplizierter ist es schon. Sie wissen doch, dass Stephans Vater in erster Ehe mit der Schwester meines Vaters, Großfürstin Alexandra Pawlowna, verheiratet war. Sie war die große Liebe seines Lebens, er trauert ihr bis heute nach. Die Ehe mit Maria Dorothea, seiner dritten Frau, scheint dagegen nicht sehr

Weitere Kostenlose Bücher