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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hängt. Ich will ihm doch unbedingt von dem Gespräch mit Max von Bayern erzählen.«
    Ceriselächelte. »Was denkst du denn von mir? Ich habe meiner Hofdame für heute Nachmittag in der Stadt etliche Besorgungen aufgetragen. Ach Olly …« Sie ergriff Ollys Hand, drückte sie. »Alexander wird erleichtert sein zu hören, dass es einen Konkurrenten weniger gibt, der um dich wirbt. Mein Bruder und du, das ist so unglaublich romantisch! Was für ein Jammer, dass eine Doppelhochzeit nicht möglich ist.«
    Keine von beiden hörte das leise Scheppern der Perlenketten, die der fassungslosen Gräfin Julia aus der Hand glitten und auf den Dielenboden fielen.
    *
    Wie eine schlecht geführte Marionette winkte Julia von Haucke der Kutsche nach. Das Treiben auf dem Schlossplatz, die Leibgarde des Zaren, die eines ihrer zahlreichen Manöver abhielt, der eisige Ostwind, der urplötzlich aufgekommen war – von alldem bekam Julia nichts mit.
    Alexander Prinz von Hessen und Großfürstin Olga?
    Der Gedanke lähmte sie, erschreckte sie, verwirrte sie, und das alles auf einmal. Nie im Leben wäre sie darauf gekommen! Sie hatte doch geglaubt, er würde etwas für sie empfinden. So wie sie für ihn.
    Als Alexander an den Hof gekommen war, war es für Julia, als ginge endlich auch für sie die Sonne auf. Vom ersten Moment an hatte sie sich ihm nahe gefühlt. Und geglaubt, dass es ihm ähnlich ging. Spätabends, wenn ihre Pflichten endlich erledigt waren und sie erschöpft in ihrem schmalen Bett lag, hatte sie sich ausgemalt, wie es wäre, seine Frau zu sein. Ein Ehemann, ein eigener kleiner Haushalt, nicht mehr nur ein geduldetes Anhängsel zu sein, den Launen ihrer Herren auf Gottes Gnaden ausgeliefert. Eigene Kinder, für die man da sein konnte, die es einmal besser haben sollten als sie …
    Und nun … alles vorbei?
    Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht. Warum musste die Welt so schrecklich ungerecht sein? Großfürstin Olga hatte an jedem Fin gereinen Verehrer, außerdem war sie mit dem Erzherzog von Österreich verlobt, wozu brauchte sie da auch noch Alexander? Die beiden passten gar nicht zusammen!
    Wohingegen Alexander und sie denselben Hintergrund hatten: Beide waren sie aus der Fremde gekommen. Doch während es ihr längst gelungen war, Russland als neue Heimat anzunehmen, musste Alexander von Hessen dies erst noch lernen. Ach, wie gern würde sie ihm weiter dabei helfen.
    Hinter ihr fiel mit einem lauten Knall eine Tür zu. Julias Traum platzte wie eine Seifenblase.
    Alexander war in die Zarentochter verliebt, nicht in sie. Wahrscheinlich war sie nur ein Lückenbüßer gewesen. Ein nützlicher Ersatz, wenn Olga keine Zeit für ihn hatte.
    Julias Gedanken gingen durch wie wild gewordene Pferde: Die vielen Ausflüge, die Großfürstin Maria Alexandrowna und Olga unternahmen, immer begleitet von Alexander. Die verstummenden Gespräche, wenn sie, Julia, den Raum betrat. Ollys Strahlen. Im Nachhinein wurde ihr einiges klar.
    Ihr Schluchzen war so heftig, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, wie jemand auf sie zukam. Erst als ein langer Schatten auf sie fiel, schaute sie auf.
    »Großfürst«, hauchte sie und versuchte, ihr verheultes Gesicht hinter ihrem Tuch zu verbergen. Ausgerechnet der Zarewitsch.
    »Julia! Du bist nicht mit meiner Verlobten aufs Land gefahren?«
    Julia schüttelte stumm den Kopf.
    Der Zarewitsch räusperte sich. »Da wir zwei gerade allein sind … Es gibt etwas, was ich dich fragen wollte. Du und Olga Kalinowski, ihr steht doch sicher noch in regem Briefkontakt? Geht es ihr gut?«
    Julia zuckte unverbindlich mit den Schultern. War das nicht typisch? Da stand sie hier heulend und mit gebrochenem Herzen – und der Zarewitsch fing von Olga Kalinowski an. Ihre allerliebste, beste Freundin, die den Hof hatte verlassen müssen, weil dem Zarensohn sein Spielzeug lästig geworden war.
    »Weinst du etwa? Steht es um Olga denn schlecht?«
    Nein, um mich steht es schlecht! , hätte sie dem jungen Mann am
    liebstenentgegengeschrien, doch stattdessen zückte sie ihr Taschentuch, trocknete ihre Tränen. Eine Welle von Erbitterung durchflutete Julias Körper. Sie warf Sascha einen hasserfüllten Blick zu, den er jedoch gar nicht wahrnahm. Stattdessen rief er einem vorbeireitenden Offizier über die Schulter hinweg einen Gruß zu.
    Wie sich die Großfürstin Maria Alexandrowna und Olga vorhin amüsiert hatten! Wahrscheinlich hatten sie über sie gelacht, über ihre Schwärmerei für Alexander. Bestimmt hielten die

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