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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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glücklich zu sein, worunter sie sehr leidet. In ihren Augen ist ihre russische Vorgängerin an der Gefühlskälte ihres Mannes schuld.«
    »Aber deswegen gleich einen Widerwillen gegen jede Russin zu entwickeln, ist das nicht übertrieben?« Anna hatte Mühe, diese Informationen zu verdauen. Politische Rangeleien waren das eine, eine bösartige Schwiegermutter wog jedoch mindestens so schwer.
    »Michärgert vielmehr, dass Stephan nicht die Willenskraft aufbringt, trotzdem zu meiner Hochzeit zu kommen. Er kann sich doch nicht alles gefallen lassen.« Die Geringschätzung in Saschas Stimme war nicht zu überhören.
    Anna hob die Augenbrauen. Ein erschreckender Gedanke durchfuhr sie: Wenn es zu keiner Verbindung zwischen Stephan und ihrem Zögling kam und Alexander von Hessen seines niedrigen Standes wegen nicht akzeptiert wurde – wer blieb dann für Olly übrig? Das Frösteln von eben war fort, nun spürte sie, wie ihr der Schweiß ausbrach.
    Als könne Sascha ihre Gedanken lesen, sagte er: »Olly wird in diesem Jahr neunzehn Jahre alt, wir müssen uns dringend nach einer neuen Partie für sie umsehen, bevor es zu spät dafür ist. Was für ein Jammer, dass sie Max von Bayern ablehnte.«
    Was auf Gegenseitigkeit beruhte, lag es Anna auf der Zunge zu sagen.
    »Zurück zum vorliegenden Problem. Wer weiß noch von Ollys Neigung zu Alexander?«, fragte Sascha und drehte seinen Briefbeschwerer wie einen Kreisel. Das kratzende Geräusch des Glases auf dem Eichenholz tat Anna in den Ohren weh.
    » Wissen ist zu viel gesagt …«, begann sie vorsichtig. »Vielleicht trägt Ihre zukünftige Gattin eine leise Ahnung in sich. Eventuell hat sich Olly auch ihrer jüngeren Schwester anvertraut, sicher bin ich mir nicht.«
    »Und Mary weiß nichts?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Sie erwähnten eine neue Partie«, sagte sie gedehnt. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie holte tief Luft und sagte: »Dafür ist Ollys Herz möglicherweise nicht bereit. Ein Zustand, den Sie besser als die meisten nachempfinden können. Was also wollen Sie tun? Olly das Herz herausreißen? Es brechen? Wäre es nicht viel besser für alle Beteiligten, über andere Wege nachzudenken?« Du lieber Himmel, sie redete sich um Kopf und Kragen! Anna erschrak so sehr vor ihrer eigenen Courage, dass ihr schwindlig wurde.
    Sascha kaute gedankenverloren auf dem Ende seines Federkiels.
    »Großfürst,ich flehe Sie an.« Anna beugte sich über den Schreibtisch. »Zwingen Sie Olly nicht zu einer glücklosen Ehe. Sie hat so unendlich viel Liebe zu schenken …«
    Er schaute erst den zernagten Federkiel, dann Anna an. »Ich weiß«, sagte er sanft. »Der Bruder meiner Frau ist ein feiner Mensch, er wäre Ollys Liebe wert. Glauben Sie nicht, ich hätte nicht selbst schon bemerkt, wie gut die beiden miteinander auskommen? Hätte ich allerdings gewusst, dass die Geschichte schon weiter gediehen ist …« Er warf Anna einen ärgerlichen Blick zu. »Was wir denken, fühlen und uns wünschen, ist nachrangig. Olly ist die Tochter des russischen Zaren. Das Wohl Russlands hat immer Vorrang vor ihren Gefühlen.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten, jegliches Mitgefühl war aus seinen Augen verschwunden.
    Annas Herzschlag setzte für einen Moment aus. Alles umsonst! Jedes ihrer Worte.
    »Und was wollen Sie nun tun? Mit beiden reden in der Hoffnung, die Vernunft möge über die Liebe siegen? Alexander wegschicken in der Hoffnung, Olly möge ihn vergessen? Wer weiß besser als Sie, dass diese Maßnahmen nicht funktionieren?«
    »Sie sind eine kluge Frau, Anna Okulow. Deshalb hätten Sie auch früher zu meinem Vater und mir kommen müssen, um mir zu sagen, was ich heute aus anderer Quelle hören musste. Auf der anderen Seite schätze ich Ihre Loyalität meiner Schwester gegenüber …«
    Sascha stand auf, sie tat es ihm gleich.
    »In der Tat weiß niemand besser als ich, dass man Gefühle nicht auf Kommando abschalten kann. Natürlich will ich nicht, dass sie an gebrochenem Herzen leiden muss, das hat Olly nicht verdient. Ich werde mir also etwas einfallen lassen müssen …«
    Anna war schon im Begriff zu gehen, als der Zarewitsch sie am Ärmel packte. »Kein Wort zu Olly! Wir belassen alles beim Alten, bis ich eine Idee habe, wie wir ihr am besten helfen können. Und auch zu sonst niemandem auch nur eine Andeutung! So kurz vor meiner Hochzeit sind die Nerven aller aufs äußerste gespannt. Also kein Wort zu meiner Gattin, nicht einmal zu Ihrem lieben Freund Shukowski. Falls

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