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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dekorierten Sülzen vom sibirischen Buckellachs, den in Portwein gekochten Früchten, dem würzigen Rentierschinken und vielem mehr.
    Statt sich ihre Serviette auf den Schoß zu legen, setzte sich Maria darauf, um das Kleid vor dem porösen Mauerwerk zu schützen.
    Olly tat es ihr gleich. »Sag, fandest du es nicht auch seltsam, dass Mary sofort Bescheid wusste, als wir ihr von Iwans Versetzung erzählten? Sie hat sogar gewusst, welchen Posten er bekommen soll.«
    Maria Bariatinski zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat Sascha ihr davon erzählt. Als ich ihn vorhin auf Iwans Beförderung ansprach, meinte er, dies stünde schon seit einiger Zeit im Raum.«
    »Na, wenn das so ist … Eine Beförderung ist ja eine große Ehre«, sagte Olly, die tief drinnen noch immer das diffuse Gefühl verspürte, dass mit Iwans »Beförderung« etwas nicht stimmte. Doch die Vorstellung, dass man Iwan in den Krieg geschickt hatte, um ihn von ihr fernzuhalten, war zu schrecklich, als dass sie weiter darüber nachdenken wollte.
    »Oje,der Bayernprinz scheint dich zu suchen.« Maria nickte in Richtung Orangerie, wo Max ziellos umherirrte.
    »Mit ein bisschen Glück wird er von einer herabfallenden Pampelmuse getroffen und bekommt fürchterliche Kopfschmerzen, so dass er sich zurückziehen muss.«
    »So boshaft kenne ich dich gar nicht.« Maria kicherte.
    »Weißt du, ich finde es einfach schrecklich, dass manche Menschen immer nur an sich denken. Während unseres ganzen Gesprächs hat er nicht einmal gefragt, wie es mir geht oder –« Lautes Lachen lenkte Olly ab. Sie schaute hinüber zum üppig mit Blumen geschmückten Ehrentisch.
    »Wenigstens Mary scheint sich bestens zu unterhalten.«
    »Wie ihre Augen glänzen, nur weil der Herr zu ihrer Rechten ihr den Brotkorb reicht. Schau, jetzt tut sie schon wieder so, als würde sie seinen Arm rein zufällig berühren.« Maria kicherte abermals.
    Olly schaute die Freundin schräg an. »Weißt du vielleicht, wer das ist?«
    Maria nickte. »Er heißt Maximilian von Leuchtenberg. Ich hatte vorhin die Gelegenheit, ein paar Worte mit seiner Mutter zu wechseln, sie kommen aus Deutschland und sind auf großer Reise. Auguste von Leuchtenberg ist übrigens eine Tochter von König Maximilian.«
    »Leuchtenberg, irgendetwas sagt mir der Name …«
    Maria stupste Olly an. »Schau, wie sie turteln! Jetzt wissen wir endlich, in wen deine Schwester verliebt ist.«
    Olly, die gerade von ihrer Pirogge abgebissen hatte, verschluckte sich so heftig, dass sie husten musste.
    »Du glaubst, er ist der große Unbekannte, den Mary in Berlin kennengelernt hat?« Jetzt war ihr klar, warum Mary nie in Gegenwart der Eltern von diesem Mann sprach … Als die Mutter nach ihrer Rückkehr aus Berlin ihren Hofdamen von den »skandalösen familiären Verhältnissen« der Leuchtenbergs erzählte, hatte Olly der Unterhaltung heimlich gelauscht. Sie konnte sich noch gut an den missbilligenden Blick der Mutter erinnern.
    »Und wenn es so wäre?«, sagte Maria. »Gefällt er dir etwa nicht?«
    Ollyließ ihre Pirogge sinken und beugte sich näher zu Maria heran. »Das Problem ist seine Herkunft. Prinzessin Auguste von Bayern wurde einst mit Eugène Beauharnais verheiratet. Die Tochter des bayerischen Königs und Napoleons Stiefsohn, du weißt, was das bedeutet …«, fügte sie dunkel hinzu.
    »Dieser Max ist der Sohn von Napoleons Stiefsohn? Oje, kein Wunder, dass du so grimmig dreinschaust.« Maria runzelte die Stirn. »Trotzdem, er scheint nett zu sein. Und wie er Mary anhimmelt!«
    »Aber darum geht es doch nicht. Er ist nichts, seine Titel sind nur von Gnaden Napoleons! Und er hat nichts, seiner Familie gehören irgendwo im Bayerischen ein paar Güter, das ist alles.« Urplötzlich lachte Olly auf. »Ist das nicht verrückt? Da hat unsere Mutter Mary mit so viel Aufwand in die Gesellschaft eingeführt, und was macht mein Schwesterherz? Verliebt sich in einen Beauharnais !«
    »Ich kann schon ein bisschen verstehen, was deine Schwester an ihm findet, auch wenn er keine Aussichten auf einen Thron hat«, sagte Maria seufzend. »Er sieht ziemlich gut aus.«
    »Du hast leicht reden. Niemals würde mein Vater eine solche Heirat erlauben! Wenn Mary es gut mit diesem Leuchtenberg meint, schickt sie ihn heute noch weg, bevor jemand Wind von dieser Sache bekommt.« Olly spürte, wie ihr Herz angstvoll schlug. Sie und Iwan hatte man schon getrennt – warum sollte es Mary mit Max besser ergehen? Max von Leuchtenberg war in den Augen

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