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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Sie wollte doch nur, dass er sie im Arm hielt …
    »Na, dass Max von Bayern kommt!«
    Olly seufzte. »Ja, leider bleibt mir dieses Unheil nicht erspart. Albrecht von Österreich will scheinbar auch kommen. Und Stephan wird ebenfalls zu Saschas Hochzeit erwartet. Mein Onkel Wilhelm hat ihn bei einem Manöver in Böhmen getroffen, er berichtete mir, dass Stephan vollendete Umgangsformen habe.« Sie schaute Alexander unschuldig an. »Warum hast du dich auch ausgerechnet in eine solchbegehrte Partie wie mich verlieben müssen«, sagte sie kühn, dabei war ihr der Gedanke an die vielen Herren, die um sie warben, eher lästig.
    »Das frage ich mich allerdings auch, seit wir in Russland sind«, sagte er, ohne auf ihren leichten Tonfall einzugehen. »Vollendete Umgangsformen, wenn ich das schon höre! Wahrscheinlich ist er auch so ein affektierter Kerl wie gewisse andere Herren.« Er schaute zum Haus hinüber, wo Kosty mit seiner großen Brille saß. Dann löste er Ollys Arme von seinem Hals und trat einen Schritt zurück. »Schau uns doch an, du bist die Tochter des russischen Zaren. Und ich bin ein Nichts, dessen Schwester zufällig mit dem Zarewitsch vermählt wird. Dass ich jemals hochoffiziell einen Termin vereinbaren muss, um meine Schwester treffen zu können, hätte ich auch nicht gedacht.«
    Um der Kälte zu entgehen, die durch ihre dünnen Sohlen kroch, trat Olly zitternd von einem Bein aufs andere. »Vor ihrer Firmung Anfang Dezember muss Cerise eben viele Unterrichtsstunden in Russisch und Religion hinter sich bringen«, sagte sie leicht ungeduldig. »Aber spätestens nach ihrer Hochzeit im April wird der Alltag einkehren. Dann wirst du deine Schwester wieder regelmäßig treffen, und wir können uns auch viel öfter sehen als bisher.«
    »Wer’s glaubt, wird selig«, antwortete er muffig. »Wie soll ich um dich werben, wenn uns der Umgang verboten ist?«
    »Alexander, so einfach ist das nicht, jetzt, wo wir in St. Petersburg sind. Hier herrschen andere Regeln –«
    »Und die besagen, dass wir beide nie und nimmer eine Chance haben werden«, unterbrach er sie heftig. »Ein Tor war ich, dass ich je das Gegenteil geglaubt habe. Dass wir keine Zukunft haben, ist mir erst heute wieder klargeworden. Ich muss doch nur all deine Geschwister anschauen, um zu wissen, dass ich ungeschliffener Bauerntölpel hier fehl am Platze bin.« Er sackte in sich zusammen. »Am besten reise ich wieder zurück nach Hessen. Dort geht man respektvoller mit mir um.« Traurig streichelte er über ihre Wange, dann wandte er sich zum Gehen.
    »Bleib hier«, sagte Olly scharf. »Glaubst du etwa, die Tage in Bad Emswaren nur ein hübsches Spielchen für mich? Warum machst du dich so klein? Du bist der Prinz von Hessen, du bist mit der zukünftigen Zarin verwandt – ist das etwa nichts? Und du kannst mein Ehemann werden, Mary und Max haben es doch auch geschafft! Willst du mich wirklich so einfach aufgeben?«
    Alexander bebte am ganzen Leib, als er sagte: »Und was ist mit all den Thronfolgern, die dein Vater für dich ausgesucht hat?«
    Olly biss sich auf die Lippen. Welche Qualen musste er ausgestanden haben, während sie von einem Fest zum anderen getanzt war. Und sie hatte nichts anderes zu tun, als ihn auch noch mit den Heiratskandidaten zu necken.
    »Ich werde sie alle wegschicken. Du bist es, den ich liebe! Alexander – du und ich, wir müssen für unsere Liebe kämpfen.« Der Gedanke beflügelte Olly, und noch mehr beflügelte sie das Leuchten in Alexanders Augen. Im nächsten Moment spürte sie seine Arme um sich, seine Lippen auf ihrem Mund.
    »Sag mir, was ich tun soll. Ich mache alles, nur um mit dir zusammen sein zu können.«
    »In erster Linie müssen wir geduldig sein, abwarten, bis Saschas Hochzeit vorüber ist und alles wieder seinen normalen Gang geht. Gott im Himmel hat dafür gesorgt, dass wir uns über den Weg laufen, mit seiner Hilfe werden wir schließlich auch zusammenkommen. Wir müssen nur Vertrauen haben«, sagte sie atemlos.
    »Gottvertrauen ist schön und gut«, sagte Alexander stirnrunzelnd. »Ein paar irdische Verbündete wären aber auch nicht schlecht. Hast du mir nicht erzählt, dass du dich damals bei deinem Vater sehr für Mary eingesetzt hast, als es um ihre Liebesheirat ging? Da hilft sie dir jetzt bestimmt auch. Und ich spreche mit Cerise, vielleicht kann sie bei Sascha für uns eintreten.«
    »Olly? Alexander?«, ertönte es plötzlich vor der Laube.
    »Wenn man den Esel ruft«, murmelte

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