Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
tatsächlich ein wenig … weibisch.«
    »Kosty!« Olly versetzte dem Bruder einen Knuff, und auch Adini und Mary schauten konsterniert drein. Wie konnte der jüngere Bruder nur so unhöflich sein?
    Alexander starrte auf Kosty mit seiner riesengroßen Brille, als gehöre er einer ganz besonderen Spezies an. »Verehrter Großfürst Konstantin, ich danke für Ihre Aufklärung. Bestimmt ist es eine Zumutung für Sie, mit einem deutschen Rüpel wie mir am selben Tisch sitzen zu müssen. Aber keine Sorge, davon kann ich Sie augenblicklich befreien.« Alexander stand so ruckartig auf, dass die kleine Teekanne auf dem Samowar zu wackeln begann. Ohne sich um die betroffenen Gesichter am Tisch zu kümmern, ging er aus dem Raum.
    Fassungslos starrte Olly Kosty an. »Wie kannst du nur? Alexander ist unser Schwager!«
    »Daswar wirklich sehr, sehr unhöflich«, rügte auch Adini den Bruder. Mary hingegen versetzte ihm nur wortlos eine Kopfnuss.
    »Soll ich nach ihm schauen?«, fragte Cerise zögerlich, doch Olly war längst aufgestanden.
    »Kannst du mir verraten, was das gerade sollte?«, fuhr Alexander sie an, kaum dass sie ihn im Garten eingeholt hatte. »Was fällt deinem Bruder ein, mir gegenüber ein derartig herablassendes Gehabe an den Tag zu legen? Eine feinere Art, mir zu sagen, dass ich nicht gut genug bin für euch, hätte er nicht finden können.«
    »Alexander, Lieber, gräme dich nicht, Kosty ist manchmal ein dummer Kindskopf, mehr nicht«, sagte Olly.
    »Das muss ich mir trotzdem nicht bieten lassen«, grummelte Alex ander, sah aber schon wieder ein wenig versöhnlicher aus.
    Rasch zog sie ihn in Richtung Marys Gartenlaube, und kaum aus der Sichtweite des Hauses, schlang sie ihre Arme um seinen Hals. »Du hast mir so gefehlt, keinen Tag hätte ich es länger ohne dich ausgehalten«, murmelte sie und hauchte zwischen den Worten fedrig leichte Küsse auf seinen Hals, seine Wangen und seine Brust.
    Er schob Olly sanft, aber bestimmt von sich. »Was glaubst du, wie es mir erging? Seit über drei Wochen habe ich dich nicht mehr ge sehen. Jedes Mal, wenn ich versuche, dich oder Cerise zu treffen, werde ich von irgendeinem Wichtigtuer in Uniform abgewiesen, allmählich komme ich mir vor wie der schlimmste Aussätzige. Ganz schlecht wird mir dabei!«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Olly betroffen. »Zugegeben, das höfische Protokoll ist manchmal ein wenig unflexibel, aber –«
    »Ein wenig unflexibel?«, unterbrach er sie. »Euer höfisches Protokoll macht mich wahnsinnig! Ich habe nicht die geringste Ahnung, was du tust, ob du überhaupt noch an mich denkst oder schon andere Männer triffst. Die Ungewissheit hat mich fast umgebracht.«
    »Du Armer, das brauchst du nicht, ich denke doch Tag und Nacht nur an dich«, sagte Olly und schmiegte sich wieder an Alexanders Brust. Sie atmete auf, als sie seinen Kuss in ihrem Haar spürte. Zum Glückhatte er nicht vor, die ganze Zeit über zu schmollen. Sie wollte ihm doch viel lieber nahe sein, ihn küssen und liebkosen.
    »Der ganze Hof spielt verrückt, nur weil Sascha heiratet. Von früh bis spät gibt es hochoffizielle Empfänge, ich hatte wirklich keine freie Minute. Dabei dreht sich der Zirkus in erster Linie doch um das Hochzeitspaar.« Unruhig schaute sie in Richtung Haus. Niemand am Salonfenster, keine Bediensteten am Hinterausgang, die Kutscher waren auch nicht zu sehen. Zur Sicherheit trat sie noch einen Schritt weiter in die von wildem Wein berankte Laube.
    »Ist doch klar, was sie wollen«, sagte Alexander verdrießlich. »Dich und Adini verheiraten sie als Nächstes. Stimmt es eigentlich, dass Prinz Max von Bayern kommen will, um erneut um dich zu werben?«
    »Bist du etwa eifersüchtig?« Olly kitzelte ihn mit einem nassen Blatt am Kinn, doch er schüttelte ihre Hand unwirsch ab. »Was soll ich erst sagen? Der ganze Hof spricht davon, wie wunderbar du dich mit Gräfin Julia verstehst.« Obwohl sie sich um einen leichten Ton bemühte, war das Gift der Eifersucht in ihren Worten nicht zu überhören.
    »Julia? Was ist mit ihr?«, fragte er verwirrt. »Sie hat mir lediglich ein paarmal die Stadt gezeigt. Einmal waren wir Tee trinken. Und dann hat sie mir noch einen Herrenschneider empfohlen. Alles Dinge, für die du keine Zeit hast. Ich finde sie sehr nett, ja.«
    Sehr nett! Olly hätte vor Wut platzen können.
    Alexander winkte ab. »Vergiss Gräfin Julia. Stimmt es nun oder nicht?«
    »Was?« Verwirrt schüttelte Olly den Kopf. Warum stritten sie sich eigentlich?

Weitere Kostenlose Bücher