Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Margok«, sagte Alannah schaudernd. »Aber was genau willst du damit sagen? Willst du Meister Farawyn in die Nähe des Dunkelelfen rücken?« »Ich will damit gar nichts sagen«, stellte Aldur klar. »Ich frage mich nur, wie ein Mitglied des Hohen Rates dazu kommt, die grundlegendsten Prinzipien unseres Ordens infrage zu stellen - und die Regeln zu umgehen, die er für andere aufgestellt hat.«
»Von was für Regeln sprichst du?«
»Zum Beispiel von jener Regel, deretwegen wir hier sitzen und uns die Nacht um die Ohren schlagen, während gewisse andere Novizen längst im Bett liegen
- nämlich dem Verbot, die Wissenskristalle zu benutzen.«
»Aber ich dachte, dieses Verbot gelte für alle Ordensschüler«, wandte Alannah ein.
»Für fast alle. Denn während wir gezwungen sind, unseren Kenntnisstand auf solch rückständige Weise zu mehren, ist es einem einzelnen Schüler erlaubt, auf die Kristalle zuzugreifen.«
Alannah zog die Stirn kraus. »Von wem sprichst du?«
Aldur seufzte laut, als hielte er Alannah für begriffsstutzig. »Von wem wohl? Von deinem Liebling natürlich. Von Granock!«
»A-aber - aber das ist doch Unsinn«, stammelte Alannah fassungslos. »Wie sollte Granock Zugang zu den verbotenen Bereichen der Bibliothek erlangen? Außerdem hast du selbst gesagt, dass sein Verstand der Macht der Kristalle wohl nicht gewachsen wäre und ...«
»Es sei denn, sein Meister würde ihm helfen«, behauptete Aldur. »Farawyn ist schließlich sehr daran gelegen, dass sein Schützling die Prüfungen besteht.« »Du redest dummes Zeug. Granocks Wissen ist das Ergebnis von viel Fleiß und harter Arbeit. Du hast ihn in seiner Kammer sitzen und lernen sehen!« »Das haben wir beide. Und vielleicht sollten wir das ja auch, damit wir keinen Verdacht schöpfen. Aber ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der Elfisch so rasch erlernt hätte wie er.«
»Du hast zuvor noch überhaupt keinen Menschen kennengelernt«, verbesserte Alannah. »Es ist wahr, Granock macht rasche Fortschritte, aber das muss er auch, wenn er die Ausbildung zum Zauberer absolvieren will. Und er arbeitet härter dafür als jeder andere, mich eingeschlossen.« »Härter als jeder andere?« Aldur lachte auf. »Wieso nur kommt es dann, dass nur wir uns hier die Zeit vertreiben?«
»Granock zieht es vor, allein zu lernen, und daran hast du keinen geringen Anteil. Statt böswillige Gerüchte über ihn in die Welt zu setzen, solltest du deine Nase wieder dorthin stecken, wohin sie gehört, nämlich in Saithians >Kraft des elfischen Willens<.«
Sie hatte sich sehr ereifert und sich dabei sogar von ihrem Stuhl erhoben. Das Gesicht zorngerötet stand sie am Ende des Tisches und starrte wütend auf ihren Mitschüler, der jedoch völlig gelassen blieb.
»Meine Teure«, sagte er und erhob sich ebenfalls, »wenn du mich besser kennen würdest, würdest du kein solches Urteil über mich fällen.« »So?«
»Von frühester Jugend an wurde ich in der Kunst der Magie unterwiesen. Mein Vater Alduran, der selbst hier in Shakara weilte, war von jeher überzeugt davon, dass ein großer Zauberer aus mir wird, und dieses Ziel hat er mit aller Härte und Unnachgiebigkeit verfolgt.«
»Er?«, hakte Alannah nach. »Nicht du selbst?«
»Der Wunsch meines Vaters ist auch mein eigener«, behauptete Aldur. »Ich wollte nie etwas anderes, als in den Orden eintreten und ein Magier werden, so wie mein Vater es vor mir gewesen ist.«
»Dann verstehe ich jetzt«, sagte Alannah nur, deren Wut plötzlich verflogen schien.
»Was verstehst du?«
»Warum du nicht anders kannst, als so zu sein, wie du bist. Es ist nicht dein Ehrgeiz, der dich antreibt, sondern der deines Vaters.«
»Mein Vater hat nichts damit zu tun!«, brauste er auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Doch unbeeindruckt fuhr Alannah fort: »Um seinetwillen willst du der Beste sein, um jeden Preis.«
»Ich selbst will der Beste sein«, korrigierte er sie. »Da du schon von Ehrgeiz sprichst, Alannah, will ich dir sagen, dass man davon nie genug haben kann, wenn man seine Ziele erreichen will.«
»Seine Ziele, Aldur«, sagte sie. »Gibt es denn nichts, was du dir selbst wünschst, unabhängig davon, was andere für dich geplant haben?« »Ich will der Beste sein«, wiederholte Aldur steif. »Nicht mehr, aber vor allem nicht weniger. Das ist mein Wunsch.«
Alannah antwortete nicht sofort, sondern musterte ihn zunächst aus der Distanz, nun allerdings mit anderem Blick als zuvor. »Sieh an«, sagte
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