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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dazu nahm, war Granock ein Rätsel, aber er konnte sehen, dass Cethegar noch um vieles blasser und ausgezehrter wirkte als zuvor. Husten schüttelte ihn, das jugendliche Feuer in seinen Augen schien nachgelassen zu haben. Ließen die magischen Kräfte, von denen er zehrte, allmählich nach? Hatte der Zwischenfall gar dazu beigetragen? »A-alles in Ordnung, Meister?«, erkundigte sich Granock besorgt, noch ehe er ein Wort der Erleichterung oder des Dankes äußerte.
    Cethegar stieß ein heiseres Keuchen aus. »Du stürzt um ein Haar in diesen bodenlosen Abgrund, und dann fragst du mich, ob alles in Ordnung ist?« »Nun ... ja.« Granock nickte.
    »Du bist verrückt, Mensch«, beschied ihm der Zauberer schlicht. »Aber ich fange allmählich an zu verstehen, was Farawyn an dir und deinesgleichen findet. Los, helft; mir gefälligst auf!«
    Granock und Aldur rafften sich auf die Beine und halfen dann auch Cethegar dabei, sich wieder aufzurichten. Wie zuvor stützten sie ihn, und gemeinsam schleppten sie sich das restliche Stück zur gegenüberliegenden Seite der Schlucht, dabei peinlich auf jeden einzelnen Tritt achtend.
    »So ist es gut, Meister«, versuchte Aldur ihm ein wenig Mut zuzusprechen. »Wir haben es gleich geschafft...«
    »Du elender Grünschnabel nennst mich Meister?«, knurrte Cethegar. »Natürlich.«
    »Verdammt, Junge - du hast dir längst das Recht verdient, mich >Vater< zu nennen«, fuhr ihn der Zauberer an.
    Dann herrschte Schweigen, bis sie die andere Seite erreichten, wo sich die zerschmetterte Krone des Baumriesen wie ein kleiner entlaubter Wald erhob. Alannah erwartete sie dort, und natürlich wollte sich Granock bei ihr für die unverhoffte Rettung bedanken - doch sie hob abwehrend die Hand und sagte: »Ich habe für dich lediglich das getan, was du auch für mich getan hast. Es gibt keinen Grund, mir zu danken.«
    »Das sehe ich anders«, versicherte er. »Was ist nur los mit dir?«, fügte er fragend hinzu.
    »Meister Farawyn und Meisterin Riwanon«, erwiderte sie, über die Schulter deutend. »Sie haben etwas entdeckt...«
    Granock, Aldur und Vater Cethegar wechselten betroffene Blicke. Worauf immer die beiden Zauberer gestoßen waren, es schien wichtiger zu sein als das Leben eines Novizen.
    Rasch folgten sie Alannah, die Cethegars Zauberstab trug. Sie fanden Farawyn und Riwanon jenseits des Gestrüpps der Baumkrone, zwischen zerklüftetem und von Wurzeln überwuchertem Fels.
    Eine steinerne Säule erhob sich dort, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs war. Anders als die Bäume und Felsen ringsum war sie nicht von Moos bedeckt, was nur zwei Schlüsse zuließ: Entweder, sie war erst vor Kurzem davon befreit worden, oder etwas hatte dafür gesorgt, dass die Säule wider alle Regeln der Natur niemals davon befallen worden war. Ohne dass er den genauen Grund dafür nennen konnte, merkte Granock, wie sich leises Grauen seiner bemächtigte. Trotz der schwülen Hitze, die ringsum herrschte, durchrieselten ihn kalte Schauer.
    Den Elfen ging es nicht anders. Wie gebannt waren ihre Blicke auf die Säule gerichtet, die nur an die zwei Fuß dick war und rund zwei Mannslängen hoch. Ihre Oberfläche war nicht glatt, sondern mit reliefartigen Ornamenten versehen, die etwas Bedrohliches an sich hatten. An einigen Stellen sah Granock steinerne Augen aus der Säule starren, an anderen klafften aufgerissene, zähnestarrende Mäuler. All diese grausigen Verzierungen dienten jedoch nur dazu, ein großes Ornament zu umrahmen, das auf der Vorderseite der Säule in den Stein gemeißelt war - ein fremdartiges Zeichen, wie Granock es noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Was ist das?«, fragte er leise, auf das Symbol deutend.
    »Eine Rune«, antwortete Cethegar mit einer Stimme, die aus einem tiefen Abgrund zu dringen schien.
    »Eine Rune? Von welcher Schrift?«, wollte Granock wissen. Im Zuge seiner Sprachstudien hatte er auch das Elfenalphabet erlernt, aber keines der Zeichen darin ähnelte diesem.
    »Von der alten Schrift«, erwiderte der Zauberer ebenso leise wie tonlos. »Jener Schrift, die verboten wurde, nachdem einer aus unseren Reihen sie für seine dunkle Magie missbrauchte. Sie war durchdrungen von der Macht des Bösen.«
    Granock nickte, auch wenn er keine rechte Vorstellung davon hatte, was Cethegar ihm damit sagen wollte. Die Elfen jedoch schienen es genau zu wissen.
    »Kennt Ihr die alten Zeichen, Vater?«, fragte Alannah, und die Tatsache, dass ihre Stimme dabei kaum zu vernehmen war, verriet ihre

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