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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Rauschen des Regens war nichts zu vernehmen. Selbst die Geräusche des Urwalds waren darunter verstummt, so als hätte der Regen alle Vögel und Tiere hinweggeschwemmt. Anderswo mochte Wasser, das vom Himmel fiel, Leben und Wachstum verheißen; an diesem Ort jedoch hatte Granock das Gefühl, dass es nur dazu diente, drohendes Verderben zu verschleiern. »Weiter!«, bestimmte Farawyn, nachdem er sich und seinen Begleitern eine kurze Pause gegönnt hatte, wobei er sie selbst am wenigsten zu brauchen schien. Ähnlich wie Meister Cethegar schien auch Farawyn die Magie als Quelle körperlicher Kraft zu nutzen - eine Kunst, von der Granock und die anderen Novizen noch meilenweit entfernt waren; ihnen blieb nichts anderes, als ihre Muskeln anzustrengen und die Fähigkeiten ihrer Meister mit jugendlicher Kraft auszugleichen. Auch wenn es verdammt anstrengend war und Granock manche bittere Verwünschung auf den Lippen führte, für die er vorsichtshalber seine eigene Sprache benutzte ...
    Jenseits der Obelisken gab es - zu aller Überraschung - einen gepflasterten Weg. Die Steine waren uralt und ausgewaschen, und an vielen Stellen war Wurzelwerk durchgebrochen und schlängelte sich über die steinernen Platten, aber es war unleugbar ein künstlich angelegter Pfad, der sich zwischen mächtigen Bäumen wand.
    Die Zauberer beschleunigten ihre Schritte und kamen nun viel rascher voran. Die Frage allerdings, wer diesen Weg angelegt haben und wohin er führen mochte, hielt sie nicht weniger in Atem als zuvor der anstrengende Aufstieg. Granock war sicher, dass Farawyn Vermutungen hegte, aber der Meister hatte damit aufgehört, den anderen seine Gedanken mitzuteilen. Wahrscheinlich, so nahm Granock an, wollte er die Novizen nicht beunruhigen, allerdings war die Ungewissheit, in der sie nun alle schwebten, auch nicht dazu angetan, trübe Gedanken zu mildern.
    Ab und zu wechselte Granock einen Blick mit Aldur, der vor ihm marschierte und sich hin und wieder zu ihm umwandte. Obwohl Aldur ein Elf war und sehr viel mehr über den Orden und seine Vergangenheit wusste, schien auch er ziemlich ratlos, was all dies betraf. Was hatten die Entdeckungen zu bedeuten, auf die sie gestoßen waren? Was hatte es mit den geheimnisvollen Echsenkriegern auf sich, die angeblich zum Leben erweckt worden waren? Wer hatte das Steinmonstrum geschickt, das für den Tod des alten Cethegar verantwortlich war? Waren sie tatsächlich, wie Farawyn vermutete, an diesen Ort gelockt worden? Und wenn ja, wer steckte hinter all dem? Gab es tatsächlich einen Verräter in Shakara?
    Noch vor ein paar Monaten hätte diese Frage Granock völlig kaltgelassen. Was ging es ihn an, wenn sich die Elfen gegenseitig das Leben schwer machten? Ob die Spitzohren einander gern hatten oder umbrachten, machte das Leben in den Menschenstädten nicht erträglicher und milderte nicht den harten Kampf ums Überleben, den die Sterblichen tagein, tagaus führen mussten. So oder ähnlich hätte er wohl gedacht.
    Inzwischen jedoch hatte sich vieles geändert. Granock war nicht mehr der zornige junge Mann, als der er nach Shakara gekommen war. Er hatte erkennen müssen, dass die Welt tatsächlich sehr viel größer war, als er es sich hatte vorstellen können, und dass es im Leben um mehr ging als darum, sich den Magen zu füllen und ein festes Dach über dem Kopf zu haben. In diese Gedanken war Granock so versunken, dass er nicht sofort registrierte, wie sich der Wald ringsum lichtete und jenseits des Regens und des Nebels etwas auftauchte, das auf den ersten Blick wie die Umrisse eines riesigen, spitzen Berges erschien. Aber es war kein Berg, der sich da aus Regen und Nebel schälte. Es war ein Bauwerk.
    Granock, der den Blick gesenkt hielt, um auf dem unebenen Pflaster keinen Fehltritt zu tun, bemerkte es erst, als er gegen Aldur stieß, der verblüfft stehen geblieben war. Verwundert schaute auch Granock in die Richtung, in die der junge Elf starrte - und gab ein leises Ächzen von sich, als er das ebenso riesige wie unheimliche Gebilde gewahrte.
    Eine Pyramide. Spitz zulaufend und aus schwarzen Quadern errichtet. Es handelte sich um ein wesentlich größeres Bauwerk als bei dem Schrein auf der Lichtung, wo sie gegen die riesigen Tausendfüßler gekämpft hatten. Um das massige Fundament des Gebäudes, verwittert von Wetter und Feuchtigkeit, hatten sich Wurzeln und Strauchwerk geschlungen; je höher es jedoch hinaufging, desto unberührter und makelloser wirkte das Mauerwerk. Auf halber

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